Frank-Markus Barwassers hat seine Kunstfigur Erwin Pelzig enorm weiterentwickelt. Zu sagen hat er ziemlich viel: über Deutschland, über Europa, über die ganze Welt. Und er versucht Dinge zu erklären, die man nicht versteht. Die sich nicht verstehen lassen. Pelzig präsentiert sich zwei Stunden lang – ohne Pause - meinungsstark und klar verortbar. Das kommt beim Publikum bestens an. Denn Pelzig fühlt sich einer Mission verpflichtet: Die Welt erklären, hinter die Fassaden und zum Teil auch Abgründe schauen und Fehlentwicklungen ansprechen. Es geht um Angst, um Vernunft, um Dummheit, aber auch um Hass und Kränkungen.
Zum Teil sind es einzelne, fast beiläufige Sätze, die mit einer sezierenden Wucht daherkommen: „Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.“ Pelzig wechselt die Perspektive und erklärt, warum sich das Coronavirus über die Menschheit schieflacht. Das ist pointiert serviert, zugleich aber auch beklemmend realistisch. „Der wunde Punkt“ heißt das aktuelle Programm – und in diesen Wunden wühlt der Franke bisweilen genüsslich herum. Emanzipation, Klimakatastrophe, Verschwörungsschwurbler, bei diesen Themen lässt der 62-Jährige nicht locker.
Und immer wieder sind es die Kränkungen, zu denen Pelzig zurückkehrt: Es beginnt bei Sigmund Freud und dessen drei großen Kränkungen der Menschheit - der kosmologischen, der biologischen und der psychologischen. Und dann erforscht Pelzig, welche weiteren Kränkungen bis heute dazu gekommen sind. So lasse sich unter anderem auch erklären, warum meistens Wissenschaftler angefeindet werden: Mit ihren Entdeckungen „kränken“ sie die oft festgefahrenen Weltbilder der Menschen. Für große Begeisterung beim Publikum sorgt auch der Rollenwechsel zum Kult-Trialog zwischen Pelzig, Dr. Göbel und Hartmut. Frank-Markus Barwasser ist zu wünschen, dass er seinem Erwin Pelzig noch ein langes Bühnenleben schenkt.
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