Bei festlichen Anlässen ist es meist üblich, dass die Jubilare und der Kirchenvorstand zusammen mit dem Pfarrer feierlich in die Kirche einziehen. Aus Gründen der Sicherheit zogen dieses Mal nur die Ehrengäste und die beiden Vertrauensleute des Kirchenvorstandes zusammen mit Pfarrer Hartmut Klausfelder zum Festgottesdienst anlässlich des Kirchenjubiläums in das Gotteshaus ein.
Erwartet wurden Sie von zahlreichen Gemeindegliedern, die in der ganzen Kirche verteilt auf gekennzeichneten Plätzen saßen. Auch das junge Kirwavolk war in der typischen Neustädter Kirwakleidung mit den besticken weißen Schürzen gekommen.
Die Gläubigen mussten leider wegen der Corona-Vorschriften auf ihren geliebten Posaunenchor verzichten. Nicht einmal im Freien war es erlaubt, dass die Instrumente jubilierten. Umso lieber sang die Gemeinde, natürlich mit Maske, „Nun singe Lob, du Christenheit“.
Pfarrer Klausfelder freute sich, dass der Festgottesdienst möglich sei, wenn auch alle anderen Feierlichkeiten rund um den 300. Geburtstag der Dreieinigkeitskirche nicht stattfinden konnten. Schließlich gebe die Kirche doch Halt in unsicherer Zeit. Denn schon immer hätten Menschen Gottes Nähe gesucht.
Das äußere Zeichen für diese sei das Gotteshaus, die Kirche. Sie sei der Anker in unsicheren Zeiten, erklärte Klausfelder. Er dankte allen Mitwirkenden und Helfern rund um den Gottesdienst und das Jubiläum und hob die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand hervor.
Musikalisch ausgestaltet wurde der Gottesdienst von Monika Brand an der Orgel und dem "Vocal-X-tett" aus der Kulmstadt. Die vier Frauen verstanden es in hervorragender Weise, festlich und eindrücklich sowohl ein- als auch mehrstimmig zu überzeugen. „Glauben ist, gemeinsam feiern“, so lautete das erste ihrer Lieder.
Gespannt erwartete die Glaubensgemeinschaft die Festpredigt von Regionalbischof Klaus Stiegler. Mit Dank und Respekt sehe er in der Rückschau auf viele Generationen, die die Dreieinigkeitskirche bauten, pflegten und erhielten und die jetzt aktuell die Verantwortung für das Gotteshaus und die Gemeinde tragen, erklärte er. Dabei müsse man sich von Altem und Bewährtem leiten lassen, aber auch junge Ideen und Neues zulassen.
Seine Predigt bezog sich auf den Psalm 84, den er immer wieder das "Sehnsuchtslied" nannte. Er verstehe, dass mancher traurig sei, wenn die Kirchweih nicht mit Feiern, Unbeschwertheit und dem Posaunenchor möglich sei. „Man sehnt sich nach Normalität“, betonte er.
Genauso heftig würden sich viele Menschen nach dem lebendigen Gott sehnen. Deshalb wollen sie die Kirche gerade in unsicheren Zeiten aufsuchen. Denn: „Hier bekommen sie das, was lebendig macht.“
Stiegler verwies dann auf den Apostel Paulus, der gesagt hatte: „Der Tempel der Begegnung steht nicht in Jerusalem. Ihr seid es, gebunden an unser Dasein und unser Leben. Wir sind Gottes Haus.“
Der Bischof betonte, dass Glaube individuell sei, man dafür aber auch die Gemeinschaft brauche. Räume für den Glauben zu finden – äußere wie innere –, sei in der heutigen Zeit der Geschäftigkeit, Schnelligkeit und Flatterhaftigkeit besonders wichtig. In der Kirche und im Gottesdienst könne man sich erinnern lassen „an das, was wir sind und was wir hören“. Dabei gehe es nicht um das sture Abarbeiten von Regeln.
„Nicht wir sind die Macher“, hob Stiegler hervor, das erlebe man seit sieben Monaten. Die Welt sei erstarrt in Ohnmacht und Unsicherheit. Aber „Gott ist getreu“, wie es am Sonntag auf dem Parament aufgestickt geschrieben stand. „Gott ist da, auch in den dürren Tälern des Lebens“, rief der Bischof den Gottesdienstbesuchern zu.
Dann schlug er den Bogen zum Bauwerk Kirche in Neustadt am Kulm. Auch dieses habe sich verändern müssen. Der Prediger wies darauf hin, dass Glaube und die Gestaltung der Kirche die Kraft hätten, sich zu verändern. Man müsse offen sein für Neues und Anderes zulassen. Seine Predigt schloss der Regionalbischof mit dem Aufruf, als Kirche freundlich einladend und offen für die Menschen der heutigen Zeit zu sein.
Christine Pühl kündigte den Gottesdienstbesuchern an, dass einige Mitglieder des Kirchenvorstandes 300 kleine Engel gebastelt hätten und diese als Dank für die Verbundenheit mit der Kirche und der Gemeinde zusammen mit einer Fotokarte des Kircheninnenraumes gerne mit nach Hause mitgenommen werden dürfen, auch als Gruß für Daheimgebliebene. Davon machten die Gäste gerne Gebrauch.
Im Fürbittengebet wurde für das Miteinander der beiden Konfessionen gedankt und für Offenheit gegenüber Menschen in Not gebetet. Ebenso für den Glauben an den dreieinigen Gott, für alle Menschen, die in Not sind, und für den Weltfrieden.
Zu jedem Gebetsanliegen wurde am neuen Kerzentisch eine Kerze entzündet. „Diesen hat der Kirchenvorstand der Kirche zum Geburtstag geschenkt“, informierte Pfarrer Hartmut Klausfelder scherzhaft. Dahinter stehe die Erfahrung aus der gottesdienstlosen Zeit im Frühjahr, in der viele Menschen ihr Gebetsanliegen mit einer Kerze unterstrichen.
Nach dem Segen durch Regionalbischof Klaus Stiegler erbrachten die Ehrengäste ihre Glückwünsche. Stellvertretender Landrat Albert Nickl zeigte sich überrascht von der herrlichen barocken Ausgestaltung der Kirche. „Aus jeder Ecke strahlt etwas Besonderes hervor“, meinte er.
Die Dreieinigkeitskirche sei seit 300 Jahren ein Ort des Glaubens und ein Anker der Stabilität. Er wisse, dass die Kirchengemeinde Neustadt am Kulm eine sehr lebendige Gemeinde und immer offen für neue Wege sei. Für die „Sparkasse Kirche“ übergab er ein Geldpräsent.
Zweiter Bürgermeister Helmut Schäffler stellte die Kirche als besondere Sehenswürdigkeit des Ortes und zusammen mit der Friedhofskirche und den zwei Kulmbergen sowie der katholischen Kirche St. Michael in Mockersdorf als Besonderheit von Neustadt am Kulm heraus. Er verwies auf die mitgebrachten Festschriften, die einen Artikel von Käthi Pühl über die Entstehungsgeschichte der Kirche enthalten. Schäffler kündigte zudem eine Spende für die Kirche an, die Bürgermeister Wolfgang Haberberger persönlich überreichen wolle.
Sven Grillmeier, der katholische Geistliche aus Mockersdorf, bezeichnete die evangelische Kirchengemeinde „als Tochter von St. Michael“. Er gratulierte mit den Worten: „Seit über 600 Jahren hat Gott hier gewohnt. Gott ist auch ein Neustädter.“ Grillmeier bat die Gläubigen auch, der Kirche und der Kirchengemeinde die Treue zu halten.
Als Geburtstagsgeschenk kündigte er eine Packung Bienenwachskerzen und eine Wachsschaufel für den neuen Gebetstisch an. Mit dem Auszug der drei Geistlichen und der Ehrengäste endeten die Festlichkeiten coronakonform.































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