Neustadt an der Waldnaab
15.03.2020 - 22:32 Uhr

Andreas Meier (CSU) bleibt Landrat von Neustadt/WN

Fast eine Punktlandung: Andreas Meier (CSU) stellt bei der Landratswahl sein Ergebnis von 2014 ein und gewinnt deutlich vor Peter Lehr (SPD), Tobias Groß (Freie Wähler) und Johann Mayer (Grüne). In mancher Hinsicht ist er aber auch "schockiert".

Ruhiger Wahlabend im heimischen Windischeschenbach. Ehefrau Jutta ist die Erste, die Landrat Andreas Meier zur Wiederwahl gratuliert. Tochter Katharina darf mit Orangensaft darauf anstoßen. Bild: exb
Ruhiger Wahlabend im heimischen Windischeschenbach. Ehefrau Jutta ist die Erste, die Landrat Andreas Meier zur Wiederwahl gratuliert. Tochter Katharina darf mit Orangensaft darauf anstoßen.

In Coronazeiten ist alles anders. Der Wahlabend im Landratsamt, wo alle Ergebnisse aus den 38 Städten und Gemeinden einlaufen, ist eigentlich eine Pflichtveranstaltung für Kandidaten, Kreisräte und Journalisten. Sicherheitshalber wurde er abgesagt. Das Wahlteam der Kreisbehörde blieb unter sich. Und es war flott. Als zweitschnellste Behörde knapp hinter Kelheim meldete es das vorläufige Endergebnis ans Landesamt für Statistik.

Dafür ging auf der Homepage neustadt.de des Landratsamtes schon bald nichts mehr. Die Gemeinden pflegten Wahllokal um Wahllokal ein. Gleichzeitig schauten unzählige Bürger auf die Seiten und klickten nach aktualisierten Ergebnissen, so dass der Server schon kurz nach 18 Uhr schlapp machte. Möglicherweise liegen die hohen Zugriffsraten auch daran, dass wegen ausgefallener Wahlpartys jeder für sich am heimischen Laptop das Rennen mit verfolgen wollte.

"Das hat uns überrollt, obwohl wir extra eine größeren Sever angeschafft haben", gibt Pressesprecherin Claudia Prößl zu. Allerdings ging es etlichen Behörden in Bayern ähnlich. Ärgerlich, aber kein schlechtes Zeichen, denn es spricht trotz Corona-Angst für Teilhabe und Interesse an der Kommunalpolitik. Genauso wie die Wahlbeteiligung von stattlichen 71,6 Prozent. 2014 waren es noch 70,6 Prozent.

Trotzdem muss Landrat Meier als souveräner Sieger auf Schulterklopfer von Parteifreunden und geschüttelte Hände von Konkurrenten verzichten. Die gab es telefonisch oder per SMS. Dafür brauchte es nicht mal den Virus Sars-CoV-2. Meier streckte am Freitag ein gewöhnlicher Infekt nieder. Erst am Sonntagnachmittag ging es ihm wieder besser. Am Abend war dann auch wieder ein Gläschen Siegersekt mit Ehefrau Jutta im heimischen Windischeschenbach möglich.

"Ein paar Unsicherheiten"

Dort räumte er bei der Wahl richtig ab. 83,2 Prozent sind sein bestes Ergebnis im Landkreis, Das Gesamtresultat lag mit 62,6 Prozent ganz leicht unter dem letzten Mal (63,1). "Ein deutlicher Ausdruck, dass die Wähler Andreas Meier und der CSU klar den Gestaltungsauftrag für die kommenden sechs Jahre gegeben haben", gratulierte Kreisvorsitzender Stephan Oetzinger.

Meier selbst ist zufrieden: "Es war schwer einzuschätzen. Der gute Bundestrend für die Grünen, die von den Freien Wähler hervorgehobenen Themen Altlasten und Stromtrassen, das waren ein paar Unsicherheiten", erklärt er.

"Ein bisschen schockiert" haben den Landkreischef zwei Ergebnisse der Bürgermeisterwahlen. Sensationell wurde seine Stellvertreterin Margit Kirzinger (SPD) in Waidhaus abgewählt, ebenso wie Tanja Schiffmann (CSU) in Parkstein, die immerhin Vorsitzende eines der größten Kreisverbände der Frauen-Union in Bayern ist.

"Ich bin mit Margit Kirzinger immer sehr gut ausgekommen, und bei Tanja Schiffmann sind die Freien Wähler sehr aggressiv aufgetreten. Dieses Ergebnis werden wir uns genauer anschauen." Platz zwei bei der Landratswahl verteidigte die SPD mit Peter Lehr. Allerdings sind 16,8 Prozent ein historisch schlechtes Resultat. Vor sechs Jahren hatte Udo Greim noch 21,3 Prozent geholt, was ebenfalls nicht berauschend war. Lehr schiebt vieles auf den Landes- und Bundestrend, der seine Partei beutelt.

"Ich denke nicht, dass es im Kreis an unserem Wahlprogramm gelegen hat. Wir haben alles gegeben, aber ich konnte wegen meines Bürgermeisteramtes auch nicht auf so viel Veranstaltungen wie Udo Greim beim letzten Mal."

Grüne Überraschung bleibt aus

Tobias Groß (Freie Wähler) hätte sich ebenfalls mehr ausgerechnet, auch wenn er mit 13,8 Prozent nicht weit hinter Lehr landete. Manfred Plößner hatte zuletzt mit 9,35 Prozent wesentlich weniger für die Freien geholt. Trotzdem: "Nach der Jugendwahl mit 25 Prozent, hatte ich schon 17 oder 18 Prozent erhofft", sagt Groß. Die Themen mit Schwerpunkt Stromtrassen-Widerstand seien absolut richtig gewählt und im Wahlkampf gesetzt worden.

Grünen-Kandidat Johann Mayer blieb mit sieben Prozent weit von einer Überraschung entfernt. Er liegt damit unwesentlich schlechter als Klaus Bergmann (2014: 7,36 Prozent), obwohl die Grünen es seitdem zu drei neuen Ortsverbänden und vielen Neumitgliedern im Landkreis gebracht haben. Gut möglich, dass ihnen das Thema Stromtrassen ein bisschen auf die Füße gefallen ist. Die Bundespartei ist dafür, die Basis im Landkreis vehement dagegen. "Unterhalb von Schwandorf kommt man mit dem Thema kaum durch", hat Mayer bei seinen Parteifreunden beobachtet.

Kommentar:

Kein Hauch von Sensation

Nun gut, mit allem anderen als mit einem klaren Sieg von Andreas Meier haben bei der Landratswahl selbst stramme Parteisoldaten von Mitbewerbern nicht gerechnet. Der Amtsinhaber darf das ruhig als Bestätigung seiner Arbeit werten. In Zeiten, in denen sich die politischen Präferenzen immer mehr aufsplittern und die CSU sich mancherorts auch im ländlichen Raum ein blaues Auge holt, sind 62 Prozent ein vorzeigbares, wenn auch kein überragendes Ergebnis.
Einen richtigen Angriffspunkt fanden die Konkurrenten nicht. Stromtrassen können die Christsozialen auch nicht leiden, und dank guter Finanzlage hat der Kreis kräftig in Bildung und Infrastruktur investiert. Beim ÖPNV geht man ebenfalls neue Wege.
Um Meiers Stuhl ernsthaft ins Wackeln zu bringen, hätte es einen gestandenen Gegenspieler gebraucht. Bei allem Respekt: Das waren Peter Lehr und Tobias Groß nicht. Johann Mayer spielte von vornherein nicht auf Sieg, sondern auf Platz. Es ehrt Lehr, wenn er sagt, er sei kein Haudrauf oder Lautsprecher. Man mag auch von sozialen Medien halten, was man will: Aber wer erst sehr spät nominiert wird und im Internetzeitalter nicht mal einen wahrnehmbaren Facebook-Account vorweisen kann, muss sich über magere 16,8 Prozent nicht wundern.
Freilich hat eine Kommunalwahl eigene Gesetze. Aber vielleicht spielt der Bundes- und Landestrend manchmal ein bisschen mit. Hier zulasten der SPD, wo die aufrechte stellvertretende Landrätin Margit Kirzinger ihren Bürgermeisterposten verlor. Dort zugunsten der bayerischen Regierungspartei Freie Wähler. Das könnte erklären, warum der fast gänzlich unbekannte Tobias Groß so viel besser abschnitt als der etablierte Kreisrat Manfred Plößner vor sechs Jahren. Andererseits, Aufwind hin oder her: Für die Grünen bleibt die Nordoberpfalz ein schwieriges Pflaster.
Für alle gilt jedoch: Im neuen Kreistag stehen unangenehme Entscheidungen an. Die könnten eines Tages etwa das Krankenhaus Vohenstrauß treffen, auch wenn sich das niemand wünscht.

Friedrich Peterhans

 
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