Die Vorbereitungen für den Bürgerbrunnen "Fontana del Popolo" nehmen Fahrt auf. Die Neustädter folgen dem Aufruf von Bürgermeister Wolfgang Haberberger und der Waldsassener Künstlerin Susanne Neumann und bringen zunehmend alltägliche und geschichtliche Gegenstände in das ehemalige Schulhaus. Sie beteiligen sich damit an einem kreativen Prozess mit partizipatorischem Ansatz. Am Sonntag, 19. Januar, können diese von 14 bis 17 Uhr im ehemaligen Schulhaus betrachtet werden.
Schon mehr als 130 Einzelstücke
Auf langen Tischreihen liegen eng aufgereiht nicht nur Gegenstände aus Haushalt und Handwerksbetrieben wie Bäcker, Metzger, Schreiner oder Schuster. Dreschflegel, Strohschneider, Kirchenkelch, Hellebarde des Nachtwächters, ein Blasinstrument und Mütze und Glocke des bis 2011 tätig gewesenen Amtsdieners ergänzen das zum Teil mit Patina überzogene und durchaus attraktive Sortiment.
Unter mehreren Flaschen fällt besonders eine auf, die ein Angehöriger des 11. Königlichen Infanterieregiments zum Ende des Ersten Weltkriegs in der Kulmstadt zurückgelassen hat. Am Sonntag besteht von 14 bis 17 Uhr die Möglichkeit, die mehr als 130 bisher abgegebenen Einzelstücke zu betrachten und eventuell auch zu bewundern.
Öffentlich angestoßen wurde das Thema Bürgerbrunnen in der Sitzung des Stadtrats am 14. Oktober 2024, bei der Neumann sich und ein Brunnenmodell vorstellte. Für das Modell hatte sich eine Jury mit Georg Tassev (Vorsitzender Berufsverband Bildender Künstler Niederbayern/Oberpfalz), drei weitere bildende Künstler, Dr. Hubert Schmid (Leiter Städtebauabteilung der Regierung der Oberpfalz), Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl und Bürgermeister Wolfgang Haberberger entschieden.
Haberberger räumte in der Erläuterung der Jury-Meinung ein, dass das Brunnenobjekt auf den ersten Blick skurril wirkt, die nähere Betrachtung und die Vorgehensweise wie der Brunnen entstehen solle, jedoch eine Originalität und Tiefe des Konzepts offenbare, die das Preisgericht vollumfänglich überzeugt habe.
Besonders positiv sei der partizipatorische Ansatz bewertet worden, die Einbeziehung der Bürger in den kreativen Prozess. Die Jury sei überzeugt gewesen, dass diese Vorgehensweise als in "hohem Maße zeitgemäß, gemeinschaftsstiftend, kommunikationsfördernd und generationenverbindend wahrgenommen wird", weil die Bürger durch das Einreichen von Objekten zur aktiven Mitgestaltung des Kunstwerks eingeladen sind.
Durchaus geteilte Meinung
Mandatsträgern und Zuhörern versicherte das Stadtoberhaupt noch: "Die eingereichten Objekte durchlaufen durch Abformung als Bronzeguss und Montage zu einem Brunnenobjekt einen künstlerischen Transformationsprozess vom Alltags-, Geschichts- und Bedeutungsgegenstand zum Kunstwerk." Wegen der außergewöhnlichen Gestaltung des Bürgerbrunnens waren Reaktionen absehbar gewesen. Bei der Sitzung des Stadtrats am 19. November fielen Äußerungen wie "Ich hörte noch von niemandem ein positives Urteil", "Wir können den Brunnen so nicht verabschieden" oder "Dieser Brunnen passt nicht auf unseren Marktplatz".
"Wir haben noch keine vollendeten Tatsachen. Wenn aus der Bevölkerung keine Mustergegenstände für den Brunnen abgegeben werden, kann er auch nicht erstellt werden", hieß es dann. Der Bemerkung des Sitzungsleiters Helmut Schäffler - "Es wird heuer noch keine Entscheidung fallen" - folgte eine Äußerung aus der Runde: "Es muss über alles gesprochen werden, denn wir entscheiden. Wenn keiner der für den Wettbewerb ein gebrachten Vorschläge passt, dann haben wir eben keinen Brunnen."
Gar ein Bürgerentscheid?
In der Bürgerversammlung am 12. Dezember, bei der Susanne Neumann ihr Projekt vorstellte, war gar ein Bürgerentscheid angeregt worden. Es sollte jedoch abgewartet werden, was die Neustädter an Material einreichen. Das bisherige "Sammelergebnis" legt nahe, dass die Bevölkerung bereit ist, an der Gestaltung des Brunnens mitzuwirken. In seiner ersten Sitzung des neuen Jahres am 21. Januar wird der Stadtrat zum "weiteren Vorgehen zum Brunnenwettbewerb" beraten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.