Alles wartete auf Mantel. Kurz nach 17 Uhr am Dienstagnachmittag waren dann auch die Ergebnisse aus den letzten Wahllokalen ans Landratsamt überstellt. Demnach verliert die CSU im Kreistag im Vergleich zu 2014 vier Sitze. Da ihre Nachwuchsorganisation aber erstmals eine eigene Liste stellte und fünf Köpfe durchbrachte, kommt dieser Block auf eine satte Mehrheit.
Die SPD stellt statt 16 nur mehr 11 Vertreter. Damit könnte sie erneut Juniorpartner einer Koalition mit den Christsozialen werden. Die könnten theoretisch auch mit ÖDP oder FDP/UW regieren. Die ÖDP verliert einen Mitstreiter. Kreistagserfahrung bringt künftig nur Barbara Kindl ein, ihr Kollege Thomas Weig ist ein Neuling. Die FDP/UW hält ihre beiden Sitze. Für Hans Gösl ist aber künftig Gerhard Kühner mit von der Partie.
Die Freien Wähler dürften mit neun statt acht Sitzen einen Schluck Selbstvertrauen nippen, ebenso wie die Grünen, deren bisheriges Kreistagstrio Verstärkung von der Windischeschenbacherin Anne Droste bekommt.
Scharfer Ton der AfD
Die Wahlbeteiligung liegt mit 73,1 Prozent höher als 2014 (70,5 Prozent). Erstmals sind die Rechtsaußen von der AfD um Listenführer und Kreisvorsitzenden Roland Magerl aus Mantel im Kreistag.
Bei der CSU ragt der Vohenstraußer Bürgermeister Andreas Wutzlhofer mit einem Satz von Listenplatz 45 auf 9 heraus. Ältere Haudegen wie Josef Haberkorn und Georg Stahl schafften es diesmal nicht, das Feld von ganz hinten aufzurollen, obwohl beide ebenfalls weiter nach vorne gewählt wurden. Gabriele Hagemann aus Altenstadt hat die Hürde ebenfalls gerissen.
Auch andere gut platzierte Kandidaten aus der Landkreis-Mitte mussten Federn lassen. Ludwig Biller, Dominik Baschnagel, Armin Aichinger und Hans Meißner rutschten etliche Plätze ab.
Neu sortieren muss sich die SPD. Rainer Vater, Werner Walberer, Heinrich Rewitzer und Karl-Heinz Preißer bleiben außen vor. Auch für Dominik Brütting, einen einstigen Hoffnungsträger, hat es nicht mehr gereicht. Karolina Forster und Margit Kirzinger sind die einzigen Sozialdemokratinnen, die es geschafft haben, obwohl die Liste streng nach Reißverschluss aufgestellt war und somit auch Frauen vorne platziert waren. Bei der SPD entpuppen sich vor allem die Bürgermeister als Zugpferde. Galionsfigur ist allerdings Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch.
Als engagierter Kämpfer gegen Rechts wird er nun öfter zwei Landtagsabgeordneten der AfD im Kreistag begegnen. Stefan Löw aus Floß und Roland Magerl wollen zusammen mit Alexander Zimmermann aus Eslarn Opposition machen. Letzterer gibt schon mal die Tonlage vor. Er wolle dem "Treiben der blutleeren und verlogenen Politik der etablierten Parteien ein Ende bereiten". Als halbwegs prominenter Kopf hat der Weidener Richter Reinhold Ströhle aus Schirmitz einen Sitz verfehlt.
JU als unbekannte Größe
Die Freien Wähler bilden eine reine Männerriege, in der der Vohenstraußer Martin Gleixner mit einem guten Ergebnis auffällt. Dagegen sackt Kreisvorsitzende Gabriela Bäumler ab. Die Etzenrichterin wird von Rang 2 auf 13 durchgereicht.
Gespannt sein darf man, wie sich die Junge Union zur Mutterpartei verhält - als braves Kind oder rebellischer Teenager, der schon mal Grenzen austestet. Die Namen der JU-Kreisräte sind auf Gemeinde- oder Landesebene schon bekannt. Severin Hirmer, Stefanie Dippl oder Benedikt Grimm passen schwer ins Bild von Hinterbänklern. Gut möglich, dass sie in sechs Jahren die Hand nach Bürgermeistersesseln ausstrecken. Und später sogar nach dem Chefstuhl im Landratsamt.
Union und SPD können sich weitere Zusammenarbeit vorstellen
Die Union hat eine große Palette, mit wem sie für sichere Abstimmungsergebnisse im Kreistag sorgen will. Im Prinzip geht es mit jeder Partei.
Landrat Andreas Meier und CSU-Kreisvorsitzender Stephan Oetzinger kommt die Aufgabe zu, die Gespräche nach einem Partner für die eine fehlende Stimme zur Mehrheit im Kreistag zu führen. Oetzinger wollte sich am Montag noch nicht festlegen, verwies aber auf einen Partner, mit dem man schon eine „hervorragende Zusammenarbeit“ habe. Aber: „Wir beabsichtigen, mit jeder der bisher im Kreistag vertretenen Fraktionen das Gespräch zu suchen.“ Die erstmals eingezogene AfD ist somit nicht dabei.
Als Juniorpartner bietet sich die geschrumpfte SPD der Union an. „Die Zusammenarbeit mit der CSU hat sechs Jahre funktioniert, war gut und partnerschaftlich, warum sollte sie nicht wieder funktionieren?“, meinte Kreisvorsitzender Markus Ludwig. „Wir haben uns noch nie vor der Verantwortung gedrückt.“ Das Minus von fünf Sitzen nannte er „nicht schön. Da bricht kein Jubel aus.“
„Super“, kommentierte Benedikt Grimm das Abschneiden mit fünf Mandaten. „Unser Minimalziel war die Fraktionsstärke mit drei Sitzen.“ Besonders freut sich der Kreisvorsitzende der Jungen Union, dass neben Susanne Reithmayer auch Bezirksvorsitzende Stefanie Dippl als zweite Frau den Sprung ins Gremium geschafft hat. Sie war von Platz acht auf fünf vorgerutscht. Gegenüber der CSU habe die JU die noch etwas frischeren Ideen und Köpfe zum Anschieben. Alle Generationen seien gut vertreten und man führe junge Leute an die Politik heran.
Einen erneuten Zuwachs verzeichnen die Freien Wähler mit einer reinen Männertruppe. „Es wäre vielleicht noch mehr drin gewesen,“ urteilte Fraktionssprecher Manfred Plößner. Das Ziel seien zehn Sitze gewesen. Für Koalitionsverhandlungen werde man abwarten, wer wann auf die Gruppierung zukomme. „Wichtiger für uns sind Sachthemen.“ Da gebe es ein paar wie die Ablehnung des Süd-Ost-Links, bei denen man sich grundlegend von der CSU unterscheide. „Ich glaube nicht, dass wir uns hier bewegen.“
Außerdem sieht Plößner Gegensätze beim Thema erneuerbare Energien. Dennoch: Die Freien Wähler seien offen für Gespräche und ebenso wie die Union konservativ eingestellt. „Insgesamt liegen wir gar nicht so weit auseinander.“
„Wir haben das Haus von oben gebaut, vom Bundestag bis zur lokalen Ebene“, sagte AfD-Spitzenkandidat Roland Magerl. „Drei Plätze waren unser Ziel.“
Von einem bunten Kreistag sprach Klaus Bergmann. „Ob braun eine schöne Farbe ist, bleibt dahingestellt.“ Die JU sei für ihn nur eine Scheingruppierung, urteilte der Grünen-Fraktionssprecher. „Aber allein wäre die CSU wohl aufs gleiche Ergebnis gekommen.“ Offen sei man für Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit.
„Wir haben unsere zwei Plätze gehalten“, zeigte sich FDP-Kreischef Oliver Mutterer zufrieden. „Mehr ist momentan nicht zu holen.“ Barbara Kindl freute sich über ihr persönliches Abschneiden, war aber enttäuscht, dass ihre ÖDP einen Sitz verloren hat. „Das wird unsere Arbeit aber nicht bremsen.“ (ui)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.