Wenn die Schneeflocken um die Oberpfälzer Bauernhöfe wirbeln, dann malen sie Bilder in die Köpfe, von Rockenstuben und Hutzaabenden, an denen die Leute früher im Januar am knisternden Holzofen saßen. Der Alltag im Freilandmuseum Oberpfalz ist ein anderer. Auch im Winter herrscht hier Hochbetrieb, drinnen rauchen die Köpfe, draußen knattern die Motorsägen.
Bauholz aus dem eigenen Wald
Während Museumsleiter Tobias Hammerl mit seinen Mitarbeitern im Konferenzraum neue Konzepte diskutiert und die kommenden Ausstellungen plant, ist 100 Meter entfernt beim Köstlerwenzelhof schon ein neues Baufeld ausgesteckt. Daneben haben die Zimmerer des Museums Balken aufgeschlichtet und Bretter. "Alles aus unserem eigenen Wald", wie Hammerl betont. Im Sommer soll wieder gebaut werden und der Museumschef freut sich auf ein richtig schönes Holzhaus.
"Wir bauen den Lernhof Köstlerwenzel", sagt Hammerl. Das neue Gebäude erfüllt gleich mehrere Funktionen. Zum einen ersetzt es das fehlende Wohnstallhaus in dem Bauernhof-Ensemble, das einst in der Gemeinde Bad Neualbenreuth (Landkreis Tirschenreuth) stand. Zum anderen bietet es dringend benötigten Platz für die Museumspädagogik. "Wir können hier Seminare und Workshops für Schulklassen oder andere Gruppen anbieten", freut sich der Museumsleiter. Und nicht nur das: Auch Übernachtungen sind möglich. In dem Neubau wird es zwei Schlafräume mit Matratzenlagern geben.
Sparen als eine Hommage
Trotz aller Begeisterung für das Vorhaben musste Hammerl auf die Kostenbremse drücken. "Ein wichtiges Kriterium der Entwurfsplanung ist die Kostenoptimierung", erklärt er. Während bestimmte Ausgaben, etwa für die Brandschutzanlage, schlicht notwendig sind, sei bereits bei der Planung versucht worden, in allen Bereichen möglichst einfache, günstige und dennoch wertige Lösungen zu finden. Eine Herausforderung, die das Museumsteam nicht als Spardiktat empfindet, sondern als "Hommage an ressourcensparende, historische Bauweisen". So werden etwa die Holzelemente mit einfachen Nagelplatten verbunden, das Dach wird mit Titanzinkblech belegt und die Elektroinstallation auf Putz verlegt.
Der renommierte Architekt Max Otto Zitzelsberger, Junior-Professor für Tektonik im Holzbau an der Technischen Universität Kaiserslautern, hat seine Ideen mit eingebracht. Eine davon ist die spezielle Außenhaut des Gebäudes. Sie soll aus Lehmschindeln bestehen. "Damit hebt sich das Gebäude klar von den historischen Bestandsbauten ab", sagt Hammerl. Einen Bezug zu den Bestandsbauten gibt es aber dennoch. Die Lehmschindeln sollen bei museumspädagogischen Workshops vor Ort hergestellt und gestaltet werden. Die Pläne sind bereits zur Genehmigung eingereicht. Wenn alles klappt, gibt es wohl im Frühjahr einen Bescheid. Dann würde im Sommer der Rohbau aufgerichtet und im nächsten Jahr der Innenausbau erfolgen.
Stodl aus Frotzersricht fertig
Gleich nebenan ist erst das jüngste Bauvorhaben abgeschlossen worden - der Hofstadel aus Frotzersricht bei Schwarzenfeld präsentiert sich nun wieder in voller Pracht. Nur das neue, helle Windbrett am Giebel verrät, dass hier erst vor wenigen Wochen noch die Zimmerer gesägt und genagelt haben. Der Stadel ist etwas besonderes, nicht etwa weil er so alt ist, sondern weil er von der Motorisierung der Landwirtschaft zeugt. Die Scheune stammt aus dem Jahr 1937 und hat für damalige Zeiten enorme Ausmaße: 12 mal 12, mal 12 Meter.
"Der Stadel ist ein schönes Beispiel für die in den 1930er Jahren beginnende Vergrößerung von landwirtschaftlichen Gebäuden", berichtet der Museumschef. Auch in der Oberpfalz seien ab diesem Zeitpunkt verstärkt Maschinen, etwa Binde- oder Balkenmäher, Kartoffelernte- und Sähmaschinen sowie mit stationären Motoren betriebene Maschinen und Werkzeuge eingesetzt worden. "Diese Gerätschaften benötigten jedoch Platz, weshalb die Stadel auf den Höfen größer gebaut mussten." Jetzt erzählt der Stodl aus Frotzersricht im Freilandmuseum seine Geschichte und beherbergt ganz neben das nagelneue Heimatmobil, das der Bezirk Oberpfalz als fahrenden Infostand angeschafft hat.
Lernhof Köstlerwenzel
- Neubau als Abschluss des Gebäude-Ensembles Köstlerwenzelhof.
- Kubatur wie das ursprünglich zum Hof gehörende Wohnstallhaus, das aber vor Abbruch und Wiederaufbau abgebrannt war.
- Gebäude aus Holz, das aus dem Museumswald stammt, mit Seminar- und Schlafräumen.
- Antrag zur Baugenehmigung ist eingereicht, Arbeiten für Rohbau sollen heuer beginnen.
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