Den Gläubigen hat er es bereits am Wochenende bei den Gottesdiensten mitgeteilt: Pfarrer Rödl möchte zum 1. September in seine Heimatstadt Regensburg wechseln. Dort wartet auf ihn eine Stelle als Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Seine jetzige Stelle wurde neu ausgeschrieben.
Interessant sind die Gründe für Rödls Entscheidung. Zum einen sei es die reizvolle neue Aufgabe in der Heimatstadt, wo auch die Eltern leben, zum anderen aber "unterschiedliche Auffassungen in der Pfarreiengemeinschaft bezüglich Liturgie und Gestaltung der Pfarrei". Manchmal habe es einfach am Miteinander gehapert, gibt er zu. Das habe auch mit den Vorgängen um Rödls Vorgänger zu tun. Dieser hat inzwischen einen Strafbefehl bekommen, weil er Fahrtenbücher gefälscht hat (wir berichteten). Bei all dem ist rauszuhören, dass Rödl wohl in Gremien noch mit Mitstreitern zu tun hatte, die dem von der Justiz belangten Geistlichen hinterhertrauern. Diese Situation will Rödl nicht weiter kommentieren. "Das hat Ihre Zeitung schon recht gut dargestellt." Dem Vernehmen nach hat Rödl manch alten Zopf abgeschnitten und etwa die bekannt langen Gottesdienste seines Vorgängers gestrafft. Bei Beerdigungen hat er den traditionellen Kirchenzug der Vereine mit Musik zum Friedhof abgeschafft. Ersteres soll bei einer Mehrheit gut, letzteres weniger gut angekommen sein.
Rödl kam durchaus mit etlichen Mantelern und Neunkirchenern klar. Die Kolpingsfamilie machte ihn zum Präses, die Feuerwehr Neunkirchen nahm ihn als Mitglied auf. Als Diözesanpräses wird er höchstens mal am Wochenende in einer Pfarrei aushelfen und sich ansonsten um die KAB-Ortsverbände in der Oberpfalz und Teilen Niederbayerns mit ihren knapp 11 000 Mitgliedern kümmern. Dabei soll er zwei Ehrenamtliche zur Seite haben, die mit ihm Delegiertenversammlungen und Gottesdienste organisieren. Der Posten eines Diözesanpräses gilt auch als Sprungbrett ins Domkapitel. Ein bekanntes Beispiel ist der Grafenwöhrer Reinhard Pappenberger.
Stephan Rödl ist in Regensburg gut vernetzt. Der studierte Theologe und Wirtschaftswissenschaftler war Gymnasiast im Domspatzen-Internat. Dort hätten ihn vor allem Begegnungen mit den Brüdern Ratzinger und Direktor Herbert Winterholler bewogen, die kirchliche Laufbahn einzuschlagen.
Rödls Vorgänger wird den Strafbefehl akzeptieren und keinen Einspruch einlegen, sagt Anwalt Tobias Konze am Mittwoch. Vielmehr wolle er die kirchenrechtliche Entscheidung abwarten und dann wieder seelsorgerisch arbeiten.
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