So eine Reise von Buch nach Berlin und zurück kann sich schon ziehen, wenn der fahrbare Untersatz mit gerade mal 30 bis 40 Stundenkilometern unterwegs ist. Matthias Adams Claas-Schlepper schafft zwar 50 Sachen, doch im Konvoi mit 15 Kollegen aus der Region muss er sein Tempo auf den knapp 500 Kilometern natürlich anpassen. Am Montag startete er um 6 Uhr und kam um 21.30 Uhr in der Hauptstadt an. Erst am Mittwochabend rollte er wieder auf seinen Hof in dem Altenstädter Ortsteil. Dazwischen lagen ganz schöne Strapazen. Doch der 28-Jährige ist sich sicher: Für die Großdemo der Landwirte haben sie sich gelohnt.
Über den "Zusammenhalt der Landwirte" schwärmt er beispielsweise, als wir ihn Mittwochmittag telefonisch gerade zwischen Leipzig und Gera erwischen. Mit 10 000 Demonstranten haben die Behörden gerechnet. Tatsächlich war Matthias Adam nun einer von 40 000, die eine "sehr starke, sehr gute Kundgebung" erlebt hätten. Um 11 Uhr am Dienstag hatte er seinen Schlepper in der Berliner Innenstadt abgestellt. Die Kundgebung, die eine Stunde später begann und drei Stunden dauerte, verfolgte er nur 50 Meter vom Brandenburger Tor entfernt.
Was ihn persönlich dazu bewegte, die lange Reise anzutreten? "Wir fühlen uns von der Politik in Stich gelassen. Man muss die Probleme einfach besser lösen, mehr miteinander besprechen. Keiner von uns will den Boden oder das Klima schädigen. Aber wir müssen es gemeinsam mit der Politik in Angriff nehmen." Eine weitere Motivation für Matthias Adam: "Ich wollte Frau Klöckler mal live erleben." Julia Klöckler, die Landwirtschaftsministerin, erntete zwar einige Pfiffe, habe aber vor der Masse an Demonstranten "sehr gefasst" gewirkt, berichtet der Bucher. Die Vertreter der Landwirte hätten ihr im Gegenzug ihre Argumente zu Themen wie Klima-, Insekten- und Pflanzenschutz sehr eindrücklich vermittelt. Und, was Adam besonders freut: "Die Berliner Bürger haben uns sehr gut aufgenommen."
Übernachtet haben Matthias Adam und seine Oberpfälzer Begleiter von der Gemeinschaft "Land schafft Verbindung" bei einem Großlandwirt bei Berlin, der den Teilnehmern an der Demo Unterkünfte zur Verfügung stellte. "Wenn es drauf ankommt, sind die Landwirte ein starker Verbund", freut sich der 28-Jährige. "Da hilft jeder jedem." Und keiner schert aus, nur weil er auf einer langen Reise vielleicht 10 bis 20 Kilometer mehr schafft in der Stunde.
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