50 Jahre Gebietsreform: Landkreis Neustadt/WN serviert Jubiläumsbier

Neustadt an der Waldnaab
23.06.2022 - 09:57 Uhr
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Auf einen runden Geburtstag soll man anstoßen. Diese Floskel dürfen die Bürger zum Jubiläum "50 Jahre Landkreis Neustadt/WN" ruhig wörtlich nehmen, wünscht sich das Landratsamt und empfiehlt ein ganz spezielles Getränk.

Viele Köche verderben vielleicht den Brei, aber viele Brauer aus dem Landkreis sind stolz auf ihr erstes flüssiges Gemeinschaftswerk. Ludwig Koch, Johannes Püttner und Ludwig Würth (von links) verkosten zusammen mit Landrat Andreas Meier das Festbier zum 50. Geburtstag des heutigen Landkreises Neustadt/WN:

Rupert Troppmann, der frühere Bürgermeister von Neustadt/WN und Wirtschaftsförderer am Landratsamt, beschrieb den Landkreis Neustadt mal so: "Im einen Eck sagen sie schon Dobrý den, im anderen Eck ade." Ein Gebilde, das von der Grenze zu Böhmen bis nach Oberfranken reicht, gibt es in der Tat sonst nur noch im Raum Tirschenreuth. Am 1. Juli wird es 50 Jahre alt. Die Gebietsreform brachte die Landkreise Vohenstrauß, Eschenbach und Neustadt 1972 unter ein Dach.

Reibungslos lief die Verwaltungsehe nirgends in Bayern. Kirchturm-Eitelkeiten wirken auch in Neustadt/WN bis heute nach. Ihre heftigsten Ausschläge waren zuletzt spürbar, als Vohenstrauß und Eschenbach ihre Krankenhäuser verloren. Dennoch ist im Laufe der Jahrzehnte so etwas wie ein Landkreisbewusstsein erwachsen, sind die Öffentlichkeitsarbeiter am Landratsamt überzeugt. Dieses Bewusstsein wollen sie aufs Angenehmste spürbar machen, erläuterte Kommunikationsexperte Hannes Gilch im Kreisentwicklungsausschuss eine Idee, die er gemeinsam mit Landrat Andreas Meier auf den Weg gebracht hat. Zum Landkreis-Geburtstag soll es ein Jubiläumsbier geben, das sieben Kleinbrauereien zwischen Moosbach und Kirchenthumbach gemeinsam herstellen.

"Alle sieben haben durch die Pandemie gelitten, und betriebswirtschaftlich stehen sie eigentlich in Konkurrenz zueinander. Dass sie jetzt gemeinsam ein Landkreisbier machen, ist deshalb höchst bemerkenswert", unterstreicht Gilch. Die Fäden zu der Aktion liefen im Brauhaus Floß bei Ludwig Koch zusammen. "Es hat richtig Spaß gemacht mit den Kollegen, einige kannte ich vorher noch gar nicht, aber es wird mit Sicherheit nicht die letzte gemeinsame Aktion bleiben", sagt er. Sieben Brauer, sieben Philosophien - auf was einigt man sich da? Koch: "Ein goldfarbenes Festbier mit 13,5 Prozent Stammwürze und 5,5 Prozent Alkohol, süßlich-honigartig mit leichter Hopfennote aus einer alten Sorte, dem Hallertauer Frühtau."

Kostproben auf drei Festen

Der erste Sud besteht aus 23 Hektolitern. Erstmals soll das NEW-Festbier am 3. Juli von 13 bis 17 Uhr ausgeschenkt werden. Anlass ist die Einweihungsfeier mit Tag der offenen Tür im Landratsamt-Dienstgebäude in Eschenbach gemeinsam mit dem ehemaligen Vermessungsamt und der Polizeiinspektion Eschenbach. Alle drei denkmalgeschützten Behördengebäude wurden in den letzten Jahren aufwändig saniert.

Daneben soll das Festbier am 15. August beim Altstadtfest in Vohenstrauß und am 25. September beim Bauernmarkt in Neustadt/WN fließen. Wer es daheim probieren möchte, kann es an der Rampe direkt bei den beteiligten Herstellern kaufen. Das sind: Heberbräu Kirchenthumbach, Brauerei Püttner Schlammersdorf, Brauerei Eismann Altenstadt/WN, Brauerei Würth Windischeschenbach, Brauerei Scheuerer Moosbach, Brauerei Molter Irchenrieth und Brauhaus Floß.

Brauen steht für Tradition, Social Media für Moderne. Über die Landkreis-Auftritte bei Facebook, Instagram und Co. gibt es zum 50-Jährigen bald Gewinnspiele, bei denen es auch Bier als Preis winkt. Online ist das Jubiläum zudem mit zwei You-Tube Videos vertreten, die am 1. Juli freigeschaltet werden. Eines zeigt die sieben Brauer und ihren Festsud, das andere ist ein Format in Anlehnung an das einstige ZDF-Ratespiel "Dingsda". Kinder aus der Region umschreiben mit ihren Worten, was sie unter dem Landkreis Neustadt/WN verstehen.

Ärger über Artikel

Einige sehen darin immer noch eine Art ungewollter Eroberung, legt ein Artikel von Eschenbachs Altbürgermeister Robert Dotzauer im Magazin "VierStädtedreieck" nahe. Er zitiert betagte Zeitzeugen der Gebietsreform aus dem Altlandkreis, die ihren Unmut über den Zusammenschluss von Eschenbach mit Neustadt äußern und darin bis heute mehr Nachteile als Vorteile wittern.

Landratsamtssprecherin Claudia Prößl widerspricht: "Aus unserer Sicht ist das keinesfalls mehr die aktuelle Gemütslage der Bewohnerinnen und Bewohner des ehemaligen Landkreises Eschenbach." Es sei abenteuerlich, von Vernachlässigung des Landkreis-Westens zu sprechen, was man etwa an den liebevoll generalsanierten Behördengebäuden in Eschenbach, den Schulen, dem Hallenbad, der VHS oder dem Gründerzentrum Grafenwöhr erkennen könne.

 
 

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