Neustadt an der Waldnaab
25.03.2019 - 12:55 Uhr

Digitalisierte Zeitreise in die 60er Jahre

Digitalisierte 8-Millimeter-Filme von Aloysia Rebl mit Aufnahmen über gesellschaftliche Ereignisse und die Stadt vor über 50 Jahren – das begeistert über 350 Besucher. Und das, obwohl es die Hobbyfilmerin nicht immer leicht hatte.

Reges Leben auf dem Stadtplatz. Vor allem das Postamt war stark frequentiert. Zu sehen ist dies im digitalisierten Rebl-Film mit Szenen aus den 60er Jahren. Bild: prh
Reges Leben auf dem Stadtplatz. Vor allem das Postamt war stark frequentiert. Zu sehen ist dies im digitalisierten Rebl-Film mit Szenen aus den 60er Jahren.

Als die Hobbyfilmerin und Fotografin Aloysia Rebl damals gesellschaftliche Ereignisse, Stadtansichten und das Leben in der Stadt mit ihrer 8-Milimeter-Kamera einfing, wurde sie vielfach belächelt, manchmal sogar als aufdringlich oder störend empfunden. Heute, über 50 Jahre später, kann man die Aufnahmen getrost als echte Zeitdokumente bezeichnen. Am Sonntagnachmittag lockten die digitalisierten Aufnahmen aus den 60er Jahren über 350 Neustädter in die Stadthalle.

Zacharias Rebl hatte wieder tief ins Filmarchiv seiner verstorbenen Mutter gegriffen. Alfred Spachtholz hat die Farbaufnahmen digitalisiert, zu zwei Filmen zusammengefügt und mit Musik unterlegt. Herausgekommen sind zwei Filme mit fast zweistündiger Spieldauer. Auch wenn Kamera die Szenen teilweise mit unruhiger Handführung einfing und manchmal die Schärfe zu wünschen übrig ließ: Die beiden Streifen fesselten die Zuseher, rissen sie zu spontanen Zwischenrufen und kleinen Diskussionen über Personen, die längst verstorben sind, oder Bauten, die längst verschwunden sind, hin. Spachtholz kommentierte viele Szenen und sorgte damit immer wieder für Heiterkeit in der Stadthalle.

Passend zum 150-jährigen Gründungsjubiläum der Neustädter Feuerwehr, das diese heuer im Juni gebührend feiert, zeigte der erste Film Aufnahmen vom 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr im Jahre 1969 sowie Szenen aus der Feuerschutzwoche, die zum Jubiläum damals besondere Aktivitäten beinhaltete. Es begann mit der Fahrzeugpflege am ehemaligen Feuerwehrhaus in der Bräuhausstraße, reichte über die Schauübung, bei der ein alter Käfer auf dem Gelände des ehemaligen Jugendheims in der Adolf-Kolping-Straße abgefackelt und gelöscht wurde, und endete mit dem großen Kirchen- und Festzug mit Fahnenweihe. Ob „Brunner-Boss“, Bürgermeister Hans Trottmann, Landrat Christian Kreuzer, viele längst verstorbene Stadträte oder Vereinsvertreter: Sie alle wurden in dem Streifen wieder lebendig. Im Rahmen der Feuerschutzwoche steckten die Feuerwehrler Autoreifen in Brand. Ohne Atemschutz kämpften sich die Männer an der Spritze durch den dunklen Rauch und retteten einen Verletzten aus einem Bauwagen, bevor dieser mit Schaum vollgepumpt wurde. „Wäre noch ein weiterer Verletzter in dem Bauwagen gelegen, wäre der bestimmt im Schaum ertrunken“, stellte Spachtholz zur Erheiterung der Filmbesucher fest.

Immer wieder wurden Stadtansichten der Filmerin, eingefangen auf der hohen Linde, dem ASV-Platz oder der Teufelsinsel, eingebaut. Im zweiten Film gab es „Filmszenen aus Neustadt um 1965 Teil 2“ zu sehen. Darin ging es um das Leben auf dem Stadtplatz und in der Freyung. Karl Salzbauer restaurierte in den Räumen des heutigen Stadtmuseums die hölzerne Christusfigur vom Kreuz vor der Stadtpfarrkirche St. Georg und Kaminkehrer Hans Blecha stieg in schwindelnder Höhe vom Dach des alten Schlosses auf den Kamin. Hans Konz fuhr mit dem Ochsenfuhrwerk über den Stadtplatz, Original Hans Stuckl pflegte einen Garten und der unvergessene „Gauner“ hielt Autos an und regelte den Verkehr. Ein Unfall, bei dem der Landwirt Josef Vollath aus der Freyung seinen mit Gras beladenen hölzernen Wagen an das Hauseck des ehemaligen Altenheims gegenüber dem Hotel Grader lenkte, sorgte für Heiterkeit. Ganz Neustadt war zu kirchlichen Anlässen wie Fronleichnam, der Kommunion der Jahrgangs 1957 oder dem Felixfest auf den Beinen. Gezeigt wurde auch der Betrieb in der ehemaligen Gärtnerei Seiler oder der Teilabriss und Neubau des Grader-Gebäudes.

Mit dem 20-jährigen Dienstjubiläum von Bürgermeister Hans Trottmann, dem Wintersport auf dem Kalvarienberg und dem Eisstockschießen auf der Waldnaab endete der zweite Film. Die Besucher spendeten großen Beifall. Spachtholz verriet am Ende, dass es vielleicht noch einen dritten Film geben wird. Material wäre noch genügend vorhanden.

Über 350 Besucher locken die beiden digitalisierten 8-Millimeter-Filme aus dem Filmarchiv der verstorbenen Aloysia Rebl in die Stadthalle. Zu sehen sind das 100-jährige Gründungsfest der Feuerwehr, kirchliche Feste und das Leben in der Stadt. Alfred Spachtholz kommentiert viele Szenen. Bild: prh
Über 350 Besucher locken die beiden digitalisierten 8-Millimeter-Filme aus dem Filmarchiv der verstorbenen Aloysia Rebl in die Stadthalle. Zu sehen sind das 100-jährige Gründungsfest der Feuerwehr, kirchliche Feste und das Leben in der Stadt. Alfred Spachtholz kommentiert viele Szenen.
Über 350 Besucher locken die beiden digitalisierten 8-Millimeter-Filme aus dem Filmarchiv der verstorbenen Aloysia Rebl in die Stadthalle. Zu sehen sind das 100-jährige Gründungsfest der Feuerwehr, kirchliche Feste und das Leben in der Stadt. Alfred Spachtholz kommentiert viele Szenen. Bild: prh
Über 350 Besucher locken die beiden digitalisierten 8-Millimeter-Filme aus dem Filmarchiv der verstorbenen Aloysia Rebl in die Stadthalle. Zu sehen sind das 100-jährige Gründungsfest der Feuerwehr, kirchliche Feste und das Leben in der Stadt. Alfred Spachtholz kommentiert viele Szenen.
 
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