Seit 1957 wird jeweils am 1. September auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes bei vielen Veranstaltungen an den Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 sowie an die schrecklichen Folgen von Krieg, Gewalt und Faschismus erinnert und zum Frieden gemahnt. Der Antikriegstag stand heuer unter dem Motto „Die Welt braucht Frieden“. Dieser wurde in Neunburg vorm Wald an der Gedenkstätte am Plattenberg zur Erinnerung an die 615 Opfer des Todesmarsches Flossenbürg-Dachau würdevoll begangen.
„Diese Forderung war noch nie so dringlich wie heute, angesichts der Kriege in der Ukraine, in Syrien, Äthiopien und rund um den Globus“, betonte Organisator Franz Schindler. Strömungen, die Hass und Hetze verbreiten, nähmen zu und würden auch von politischen Gruppierungen befeuert. „Man hat den Eindruck, viele wollen gar nichts aus der Geschichte lernen“, so Schindler, der unmissverständlich klar machte: „Wir sind nicht verantwortlich für das, was Generationen vor uns geschehen ist, aber wir sind verantwortlich, dass sich so etwas nicht wiederholt.“ In die Begrüßung schloss Schindler neben vielen Stadt- und Kreisräten auch die beiden Altlandräte Hans Schuierer und Volker Liedtke mit ein.
Größenwahn und Machtstreben
„Wir stehen hier an einem Ort, wo Häftlinge erschossen oder erschlagen wurden, verhungert oder verdurstet sind“, sagte stellvertretende Bürgermeisterin Margit Reichl. Größenwahn und Machtstreben seien die Zugfedern, mit denen Russland die Welt neu ordnen wolle. „Frieden entsteht, wenn die Menschen lernen, gewaltfrei mit Konflikten umzugehen“, so ihr Statement.
Thomas Hiltl vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der 1957 die Initiative für diesen Gedenktag ergriffen hatte, bezeichnete den Antikriegstag als „Mahnung, sich dem Krieg zu widersetzen“. Der Geschäftsführer des DGB Region Oberpfalz, Christian Dietl, nahm die über 80 Millionen Tote, „die vielen kleinen Leute“, in den Blick, die in den Grauen der beiden Weltkriege „unermessliches Leid“ erlitten haben. „Es gibt kein Patentrezept, Kriege schnell zu beenden“, so seine Aussage, deshalb müsse immer wieder darauf hingewiesen werden, „dass Gewalt und Krieg keine Optionen sein dürfen im Zusammenleben der Nationen“, und dass menschenverachtende Ideologien nicht wieder Fuß fassen dürfen. Mit der Niederlegung von Sonnenblumen auf den Gedenkplatten wurde den Verstorbenen die Ehre erwiesen.
„Sicherheit zivil denken“
Mit nachdenklichen Musikstücken umrahmte Hans Deml den Abend. Abschließende Gedanken sprach Willi Rester von den Vereinigten Kriegsdienstgegnern. Die Meinung, nur durch massive Waffenlieferungen könne der Ukraine geholfen werden, sei eine Illusion, machte er deutlich. Im mühsamen Stellungskampf gehe es um jeden Acker, mit hohen Verlusten an Soldaten, Zivilisten und Kriegsgerät. Seine Forderung: „Es wird höchste Zeit, Sicherheit zivil zu denken.“
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