Neusath bei Nabburg
07.08.2018 - 18:04 Uhr

Gäist übern Mist, dann woaßt wasd bist

Woran einst der reichste Bauer erkannt und wie der Teufel von Haus und Hof ferngehalten wurde, erzählt Irene Ehemann - natürlich in Dialekt.

Das sind auf Oberpfälzisch natürlich keine Säue, sondern „Sei“. Harald Mohr
Das sind auf Oberpfälzisch natürlich keine Säue, sondern „Sei“.

Sie glauben, Sie sprechen Oberpfälzisch? Dann gehen Sie mal mit Gästeführerin Irene Ehemann durch das Freilandmuseum Neusath-Perschen. Bei der Führung "Mit Dialekt durchs Museum" erfährt so ziemlich jeder noch viele Begriffe, die er noch nie gehört hat, aber auch alte Bräuche.

Der Buxbaum vor dem Denkenbauernhof zum Beispiel steht nicht aus Zufall da. Böse Geister oder der Teufel selber mussten dem Volksglauben nach erst alle Blätter vom Buxbaum zupfen, bevor sie ins Haus eindringen konnten. Weil das den meisten Geistern zu viel Aufwand war, blieben die Häuser geschützt. Ein effektiver Schutz, der weit verbreitet war: "Jeder hat in seinem Bauerngarten einen Buxbaum gehabt."

Plündernde Banden

Zur Abwehr von sehr realen plündernden Banden dagegen diente das "Stodldordial". Die kleine Tür im Stalltor sollte im Notfall die Verteidigung des Bauernhofes leichter machen, meint Irene Ehemann. Im Denkenbauernhof findet man sowohl einen Domkobl, ein Taubenhaus, als auch einfache Löcher im Dachboden, der als "Domschloog", als Taubenschlag, diente. Sogar warum Autos bei uns auf der linken Seite das Lenkrad haben, kann Irene Ehemann erklären. "Das stärkere Pferd spannte man früher immer links ein." Deshalb saß der Kutscher auch links, um das Führungspferd besser dirigieren zu können.

Daheim im Hof aßen alle zusammen unter dem Herrgottswinkel aus der gleichen Schüssel ihre "Erpflsuppn", ihre Kartoffelsuppe. Kartoffeln waren die Speise der Armen, und deshalb nannte man die Oberpfalz auch "Erpflpfalz". Immerhin hatte jeder seinen eigenen Löffel, und wenn der Bauer sein "Leffl ogab", seinen Löffel abgab, war das Essen beendet. Nach anderen Deutungen stand der Begriff "den Löffel abgeben" auch für den Tod.

Über den Wohlstand der Bauern erfuhren die Leute etwas, wenn sie sich den Misthaufen ansahen. Je mehr Mist, desto reicher der Bauer. Daher der Spruch "Gäist übern Mist, dann woarst wasd bist."

Krischperl und Heigeing

Zur Familie gehörten auch die Knechte und Mägde. Hier gab es Rangordnungen: So stand die "Hausmoogd" über der "Stallmoogd". Ein "Drudschal" war langsam, ein "Krischperl" klein, und eine "Heigeing" eine große Frau. Die "Gänsmoad" war der niedrigste Beruf im Dorf. Jeder Hof und jedes Haus hatte einen Hausnamen, zum Beispiel in Nabburg der "Dorwattl", der Torwächter. Wie die Menschen in den Häusern wirklich hießen, spielte dabei keine Rolle. Viele französische Lehnwörter haben sich aus dem 19. Jahrhundert erhalten. So das "Pottschamperl" (der Nachttopf) oder das "Trottoir" (der Gehsteig). (moh)

Gästeführerin Irene Ehemann führt im Dialekt durchs Freilandmuseum Neusath. Harald Mohr
Gästeführerin Irene Ehemann führt im Dialekt durchs Freilandmuseum Neusath.
Auf diese Tiere passte früher die „Gänsmoad“ auf. Harald Mohr
Auf diese Tiere passte früher die „Gänsmoad“ auf.
 
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