Neustadt am Kulm
04.05.2023 - 20:34 Uhr

Zur Bronzezeit am Rauhen Kulm

Die Funde vom Rauhen Kulm aus der Bronzezeit sind bisher einzigartig in der Nordoberpfalz. Licht in die sogenannte graue Vorzeit bringt Dr. Hans Losert bei seinem Vortrag in Neustadt am Kulm.

Einer der Grabhügel vom Rauhen Kulm mit Resten der zentralen Grabkammer Bild: Losert/exb
Einer der Grabhügel vom Rauhen Kulm mit Resten der zentralen Grabkammer

Dr. Hans Losert von der Universität Bamberg, der seit 2004 die archäologischen Grabungen am Rauhen Kulm leitet, konnte den zahlreichen Zuhörern erstaunliche neue Erkenntnisse über die Geschichte der Region berichten. Anders als bei üblichen archäologischen Grabungen, wo man die Zeitabschnitte in Schichten belegen kann, sei es bisher am Kulm eher so, dass Fundmaterial "gemischt" vorkam. So kam es, dass man eine steinzeitliche Pfeilspitze neben einem mittelalterlichen Keramikbruchstück finden konnte. Erstmals bei Grabungen 2019 stieß man auf eine Kulturschicht, die sich der Bronzezeit zuordnen lässt.

Zwei Materialien nötig

Die Bronzezeit beginnt mit dem Ende der Jungsteinzeit etwa 2200 v. Chr., läuft in der Urnenfelderzeit um 800 v. Chr. aus und mündet in die Eisenzeit. In der Bronzezeit beginnen die Menschen sesshaft zu werden und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Die zur Herstellung von Bronze benötigten Rohstoffe sind Kupfer und Zinn. Bronzeartikel waren beliebte Handelsware und Zahlungsmittel. Aus der Legierung fertigte man Schmuck, Gebrauchsgegenstände und Waffen. Nachweislich liegt der Rauhe Kulm an Primärvorkommen von Kupfer. Da aber beide Materialien nicht beieinander gefunden wurden, war Handel erforderlich.

Belegen lässt sich die Bronzezeit am Rauhen Kulm laut Losert inzwischen durch verschiedene Fakten. Das sind einmal die hochwertigen Keramikbruchstücke, die die Grabungen zutage brachten. Des Weiteren wurde bei den Abbauarbeiten im nebenan liegenden Steinbruch um 1880 eine bronzezeitliche Kugelkopfnadel gefunden. Leider ist diese heute nicht mehr vorhanden.

1969 wurde am Südhang der Basalthalde ein unfertiges Bronzebeil gefunden. Es befindet sich in Privatbesitz. Da man bei den Grabungen auch Bronzeschlacke gefunden hat, ist davon auszugehen, dass sowohl das Beil als auch andere Gegenstände hier hergestellt wurden.

Unter der bronzezeitlichen Kulturschicht kam nun auch noch ein in die Vulkanbrekzie eingearbeitetes Palisadengräbchen (Breite etwa 30 Zentimeter) zutage. Es gehört zur Rückfront einer vorgeschichtlichen Befestigung. Bei der Vorderfront handelt es sich um eine Pfostenschlitzmauer. Hier hofft man auf weitere Erkenntnisse bei kommenden Grabungen.

Region wurde ignoriert

Bis in die Mitte der 70er Jahre hatte sich bei Wissenschaftlern eingeprägt, dass es so gut wie keine Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit in der Nordoberpfalz gab. Die einfache Erklärung: Es sind keine Grabhügel bekannt und es wurden keine Funde gemacht. "Vermutlich auch deshalb schenkte man diesem Raum keine weitere Beachtung bei der Forschung", resümierte Losert.

Von dieser Siedlungsleere kann aber keinesfalls die Rede sein. Seit dem Ende des Neolithikums (Jungsteinzeit) diente der Rauhe Kulm als Landmarke und war zentraler Ort in der Siedlungskammer zwischen Fichtelgebirge und Steinwald. Zudem sind inzwischen mehrere vorgeschichtliche Grabhügel von teils beachtlicher Größe bekannt. Und es gab auch Flachgräber, die jedoch heute selten noch als solche zu erkennen sind.

Als Ergebnis der Grabungen lässt sich festhalten: Die Funde vom Rauhen Kulm aus der Bronzezeit sind bisher einzigartig in der Nordoberpfalz. Besiedlungsbelege gibt es nur vom Rauhen Kulm. Und man darf gespannt sein, was die für August in diesem Jahr geplante Grabungsaktion Neues zutage bringt.

 
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