Neustadt an der Waldnaab
23.03.2019 - 09:32 Uhr

Bienen und Insekten im Garten: Frühe und häufige Mahd schadet, heimische Pflanzen nützen

Bienenfreundliche Pflanzen im Garten liegen voll im Trend. Passend zur Diskussion um das Volksbegehren zur Artenvielfalt git das Landratsamt Tipps, wie man den Garten oder Balkon bienen- und insektenfreundlich gestalten kann.

Im Frühling fliegen Bienen auf Krokusse. Bild: Frank Rumpenhorst/dpa
Im Frühling fliegen Bienen auf Krokusse.

Die folgenden Tipps geben Claudia Prößl, Sprecherin des Landratsamts Neustadt, in Abstimmung mit Gartenfachberaterin Claudia Saller und Peter Fleischmann von der Unteren Naturschutzbehörde.

  • Was brauchen die Bienen im Frühling?

„Schon jetzt sind die ersten Bienen unterwegs“, sagt Claudia Prößl, Sprecherin des Landratsamts Neustadt. Die ersten „Ausflügler“ finden ihr zufolge bereits Nahrung in Form von blühender Haselnuss und anderen Frühjahrsblühern wie Krokus, Seidelbast und Schneeglöckchen.

  • Welche Bienen gibt es in Gärten und welche unterschiedlichen Anforderungen haben diese?

„Das hängt von der Gartengestaltung ab. Wildbienen benötigen gewöhnlich sehr magere, sandige Böden mit Vegetationslücken, in denen sie ihre Bruthöhlen graben können.“ Insektenhotels seien „ebenfalls nützlich – aber nur, wenn auch die Nahrungsgrundlage vorhanden ist“.

  • Was sollte man beim Mähen einer Rasenfläche beachten?

Eine frühe und häufige Mahd schadet, weiß man beim Landratsamt. Gleiches gelte für Pflanzenvernichtungsmittel und Dünger. „Pflanzen, auch Gräser, sollten aussamen können. Dann entwickelt sich ein guter Lebens- und Nahrungsraum.“

  • Welche Blumen, Sträucher und Bäume sind bienenfreundlich?

„Prinzipiell alle Arten, die bei uns heimisch sind“, so Prößl kurz und knapp.

  • Wie kann ich heimische Wildblumen in den Garten integrieren? Und was mache ich, wenn ich nur einen Balkon habe?

„Auch kleine Flächen sind geeignet, wenn sie wie oben beschrieben gepflegt werden“, weiß Claudia Prößl. „Heimische Blühpflanzen können auch auf dem Balkon gedeihen und Nutzen bringen: Wilder Thymian blüht auch, duftet gut und kann in der Küche verwendet werden.“ Selbst auf dem kleinsten Balkon sei Platz für Kübelpflanzen.

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  • Wo bekomme ich bienenfreundliche Pflanzen?

„Grundsätzlich bei Gärtnern“, rät Prößl, „aber auch im Versand werden regionale Blühmischungen mit heimischen Samen angeboten.“ Verschiedene Bienen und Insekten benötigen laut Prößl verschiedene Pflanzen. Der Schwerpunkt sollte auf heimischen Arten liegen.

  • Wie kann ich Unterschlupf-Möglichkeiten und Nisthilfen anbieten, ohne gleich aufwendig basteln zu müssen?

„Prinzipiell sind fertige Hilfen gut geeignet. Beim Basteln können leicht Fehler geschehen – wie falsche Durchmesser der Nistlöcher, falsche (harzige) Holzarten und so weiter. Wichtig ist zudem der passende Lebensraum im Umfeld.“ Beim Kauf von fertigen Nisthilfen und Insektenhotels solle im Sinne des ganzheitlichen Naturschutzgedankens darauf geachtet werden, dass das dafür verwendete Holz aus heimischen Wäldern und nicht aus den Tropen stammt. Und wer keine Nisthilfen anbringen möchte, könne trotzdem etwas tun: Totholz- und Steinlesehaufen bieten vielen Tieren Unterschlupf und Lebensraum, ohne dass diese aufwendig gestaltet werden müssen oder viel Platz benötigen, weiß Prößl.

  • Welche Alternativen zu giftigen Pflanzenschutzmitteln gibt es?

„Als Grundsatz gilt: Die Pflanze muss auf den gewählten Standort abgestimmt werden.“ Man müsse sich also fragen, ob dieser beispielsweise feucht oder trocken ist, mager oder nährstoffreich, sonnig oder schattig? Des Weiteren empfiehlt das Landratsamt mechanische Verfahren wie Abpflücken, Absammeln, Abschneiden und die richtige Pflege der Flächen. Es gebe viele natürliche Schädlingsbekämpfungs- sowie Bodenverbesserungsmittel. Dazu gehöre die Kompostierung, das Fördern von Nützlingen, die Beachtung der Fruchtfolge im Gemüsegarten, das Pflanzen standortgerechter Sorten und Präparate aus pflanzlichen Ölen, Kaliseife oder biologische Verfahren wie Bacillus-thuringiensis-Präparate, Nematoden und Granuloseviren.

Hintergrund:

Artenvielfalt ganzheitlich betrachten

„Ein wirkungsvoller Beitrag zur Vielfalt und zum Schutz von Insekten kann nur im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung erfolgen“, betont Claudia Prößl. Der Begriff Bienen werde als Sammelbegriff auch für andere, vor allem bestäubende Insekten wie Honig- und Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und zahlreiche weitere, inzwischen häufig extrem gefährdete Arten verwendet. Alleine in Deutschland gebe es um die 500 Wildbienenarten. „Alle Maßnahmen sollten immer auch diese Arten im Blick behalten, da alleine die Wild- und Honigbienen nicht im Stande sind, alle Bestäuberaufgaben zu übernehmen“, so Prößl.

Grundsätzliches Ziel im Hausgarten sei es, durch die richtige Pflege wie zum Beispiel eine möglichst späte und seltene Mahd das Aussamen der Blühpflanzen und somit die Arten zu fördern, an die unsere Insekten am besten angepasst sind. „Das geschieht am ehesten durch den Verzicht auf sogenannte Pflanzenschutzmittel sowie Düngemittel. Zierpflanzen und fremdländische Arten haben selten einen hohen Wert für unsere heimischen Arten. Weiter sollten wertvolle Biotope und Strukturen nicht verändert werden. Dies ist teilweise auch verboten.“

 
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