Äpfel, Birnen, Trauben – in den Gärten leuchtet derzeit das Obst von den Bäumen, Sträuchern und Kletterhilfen. Wer nicht alles in Kuchen oder als Marmeladen verarbeiten möchte, kann sich seine Gartenfrüchte beim Obst- und Gartenbauverein (OGV) Neusorg pressen und zu Hause als Saft schmecken lassen.
"Am 15. September geht's los", verrät Gerald Sacher. Er ist Ansprechpartner beim Neusorger OGV für die Vereinskelterei beziehungsweise Mosterei. Neben Birnen und Äpfeln bearbeitet der Verein auch Weintrauben – Quitten allerdings nicht, wie Sacher sagt, die seien nämlich zu hart. Heuer gebe es viele Birnen, Sacher rechnet deshalb damit, dass heuer viele gemostet werden. In der Hauptsache – "98 Prozent" – seien es aber Äpfel, die die Leute in die Vereinsräume des OGV bringen.
Volle Liste
Neu sei heuer eine Liste, in die sich die Mitglieder des Vereins bereits eintragen konnten – 30 hätten das schon getan. Zulauf verzeichnet Sacher auch aus dem Landkreis Wunsiedel: Da habe es lange keine einzige Obstpresse gegeben, seit diesem Jahr allerdings schon wieder. Auch aus Marktredwitz und Waldershof, aus Windischeschenbach, Eschenbach, Kirchenlaibach, Warmensteinach, Mehlmeisel, Brand kämen Anrufe und Anfragen. "In dieser Zeit ruht so ziemlich alles andere", erzählt Sacher im Gespräch mit Oberpfalz-Medien mit Blick auf andere Tätigkeiten. Er kümmere sich um die Terminvereinbarungen, versorge die Helfer mit Brotzeiten. Mindestens vier, besser fünf, Helfer müssten es für das Obstpressen schon sein. Die ganze Koordination liege bei ihm.
Und wie läuft das Ganze ab? Der OGV braucht etwa eine Woche Vorlaufzeit, wie Sacher erklärt. Die Leute rufen an und teilen mit, wie viel Obst sie haben, fragen, wann sie kommen dürfen, "dann wird ein Termin ausgemacht". Dann bringen sie das zu pressende Obst versehen mit ihrem Namen. Wenn die Charge fertig ist, kann sie wieder abgeholt werden. Nach jedem Mostvorgang werde das Zubehör gereinigt und "penibel darauf geachtet, dass jeder seinen Saft bekommt". Das Pressen einer Charge dauert etwa 45 Minuten.
Zwei Erhitzer
Eine weitere Neuheit: "Wir haben seit heuer einen zweiten Erhitzer", informiert Sacher, "das war vorher unser Schwachpunkt." Denn während des Erhitzens des Obstes – 82 Grad Celsius sind zu erreichen – kann nichts anderes erledigt werden. Jetzt kann der eine Erhitzer seine Arbeit erledigen, während der andere vorbereitet wird. Die Kosten eines solchen Geräts gibt Sacher mit etwa 4000 Euro an. "Der beste Saft ist der gemischte Saft", sagt Sacher. Ihm schmecke am besten eine Mischung aus 80 Prozent Äpfeln und 20 Prozent Birnen. Deren Süße vertrage sich gut mit der Säure der Äpfel.
Während der Sanierung der Rektor-Haindl-Aula hat der OGV das Pressen und Mosten in einer ehemaligen Metzgerei erledigt. Dieses Jahr läuft das Ganze wieder im Vereinskeller der Aula in der Goethestraße 4 ab. Seit mindestens 40 Jahren bietet der Verein das Mosten an, seit etwa 10 Jahren kümmert sich Sacher um die Koordination. Jedes Jahr sei es "toujours durchgegangen", auch während Corona habe es keinen Einbruch an Nachfrage gegeben. Im Gegenteil: "Wir haben teilweise 14 Stunden am Tag gearbeitet, da war man absolut platt", erinnert sich Sacher. Einige Tonnen Äpfel seien verarbeitet worden. Das Obst müsse in den Keller und der Saft wieder nach oben getragen werden.
Der wird dann in Fünf-Liter-Bag-in-Boxen abgefüllt, der Beutel halte sich sehr lange. "Ich habe immer noch Saft von vor zwei Jahren." Am besten sei es, den Saft im Keller zu lagern – und, ganz wichtig: bei gleichbleibender Temperatur. Auch wenn ein Beutel schon geöffnet ist, könne man ihn ruhig einige Wochen aufheben und noch genießen. Durch das Bag-in-Boxen-System entstehe ein Vakuum, somit komme auch kein Sauerstoff hinein. Den Trester bekommt ein Jäger für die Wildtierfütterung.
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