Neustadt an der Waldnaab
13.06.2019 - 15:30 Uhr

Bis zu 160 E-Tankstellen im Landkreis Neustadt

160 Stromladesäulen bis 2025, bis zu 8000 Tonnen CO2-Einsparpotenzial und mehr Elektroautos: Die Aachener Firma BET präsentiert ihr "E-Mobilitätskonzept" für den Landkreis. Landrat Andreas Meier will so die "Mobilitätswende" vorantreiben.

Noch viele weiße Flecken: Von einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Autos kann momentan noch keine Rede sein. Bis 2025 sollen laut neu erarbeiteten E-Mobilitätskonzept 160 neue Tankstellen hinzukommen. Die Kommunen werden laut Landrat Andreas Meier bei der Standortsuche eng eingebunden. Grafik: Oberpfalz-Medien
Noch viele weiße Flecken: Von einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-Autos kann momentan noch keine Rede sein. Bis 2025 sollen laut neu erarbeiteten E-Mobilitätskonzept 160 neue Tankstellen hinzukommen. Die Kommunen werden laut Landrat Andreas Meier bei der Standortsuche eng eingebunden.
Foto mit Symbolcharakter: Weil es davon in der Region zukünftig viel mehr geben soll, posieren Landrat Andreas Meier, Sachgebietsleiterin Barbara Mädel, Stefan Härtl (Wirtschaftsförderung) und Projektmanager Sören Patzack von der Firma BET aus Aachen mit Elektroauto und -fahrrad vor dem Landratsamt in Neustadt. Bild: Tobias Gräf
Foto mit Symbolcharakter: Weil es davon in der Region zukünftig viel mehr geben soll, posieren Landrat Andreas Meier, Sachgebietsleiterin Barbara Mädel, Stefan Härtl (Wirtschaftsförderung) und Projektmanager Sören Patzack von der Firma BET aus Aachen mit Elektroauto und -fahrrad vor dem Landratsamt in Neustadt.
Sören Patzack (Zweiter von links) von der Firma BET aus Aachen überreicht Landrat Andreas Meier (Zweiter von rechts) das neue "E-Mobilitätskonzept" für den Landkreis. Sachgebietsleiterin Barbara Mädel und Stefan Härtl aus der Abteilung Wirtschaftsförderung zeigen sich von dem Projekt überzeugt. Bild: Tobias Gräf
Sören Patzack (Zweiter von links) von der Firma BET aus Aachen überreicht Landrat Andreas Meier (Zweiter von rechts) das neue "E-Mobilitätskonzept" für den Landkreis. Sachgebietsleiterin Barbara Mädel und Stefan Härtl aus der Abteilung Wirtschaftsförderung zeigen sich von dem Projekt überzeugt.

Bezogen auf die Anzahl der Lademöglichkeiten für Elektroautos je Einwohner liegt der Landkreis bereits deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Das verkündet Landrat Andreas Meier stolz bei der Übergabe des "E-Mobilitätskonzepts" durch die Firma "Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH" (BET) aus Aachen. Auf dem Weg hin zu einem umweltfreundlicheren und grünen Landkreis gibt es jedoch laut dem nordrhein-westfälischen Unternehmen noch einiges zu tun. BET-Projektmanager Sören Patzack analysierte die Region ein Jahr lang und sieht noch viel Potenzial. Um eine "Mobilitätswende" zu erreichen, macht er weitreichende Vorschläge.

3200 E-Autos im Landkreis

Laut Pressemitteilung des Landratsamts geht es darum, den "CO2-Fußabdruck des Landkreises zu reduzieren" und die "Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Erneuerbaren Energien" zu erhöhen. Die "Fortbewegung mit Elektrizität" soll ausgebaut werden. Aktuell existieren in Weiden und dem Landkreis jedoch erst 14 Stromtankstellen – und davon keine einzige in den Grenzgemeinden zu Tschechien (siehe Grafik). Um die Verbreitung von Elektroautos zu fördern, soll deshalb die Anzahl der Ladepunkte deutlich erhöht werden. Laut Mobilitätskonzept sind "bis 2025 etwa 320 öffentliche Ladepunkte notwendig". Da eine Ladesäule immer zwei Fahrzeuge gleichzeitig versorgen kann, bedeutet dies, dass circa 160 neue E-Tankstellen errichtet werden müssen.

Diese Zahl wird nötig, weil BET einen "Markthochlauf" bei Elektroautos erwartet: Fast jeder Automobilhersteller elektrifiziere seine Produktpalette gegenwärtig stark, weshalb auch im Landkreis die Anzahl der Autos steigen wird, die mit Strom unterwegs sind, meinen die Experten aus Aachen. Bei laut Kraftfahrtbundesamt momentan 63.970 zugelassenen Kfz wird die "Anzahl elektrischer PKW bis 2025 auf etwa 3200 ansteigen", prognostiziert Sören Patzack in der Studie. In der Region ließen sich damit bis zu 8300 Tonnen C02 einsparen. Voraussetzung sei aber, die Elektrifizierungsquote im Verkehr in den nächsten elf Jahren auf 13 Prozent zu heben, wie es die Ziele der Bundesregierung für 2030 verlangen.

Reichweitenangst abbauen

Mit nur 66 Einwohner je Quadratkilometer ist Neustadt an der Waldnaab jedoch der am dünnsten besiedelte Landkreis Bayerns. Gerade in den ländlichen Regionen ist deshalb die Skepsis bei E-Autos groß. "Wir wissen, dass die Reichweitenangst immer noch da ist", sagt Patzack. "Hier muss man entgegenwirken." Wichtig sei eine "flächendeckende Lade-Infrastruktur" und "Informationen für die Bevölkerung". Nur durch Aufklärung könnten Ängste und Vorbehalte abgebaut werden, ist sich der Projektmanager sicher.

Um eine solch flächendeckende Versorgung mit Stromtankstellen schnell zu erreichen, sollen die geplanten 320 Ladepunkte laut Landrat auch nicht wahllos im Kreis verteilt gebaut werden, sondern nur in "enger Abstimmung mit den Gemeinden. Die müssen es ja letztlich auch umsetzen, und deshalb wollen wir niemanden etwas mit Zwang überstülpen", sagt Meier.

Aus diesem Grund wurde Patzack zufolge mit den Gemeinden eine Online-Umfrage organisiert. Immerhin 23 Kommunen beteiligten sich daran und konnten Wunschstandorte für Ladesäulen benennen. Hintergrund ist, dass die Mobilitätswende koordiniert und "eng verzahnt" ablaufen soll, sagt der Projektleiter.

Meier betont auch die Vorbildfunktion von Gemeinden und Unternehmen: "Kommunale Einrichtungen sind Multiplikatoren, die müssen vorangehen." Das gleiche gelte für Firmen, weil diese "auf die Mitarbeiter abstrahlen". Das von ihm geführte Amt nimmt der CSU-Politiker dabei nicht aus. Der Landkreis müsse "als Leuchtturm" fungieren, sagt der Kreischef und verweist auf den jüngst angeschafften Renault Zoe als Elektroauto für die eigenen Mitarbeiter (wir berichteten). Zukünftig sollen alle Dienstwagen des Landratsamtes nur noch per Strom fahren oder "mindestens ein Hybrid sein", erklärt Meier.

Sören Patzack macht in der Studie weitere Vorschläge für eine Mobilitätswende. So wird gefordert, Carsharing-Angebote auszubauen, Ladesäulen nicht nur für Autos, sondern auch für Pedelecs zu errichten oder Parkplätze für E-Autos zu markieren, die nur von den Ökogefährten genutzt werden dürfen. Zudem dürfe Wasserstoff als alternative Technologie genauso wenig aus dem Fokus geraten wie Firmen offensiv über Fördermöglichkeiten informiert werden sollten. An diesen "Handlungsempfehlungen kann man sich die nächsten Jahre daran entlang hangeln", sagt Patzack mit Blick auf anstehende Aufgaben im Landkreis.

Der Landkreis muss als Leuchtturm vorangehen.

Landrat Andreas Meier über die Vorbildfunktion des Landratsamtes bei der angestrebten Mobilitätswende

Hier ist die BET-Studie ungekürzt auf der Homepage des Landratsamtes einsehbar:

 
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