Gerda Striegl fertigt seit Jahrzehnten in ihrer Freizeit Handarbeiten an. "Ich nähe mit Anleitungen, die ich bei Youtube finde", erzählt die 66-jährige Rentnerin. "Ich komme ständig auf Neues. Und es bleibt immer viel übrig." Als sie wieder einmal überlegte, wie sie ihr Hobby sinnvoll einsetzen kann, kam ihr eine Idee: Sie könnte die Sachen ja ans Hospiz in Neustadt spenden. Sie kannte Hospiz-Leiterin Susanne Wagner bereits viele Jahre aus ihrem Berufsleben als Krankenschwester. Also sprach sie ihre Idee an. "Es war mir aus beruflichen Gründen ein Anliegen, zu helfen. Ich habe als junge Schwester unwürdiges Sterben erlebt. Ein Hospiz und auch die Palliativbewegung sind sehr gute Einrichtungen. Ich möchte sie mit kleinen Dingen unterstützen."
Mitstreiter gesucht
Kurzerhand richteten die Frauen im Hospiz ein Regal ein, aus dem gespendete Handarbeiten gegen eine Spende ans Hospiz mitgenommen werden können. Susanne Wagner veröffentlichte im Intranet des Klinikums einen Aufruf für Mitstreiter und hörte sich im Bekanntenkreis um. So fanden sich unter anderem mit Inge Plößner und Sabine Dachauer weitere Frauen, die Handgefertigtes beisteuern. "Inge Plössner ist richtig künstlerisch veranlagt und macht Socken und Handstulpen mit Perlen", erzählt Striegl. Andere steuern Betonschmuck oder Tonwerke bei. So kamen nach und nach handgemachte Alltagsgegenstände zusammen, die ihr zufolge seit August bereits rund 350 Euro eingebracht haben.
Susanne Wagner betont, wie wichtig diese Unterstützung sei. In der Coronakrise hätten viele Menschen Angst vor einem Arbeitsplatzverlust oder seien in Kurzarbeit. Wegen anderer Verbindlichkeiten sei deshalb eine Zurückhaltung bei der Spendenbereitschaft zu merken gewesen.
Striegl näht, strickt oder häkelt zum Beispiel kleine Taschen und Handytaschen. "Ich habe auch sehr viele Lavendel-Säckchen gemacht, weil wir viel Lavendel im Garten anbauen. Im Winter stricke ich Socken und Schals. Manch einer freut sich über warme, gestrickte Socken, wenn die Durchblutung nicht mehr so gut funktioniert und die Menschen viel liegen. Und für Weihnachten habe ich schon überlegt, vielleicht Sterne mit Nelken und Zimt zu machen." Für viele Hospizgäste sind Gerüche wichtig, deshalb wird dort auch Aromatherapie angeboten. "Frau Striegl weiß durch ihren beruflichen Hintergrund, was die Menschen bei uns brauchen", so Susanne Wagner.
"Haben meinen höchsten Respekt"
Seit fünf Jahren ist Gerda Striegl in Rente. Handarbeiten macht sie aber schon seit ihrer Schulzeit. "Handarbeiten waren immer Thema in meiner Familie, daher liegt mir das und macht mit Spaß. Wenn ich Schweres im Beruf erlebt habe, habe ich zu Hause gestrickt oder gehäkelt und das verarbeitet, dann war alles wieder in Ordnung." Nun können auch die Angehörigen und Gäste im Hospiz davon profitieren. Sie schenken sie sich gegenseitig, verschenken sie weiter oder nehmen sie als Erinnerung an die im Hospiz verbrachte Zeit mit.
"Ich bewundere sie und ziehe meinen Hut vor den Kolleginnen im Hospiz", sagt die Rentnerin. Es ist nicht einfach, jeden Tag Menschen beim Sterben zu begleiten und das psychisch zu verkraften. Und man muss auch die Angehörigen begleiten. Man darf keinen schlechten Tag haben. Sie haben meinen höchsten Respekt." Von ihrer Handarbeit profitiere sie jedoch auch selbst, "weil sie mich fit hält. Ich kann nicht sitzen und nichts machen, auch nicht beim Fernsehen. Jetzt kann man sehen, dass man mit kleinen Sachen und Hobbys etwas Gutes tun kann".















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