Von Alfons Prechtl
Es braucht nicht immer ein altes Gemäuer sein, wenn man eine bemerkenswerte Hauskapelle sucht. Und es muss auch nicht immer eine Marienkapelle sein, wenn man eine markante Namensgebung finden möchte. Es gibt auch andere Kapellen: So in Neusorg, wo man auf eine moderne Dreifaltigkeitskapelle trifft. Sie sucht in Lage, Gestaltung und Bedeutung ihresgleichen. Die erst 2005 errichtete Kapelle zeigt vielerlei Besonderheiten wie die Namensgebung, aber auch die Platzierung.
Vergangenen Sonntag feierten die katholische und evangelische Kirche das Fest der Dreifaltigkeit (Trinitatis). Weihnachten, Ostern und Pfingsten werden geradezu in einem eigenen Fest vereint. Zwar gibt es große und bedeutende Kirchen mit der Bezeichnung Dreifaltigkeit - beispielsweise die Kappl bei Waldsassen - aber kleine Privatkapellen sind diesbezüglich nur wenige überliefert.
Freier Blick
Die Platzierung der Kapelle könnte das Lebensgefühl eines modernen Menschen widerspiegeln. Sie wurde am Wander- und Radweg von Neusorg nach Riglasreuth errichtet. Nach Osten bildet die gleichnamige Ortsstraße die Grenze, an die sich immer mehr Handwerksbetriebe, Handelshäuser und Industrieanlagen ansiedeln. Nach Westen ist der Blick frei über Acker- und Wiesenflächen, im Hintergrund rauscht von Zeit zu Zeit die Eisenbahn über die Neusorger Brücke.
Die Kapelle selbst ist umgeben von Sträuchern und kleinen Gewächsen, daneben stehen ein beachtenswertes Kreuz auf einem Steinsockel sowie Bänke und ein Tisch für die Rast. Zwar sperrt ein Schmiedeeisentor den Zutritt zum direkten Inneren - wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen - aber ein kleiner Vorbau gibt den Blick ins Innere frei und schützt vor schlechtem Wetter.
Den eigentlichen Grund, warum die Kapelle an dieser Stelle steht, lüftet die Besitzerin und Erbauerin Waltraud Würstl: "Wir wollten eine Kapelle errichten, die den direkten Blick auf den Armesberg, den Hausberg von Neusorg, freigibt."
Sie hat mit ihrem Mann Emil, der schon gestorben ist, und ihrem Sohn Bernhard die entscheidenden Weichen gestellt. Waltraud Würstl fügt auch die Motivation an: "Die Kapelle ist aus Dankbarkeit errichtet worden. Verschiedene überstandene Krankheiten, auch die der Tochter Maria, haben in uns den Gedanken reifen lassen, dafür eine Dreifaltigkeitskapelle zu bauen." Heute freue sie sich, dass dies gelungen sei und dass das Bauwerk so gut angenommen werde.
Die Kapelle wurde auf eigenem Grund und Boden errichtet. Für die Errichtung zeichnet Baumeister Alois König verantwortlich, den Plan und den Dachstuhl fertigte Sohn Bernhard an. Aber sehr viel wurde in Eigenleistung geleistet. Im Rückblick erklärt Waltraud Würstl: "Es war die schönste Zeit. Solch eine Harmonie, man konnte sehen, wie in Gemeinschaftsarbeit das Vorhaben immer mehr wuchs und alle eine Zufriedenheit ausstrahlten, dass am Ende das Vorhaben gelang."
Begabte Schnitzerin
Die Innenausstattung ist ganz auf die Dreifaltigkeit ausgerichtet. Wesentlich dazu tragen die Holzfiguren bei, die Waltraud Würstl alle selbst gestaltet hat. Sie ist eine begabte Schnitzerin, was sie allerdings nur im privaten Bereich einsetzt. Die Taube, Gott Vater und Sohn bilden das Zentrum des Altarbildes (Dreifaltigkeit), flankiert von Maria (nach Altöttinger Muster) und einer Jesus-Darstellung, unten zwei Engel.
Die farbigen Glasfenster wurden von dem Mitterteicher Künstler Engelbert Süß gestaltet. Sie nehmen die Themen Gott als Auge und Weintrauben als Symbol für die Eucharistie auf. Das Thema "Auge Gottes" ist auch im Dachstuhl zu finden. Das Kreuz neben der Kapelle besteht aus einem alten österreichischen Friedhofskreuz und einem Findling aus Schurbacher Kösseinegranit.
Die ganze Anlage macht einen sauberen und gepflegten Eindruck. Dafür sorgen Waltraud Würstl selbst und ihre Schwiegertochter Erika. Je nach Kirchenjahr wechseln auch die verschiedenen Darstellungen im Inneren, das Altarbild bleibt natürlich gleich.
Und so fiebert man dem Ende der Pandemie entgegen, damit gemeinschaftlich vom Mai bis Oktober jeden Montag um 19 Uhr der Rosenkranz gebetet werden kann. Ein größeres Kapellenfest soll jedes zehnte Jahr gefeiert werden.
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