St. Dionysius Neunkirchen die heimliche Urpfarrei

Die Geschichte der Pfarrei Neunkirchen reicht 1000 Jahre zurück. Zum Tag des offenen Denkmals gab Pfarrer Andreas Ruhs spannende Einblicke in die evangelisch-lutherische Kirche in Neunkirchen.

"Die Pfarrei und die Kirche St. Dionysius haben eine lange Geschichte. Bis ins 16. Jahrhundert war Neunkirchen Mutterpfarrei für viele Gemeinden im Umkreis, damals auch für St. Michael in Weiden." Zur Kirchengemeinde Neunkirchen gehören heute auch Brandweiher, Ermersricht, Frauenricht, Halmesricht, Latsch, Mallersricht, Rupprechtsreuth, Trippach, Weiden-West und Wiesendorf.

Von 1663 bis 1912 wurde die Kirche von evangelischen und katholischen Christen gemeinsam, also simultan, genutzt. Über 100 Jahre nach Auflösung des Simultaneums, freut sich Pfarrer Andreas Ruhs über ein reges und freundschaftliches ökumenisches Miteinander mit den katholischen Nachbarn. Bei Führungen zum Tag des offenen Denkmals informierte der Pfarrer die vielen Interessierten über die Ursprünge der „Urkirche“ von Weiden.

Bereits zum Start kamen 43 Zuhörer ins Gotteshaus. Zudem stiegen auch einige auch auf die Turmspitze. Und das Interesse ließ auch beim weiteren Vortrag nicht nach.

„In welcher Zeit liegen die Anfänge des kirchlichen Lebens in Neunkirchen?", fragte der Pfarrer. "Sichere Informationen haben wir für die früheste Zeit nicht. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden einige Theorien und Vermutungen aufgestellt." Aufgrund des Patroziniums St. Dionysius könnte die Gründung im 8. Jahrhundert gewesen sein, da der Heilige bei den Karolingern sehr beliebt war. Die Kirche hätte zu einem karolingischen Königshof in Weiden gehört. Aber: sie könnte auch um ca. 900 gegründet worden sein. Die "neue Kirche" zwischen Weiden und Mantel, bezugnehmend auf „Neunkirchen“, sei von Mönchen des Regensburger Klosters St. Emmeran gebaut worden. Diese hätten Mönche des Klosters Niederaltaich (St. Mauritius) abgelöst, welche im Jahr 863 ein "Gut an der Trebina" von Kaiser Ludwig dem Deutschen geschenkt bekommen hatten. Dieses "Trebina" könnte Trippach sein. Da auch die Verehrung des Heiligen Dionysius in dieser Zeit eine Erneuerung erfuhr, könnte die Kirche in Neunkirchen in dieser Zeit gegründet worden sein.

Im Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler sei zu lesen, dass ein Langhaus in die Romanik zurückgehe. „Bei der Restaurierung 1984 kam das romanische Quadermauerwerk (Sandstein) mit den schmalen mit ursprünglichen Fenstern zum Vorschein. Leider sind diese Fenster auf der Südseite wieder verputzt worden. Zeitlich befinden wir uns damit im späten 10. bzw. im 11. Jahrhundert“, so der Pfarrer.

Vom Keller des Pfarrhauses, das bis 1981 der katholische Pfarrhof war, führen zwei Gänge. Einer in Richtung Norden, der andere unter dem Kirchhof in Richtung Osten, welcher im Fortgang der Wiengasse seinen Ausgang hatte. Man vermutet die Entstehung im 10. Jahrhundert, als die Ungarn Eroberungszüge machten und Neunkirchen eine Befestigung hatte, noch nicht aber Weiden. „Allerdings müssen die Gänge mit der Pfarrei und Kirche nicht unbedingt etwas zu tun haben. Sicher ist: Bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war Neunkirchen eine bedeutende Pfarrei“. Aus den alten Dokumenten lässt sich ihre Ausdehnung erschließen. Von Hütten über Mantel bis Weiden und hinunter nach Etzenricht reicht sie.

Neunkirchen ist die Mutterpfarrei und -kirche auch von Weiden. Bereits im 14. Jahrhundert beginnend, hat sich dieses Verhältnis mit der Zeit umgekehrt. Neunkirchen erhält den Zusatz „Weiden“ oder „bei Weiden“. Schließlich heißt die Pfarrei nur noch Weiden.

Ruhs erwähnte noch, dass der Name "Neunkirchen" von der "neuen Kirche" herkommt und nichts mit der Ziffer 9 zu tun hat. Im Mittelalter hat es in der Gegend noch keine neun Kirchen gegeben, die man vom Neunkirchener Hügel hätte sehen können. In Weiden entstanden erst seit dem 14. Jahrhundert neben der Kirche St. Michael neun weitere Kirchen und Kapellen.

Nach den beiden Kirchenführungen hatte jeweils Willi Klier an der Orgel die Besucher musikalisch aus der Kirche gespielt. Der Kirchenvorstand lud abschließend zu Kaffee und Kuchen im Pfarrgarten ein.

Hintergrund:

100 Jahre nach dem Ende des Simultaneums

  • 1914: neuer Altar und neue Orgel von Strebel, Bayreuth
  • 1915: Kronleuchter wurde nach sieben Jahrzehnten auf 18 Kronleuchterarme erweitert
  • Glocken gingen immer wieder verloren durch Brand und Krieg. 1950 kamen zwei weitere hinzu.
  • 1964 Innenrenovierung mit Verrückung des Taufsteins
  • Die Kirche ist heute im Besitz der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Neunkirchen.
 
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