Neustadt an der Waldnaab
23.11.2018 - 16:44 Uhr

Biogas: Nordoberpfalz baut keine gemeinsame Anlage

Es klingt gut, ist den beiden nordoberpfälzischen Landkreisen und Weiden aber zu teuer. Nach der Max-Reger-Stadt und Tirschenreuth sagt jetzt auch Neustadt Nein zu einer gemeinsamen Biovergärungsanlage. Das gefällt einigen überhaupt nicht.

Der eigene Komposthaufen ist wohl die ökologischste Lösung für die Verwertung von Biomüll. An größeren Lösungen scheiden sich zurzeit die Geister. Bild:  exb/maho-stock.adobe.com
Der eigene Komposthaufen ist wohl die ökologischste Lösung für die Verwertung von Biomüll. An größeren Lösungen scheiden sich zurzeit die Geister.

(phs) Erste Pläne, so eine Anlage gemeinsam auf die Beine zu stellen, gab es bereits 2015. Sie blickten unter anderem nach Aiterkofen, wo Stadt und Landkreis Straubing eine gemeinsame Biogasanlage betreiben, die jährlich 13 000 Tonnen Biomüll in Energie umwandelt. Zusätzlich bereitet sie 23 000 Tonnen Grüngut auf.

Doch der Gäuboden ist finanziell etwas dicker gepolstert als die Region zwischen Waldsassen und Luhe-Wildenau. Deshalb haben Weiden und Tirschenreuth schon abgewunken. Der Neustädter Kreistag hat sich im Juli immerhin für ein Stoff-Monitoring entschieden, um zu prüfen, was in den Biotonnen so anfällt. Das sollte Antworten auf die Frage liefern, ob und ab wann sich so eine Vergärungsanlage rentiert. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd. Allein eine Machbarkeitsstudie kostet zwischen 40 000 und 60 000 Euro. Gegen die Stimmen von Klaus Bergmann (Grüne), Barbara Kindl (ÖDP) und Karl Lorenz (Freie Wähler) entschied sich daher der Kreisausschuss nun dagegen. Der Neustädter Biomüll wird zur Entsorgung weiterhin 200 Kilometer nach Thüringen gefahren.

SPD-Sprecher Günter Stich sieht derzeit dazu keine Alternative. "Wir sollten das weiter begleiten, haben aber zurzeit kein genehmigungsfähiges Grundstück. Die Anlage wäre ein Industrieprojekt für 15 Millionen Euro, die sich nur für einen Investor rechnet." Dennoch sei Biogas in der Oberpfalz weiter sehr interessant.

Letzteres findet auch Barbara Kindl (ÖDP). Sie empfahl, zum Thema die OTH Weiden-Amberg einzuschalten. "Vielleicht finden die eine Lösung von der wir noch nichts ahnen." Zuvor hatte OTH-Energiepapst Markus Brautsch aber gegenüber dem Tirschenreuther Landrat Wolfgang Lippert schon abgewunken. Kindl stellte zugleich den Antrag für eine der nächsten Sitzungen, dass der Landkreis versuchen soll, Biomüll CO2-neutral zu entsorgen. Lorenz brachte das Fraunhofer-Institut in Sulzbach ins Spiel. "Dort entsteht ja auch eine Pilotanlage zur Klärschlammentsorgung." Bergmann formulierte seine Enttäuschung drastischer. "Das ist eine energiepolitische Bankrotterklärung. Jetzt befinden wir uns in schlechter Gesellschaft mit Weiden und Tirschenreuth."

Auf eine Anregung Bergmanns hin präsentierte Kreisbaumeister Werner Kraus dem Kreisausschuss auch die CO2-Emissionen der Liegenschaften des Landkreises Neustadt. Aus seiner detaillierten Auflistung ging hervor, dass die kreiseigenen Gebäude ihren CO2-Ausstoß zwischen 1997 und 2017 halbiert haben, von 4000 auf 2000 Tonnen. Das hat mehrere Gründe: den Aufbau einer Gebäudeleittechnik, neue Heizungen, neue Steuerungen und den Einsatz von Biomasse.

Bergmann hatte vor einigen Wochen noch eine Klimaschutzanalyse für den gesamten Landkreis von der Verwaltung gefordert. Das sei jedoch äußerst aufwendig, zudem habe der Landkreis keinen Durchgriff auf die Daten der Gemeinden, erklärte Landrat Andreas Meier. Angemerkt

Kommentar:

Eigennütziges Engagement

Keine Frage, Klaus Bergmann gehört zu den engagierteren Kreisräten. Einer, der mal dagegenhält, wenn andere nur die Hand heben. Das ist erfrischend.
Doch Engagement ist das eine, publicityträchtige Anträge das andere. Locker-flockig fordert der Grüne von der Kreisverwaltung gern mal hier Zahlen, mal dort zusätzliches Material oder einen Zwischenbericht. Das ist sein Recht, billig ist es nicht. Jüngstes Beispiel ist Bergmanns Gesuch, eine Klimaanalyse für den Landkreis zu erstellen. Damit die aussagekräftig wäre, müsste der Verkehr auf jeder Straße, der Verbrauch jedes Fahrzeugs, die Heizung jedes Hauses und noch viel mehr in das Ergebnis einfließen.
Abgesehen davon, dass das Landratsamt an diese Daten nicht rankommt, klingt das nach alten Kalauern, wonach Beamte doch ohnehin nichts zu tun haben. Ein etwas lauterer Dank an den Kreisbaumeister, der sich mit seiner Gebäudeanalyse viel Mühe gemacht hat, wäre daher angebrachter gewesen als die Forderung nach immer neuen Daten.

Von Friedrich Peterhans

 
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