Normalerweise treffen sich die CSU- und JU-Kreistagsfraktionen immer in Januar zur traditionellen Klausurtagung. Coronabedingt ging das Treffen nun erst am vergangenen Wochenende im Landgasthof „Goldenes Kreuz“ in Saubersrieth über die Bühne. In einer Pressekonferenz im Gasthaus "Weißes Rößl" in Neustadt informierten die Fraktionschefs Edgar Knobloch (CSU) und Severin Hirmer (JU), Landrat Andreas Meier sowie Landtagsabgeordneter und Kreisrat Stephan Oetzinger am Montag über die Ergebnisse der zweitägigen Zusammenkunft.
Berufsschul-Fusion
Der erste Tag stand ganz im Zeichen der geplanten gemeinsamen Berufsschule NEW/WEN, berichtete Knobloch. Dazu gaben Vertreter der Regierung der Oberpfalz, der Bauinnung Nordoberpfalz sowie der ergänzenden Berufsschule des St.-Michaels-Werks aus Grafenwöhr ihre Sichtweise und Einschätzungen ab. Wegen des demografischen Wandels gingen die Schülerzahlen zwar zurück. Gerade deswegen sei es jedoch wichtig, neue Wege zu gehen, meinte Knobloch. CSU und JU wollen daher das Staatliche Berufliche Schulzentrum in Neustadt sowie die Europa-Berufsschule in Weiden "zusammenführen, um zukunftsfähig zu sein", erklärte der Sprecher. Die Regierung würde zustimmen. Die Trägerschaft müsste neu organisiert werden, sonst bleibe alles wie gehabt.
Die Fusion böte die Chance, neue Ausbildungsberufe zu integrieren. Auch die Kooperation mit Betrieben sei geplant. Für Jugendliche, die einen Handwerksberuf lernen, sei die Erreichbarkeit einer Berufsschule sehr wichtig. Die Digitalisierung öffne in diesem Bereich zudem neue Berufsfelder. Diese Anforderungen gelte es zu meistern, sagte Knobloch. Die Politik müsse sich die Frage stellen: "Welche Berufe braucht die Region?" Die Holzbranche spiele in diesem Zusammenhang eine große Rolle. CSU und JU sähen eine gemeinsame Berufsschule, die verschiedene Bildungsmöglichkeiten biete, "als Stärkung für die Region" an. Denn "Bildung ist der zentrale Rohstoff der Region", betonte Oetzinger. Denkbar sei ein großes Zentrum oder auch die Verteilung auf mehrere Standorte, um vorhandene Strukturen zu nutzen. Doch die Standortfrage komme "am Ende der Kette", ergänzte Landrat Meier. Zunächste müsse ein Konzept mit allen Beteiligten ausgearbeitet werden, eine Machbarkeitsstudie sei im Kreishaushalt bereits vorgesehen. Im Herbst oder spätestens Ende des Jahres solle ein Plan stehen.
Energieversorgung im Landkreis
Am zweiten Tag der Klausur stand das Thema Energieversorgung im Landkreis im Mittelpunkt, hier speziell die Windenergie. Referent sei Professor Markus Brautsch von der OTH Amberg-Weiden gewesen, berichtete Knobloch. Der CSU-Fraktionsvorsitzende fand es zunächst allerdings "höchst bedenklich, dass Wasserkraft nicht mehr gefördert wird". Sie könne im Gegensatz zu Windrädern konstant Leistung liefern, sei also grundlastfähig und damit eine "zuverlässige Form der regenerativen Energiegewinnung". Der Sprecher führte aber auch Vorteile der Windkraft an: Sie liefere hundertprozentige regenerative Energie, sei die flächeneffizienteste Form der Erzeugung und rentabel. "Man kann damit Geld verdienen." Auf die Nachteile ging Knobloch ebenfalls ein: Windräder seien "gewaltige Bauwerke, die negativ auf die Landschaft wirken", würden Schatten werfen oder Lärm verursachen.
Ein weiteres Problem sei die überschüssige Energie, die wegen fehlender Speichermöglichkeiten nicht genutzt werden könne. CSU und JU forderten daher, damit Wasserstoff zu erzeugen. Der sei speicherbar. Darüber hinaus sollten im Landkreis Neustadt nur die windhöffigsten, also die besten Gebiete für Windkraft genutzt werden. Davon gebe es allerdings bedingt durch die 10H-Abstandsregel nicht viel, räumte Knobloch ein. Geeignete Flächen befänden sich Richtung Hessenreuther Wald sowie bei Eslarn, Floß, Flossenbürg und Kohlberg. Meier meinte, dass es sich zunächst zeigen müsse, ob und welche neuen Vorgaben von der Staatsregierung kommen. Der Landrat strebe aber eine "NEW-Energiestrategie 2030" an. Erster Ansprechpartner müssten Energiegenossenschaften sein, "damit Investoren die Flächen nicht wegkaufen". Die Gemeinden müssten ebenfalls mit ins Boot geholt werden. Auch hier soll ein Konzept erarbeitet werden. Auf jeden Fall müsse Windkraft an die Erzeugung von Wasserstoff gekoppelt werden. "Wir wollen keine ideologischen Windräder sondern effiziente", betonte der Landkreischef.
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