Es ist 9.15 Uhr. Inge Ernstberger (72) und Annemarie Lauterbacher (73) stehen an der Bushaltestelle nahe der Kirche. Die beiden Seniorinnen unterhalten sich übers Einkaufen. Das ist auch ihr Ansinnen an diesem Freitagmorgen. Sie müssen nicht lange ausharren, der Citybus kommt pünktlich um die Ecke gefahren, drei weitere Mitfahrerinnen sitzen schon im Fahrzeug. Inge Ernstberger und Annemarie Lauterbacher wollen eben einsteigen, da sehen sie Bürgermeister, Peter König, und den Seniorenbeauftragten Alois Greger. "Wollt's heit a mitfahren?", scherzen die Damen.
König verneint. Er und der Seniorenbeauftragte bringen Neuigkeiten vorbei. Der Rathauschef hält den neuen Fahrplan in Händen. Er informiert die Seniorinnen, dass es nun ein Handy im Bus gibt: "Jetzt können alle Interessierten den Bus auch anrufen." Der mobile Senioren-Fahrdienst ist kostenlos, wird von Ehrenamtlichen betreut und ist noch ziemlich einmalig im Landkreis. Die Frauen scherzen ein wenig mit dem Bürgermeister, dann ist Zeit zur Abfahrt. Heute hat Alexandra Stehbach Dienst. Die 49-jährige Neusorgerin drängt zur Eile, an den weiteren Haltestellen warten ebenfalls Leute. Stehbach fährt den "Citybus" seit der Gründung vor fünf Jahren. Sie erklärt, dass mit zwei Fahrten pro Woche begonnen wurde. Erfahrungswerte hätten gezeigt, dass eine Einkaufstour am Freitag ausreiche. Auf die Frage, warum sie ehrenamtlich die Senioren durch den Ort kutschiert, nennt sie mehrere Gründe: "Weil das eine gute Sache ist. Und weil ich auch einmal froh sein werde, wenn das jemand für mich macht."
Aufwändig sei es nicht. Sie käme gar nicht so oft zum Einsatz, sagt die Ehrenamtliche. Das liege daran, dass man sich in Neusorg sehr um Hilfe für die Senioren bemüht. Inzwischen gebe es neun Fahrer. So fährt seit drei Jahren auch Karl-Heinz Winterling (65) den "Citybus". "Ich kann mir das zeitlich gut einteilen", sagt er. Sollte es mal nicht passen, würde immer ein Kollege einspringen. Auch ihm ist das Gute an der Sache wichtig. Seiner Meinung nach, müsse man in einem Ort zusammenhalten.
Im Bus geht's lebhaft zu, die Frauen ratschen miteinander, erzählen sich Neuigkeiten. Inge Ernstberger fährt seit einem halben Jahr mit. "Ich brauche nicht immer die Verwandten fragen." Alexandra Stehbach steuert den Bus Richtung Rewe. Annemarie Lauterbacher ist froh, bei der Sommerhitze im klimatisierten Bus zum Einkaufen zu fahren. Zu Fuß würde sie das nicht aushalten, sagt sie. Thea Stehbach (79) sitzt hinten. Sie war eine der ersten Nutzerinnen und fährt schon fünf Jahre mit. Auch sie schafft es nicht mehr allein zu den Supermärkten am Ortsrand. "Nicht vergessen, ich muss dringend in die Apotheke", bittet sie die Fahrerin. Stehbach lacht und antwortet: "Sag' halt was. Ich bringe dich doch gern hin, auch wenn wir versehentlich vorbeigefahren sind."
Beim Supermarkt steigen Inge Ernstberger und Annemarie Lauterbacher aus. Die anderen wollen zu Netto. Im Rewe wird in aller Ruhe überlegt, was eingekauft werden muss. Nach einer Dreiviertelstunde ist das erledigt. Dann wartet Alexandra Stehbach wieder mit dem "Citybus" draußen auf dem Parkplatz. Sie hilft beim Einladen der schweren Einkaufstaschen.

















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