Ehemalige Domspatzen zu Gast in Weiden

Ehemalige Regensburger Domspatzen singen jetzt im Ensemble Passero Regensburg. Es leitet der gebürtige Weidener Maximilian Betz. Und er ist nicht der einzige Heimische, der beim Konzert in der Dionysiuskirche Neunkirchen sein Können zeigt.

Das Ensemble Passero Regensburg gestaltet das Adventskonzert in Neunkirchen. Bild: exb
Das Ensemble Passero Regensburg gestaltet das Adventskonzert in Neunkirchen.

Am vergangenen Sonntag gastierte in der Pfarrkirche St. Dionysius in Weiden-Neunkirchen das Ensemble Passero Regensburg, in dem ehemalige Regensburger Domspatzen unter Leitung des in Weiden geborenen Maximilian Betz singen, ergänzt durch das Orgelspiel von Leopold Neder Schneider aus München.

Zu Beginn des Konzertes singt ein Bariton solo die mittelalterliche Intonation „Rorate Coeli“, worauf das zehn kompetente Sänger umfassende Ensemble in einem gleichnamigen Chorwerk von Heinrich Schütz die Zuhörer gekonnt in die Renaissancezeit versetzt.

Johann Sebastian Bachs „Nun kommt der Heiden Heiland“ ist ein typisches, als Trio angelegtes barockes Werk, das Leopold Neder Schneider auf der gut klingenden, erst kürzlich renovierten Orgel ausführt. Die frische farbliche Neugestaltung des Gehäuses verträgt sich gut mit den sorgsam ausgewählten Farben des neobarocken Gotteshauses.

Vom Mittelalter zur Moderne

Dem „Schöpfer der Sterne“ gewidmet, versetzt die ein- bis dreistimmige Komposition von Guillaume Dufay zurück in die ungewohnte Tonsprache das Mittelalters. Die enthaltenen rhythmischen und harmonischen Besonderheiten werden plastisch herausgehoben.

Im krassen Gegensatz hierzu erklingt danach das ruhig fließende - auf Antiphonen dem 13. Jahrhundert und einer französischen Melodie aus dem 15. Jahrhundert fußende – Werk des schwedischen Tonschöpfers Jan Ake Hillerud.

Franz Biebl, geboren in der Oberpfalz, komponierte häufig für die Regensburger Domspatzen. Entsprechend engagiert interpretiert Passero auch seinen Männerchorsatz „Angelus Domini“ in Aufstellung eines Terzettes gegenüber dem übrigen vierstimmigen Chor. Das Ensemble steigert es in erfrischender Dynamik und Bewältigung der teils schwierigen, zeitgenössischen, doch eingängigen Harmonien zu einem der Konzerthöhepunkte. Nach wohlklingendem „Maria durch ein Dornwald ging“ eines anonymen Verfassers mit beachtlichen Steigerungen bis in mächtiges Forte rüttelte das Ensemble mit dem sechsstimmigen barocken Satz von Andreas Hammerschmidt „Machet die Tore weit“ auf.

Mystische Momente

Morten Laudridsen schrieb sein „O Magnum Mysterium“ für gemischten Chor, das hier – für ein von reines Männerensemble bearbeitet - ausgeführt wird. Die vielen tiefen Stimmen finden nach mutigen Dissonanzen, komplizierten Intervallsprüngen in einen sehr leisen Schluss. Das Werk des Amerikaners hinterlässt eine überaus mystische Stimmung.

Durch die Tonarten chromatisch gleitende Musik der „Pastorale“ von Max Reger belebt - dargeboten vom Organisten an der sparsam registrierten Orgel - den Raum und bereitet auf den Weihnachtsteil des Konzertes vor. Ähnlich schwebend registriert spielt Neder Schneider später beeindruckend das berührende Orgelwerk „Abendfriede“ von Joseph G. Rheinberger.

Vierstimmig gesungen erklingt – spätromatisch von Hans Sitt komponiert - „Zu Betlehem geboren“ und sehr innig das alpenländisch anmutende „Schlaf Jesulein zart“. Weitere Höhepunkte folgten in excellenter Ausführung, wie „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Praetorius und „Drei Könige aus dem Morgenland“ von Peter Cornelius. Im Strophenlied von Cornelius übernahm der in Weiden aufgewachsene, bei den Domspatzen als Präfekt arbeitende Jürgen Hiermaier sehr überzeugend den Solopart in der für Tenor und vierstimmigen Männerensemble eingerichteten Fassung. Hiermaier gestaltet jede Strophe abwechslungsreich mit sensibler Klangkultur.

Moderne Tonsätze

Ensembleleiter Maximilian Betz kreierte einen fünfstimmigen Tonsatz zu „In dulci jubilo“. Er reichert die traditionelle Melodie mit interessanten Intervallsprüngen und überraschenden Wendungen – schließlich stammt er aus der Max-Reger-Stadt und kennt die Tonsatztechnik Regers – an.

Auch „Adeste fideles“ erklang von Siegfried Strohbach (*1994), in ein fünfstimmiges zeitgemäßes Gewand gekleidet. Dieser Satz mündet in ein beglückenden Halleluja.

Das Ensemble Passero wird im Konzert von Maximilian Betz sicher, aufmerksam und umsichtig geführt. Mit großer Sensibilität entwickelt er stets neue Stimmungen und überbringt die Advents- und Weihnachtsbotschaft abwechslungsreich und anregend.

Die Sänger konnten mit Engagement, Sangesfreude, beeindruckender Intonationsreinheit und dynamischer Vielfalt die Besucher begeistern. Die sorgfältige Aussprache, feine Klangqualität und die Stilsicherheit des Ensembles vermittelten den Zauber des seit dem Mittelalter gepflegten mehrstimmigen Männergesangs.

Die vielen Zuhörer dankten mit lang anhaltendem Applaus und genossen zwei weihnachtliche Zugaben.

Maximilian Betz (links) leitet das Ensemble. Er ist ein gebürtiger Weidener. Bild: exb
Maximilian Betz (links) leitet das Ensemble. Er ist ein gebürtiger Weidener.
An der Orgel spielt Leopold Neder Schneider aus München. Bild: exb
An der Orgel spielt Leopold Neder Schneider aus München.
Adventskonzert in Neunkirchen Bild: exb
Adventskonzert in Neunkirchen
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.