Neustadt an der Waldnaab
09.03.2020 - 09:52 Uhr

Kabarett aus dem Leberkäskrapfenland

Trotz vorgeführter Gehmeditationen fegt Christine Eixenberger wie ein Wirbelwind durch die Neustädter Stadthalle. Der weht in eine Richtung: Kabarett mit viel Hintersinn, ausgeprägter Gestik und Mimik.

Christine Eixenberger in Aktion. Bild: fvo
Christine Eixenberger in Aktion.
Christine Eixenberger in Aktion. Bild: fvo
Christine Eixenberger in Aktion.
Christine Eixenberger in Aktion. Bild: fvo
Christine Eixenberger in Aktion.
Christine Eixenberger in Aktion. Bild: fvo
Christine Eixenberger in Aktion.

Wer sie von ihren Fernsehauftritten bisher noch nicht gekannt hatte, lernte die Grundschullehrerin aus Schliersee an diesem Abend so richtig kennen. „Fingerspitzenlösungen“ heißt das Programm, mit dem sie seit zwei Jahren unterwegs ist. Die mitreißende Bühnenshow ist gekonnt mit manchmal derben, aber auch nachdenklichen Texten unterlegt. Bemerkenswert sind auch ihre gesanglichen Leistungen.

Bekannt sein dürfte die junge Frau dem Fernsehpublikum aus der ZDF-Herzkino-Reihe „Marie fängt Feuer“. „Der Anfangsapplaus war schon ganz putzig“, doch der sollte schon noch anders werden, meinte die Oberbayerin. „Als Grundschullehrerin ist man durch die Schüler mit Applaus verwöhnt. Betritt man das Klassenzimmer, flippen die Kids aus.“ Ausgiebig gibt sie bei diesem Auftritt das „Warum-ich-Gefühl“ zum Besten.

Sie komme aus dem Landkreis Miesbach, der Region der Innovationen. So atmet der Leberkäskrapfen inklusive Johannisbeermarmelde und süßem Senf von dort. Das „Warum-ich-Gefühl“ könne einen oft überkommen. Sie sei von einem Auftritt heimgefahren, erzählte Eixenberger und plötzlich habe es einen Knall gegeben: „Wie wenn ein gwamperter Viertklässler beim Sportunterricht ned übern Bock kommt." Bereits das dritte Mal habe sie mit einer Wildsau auf diese Weise Bekanntschaft gemacht.

Oft seien Dinge einfach nicht mehr wie sie waren. Kinder würden eingeschult und könnten bereits alles, da sie als hochbegabt gälten, Es hapere aber daran, die Schuhbandeln zuzubinden. Schnell war dann auch die Rede von der SUV-Militärparade der Mütter.

Zurück zum Wildsaucrash. Eixenberger ruft ihren Partner – das Ding - an, im Straßengraben sitzend mit einigen Flaschen Pikkolo aus dem Erste-Hilfe-Kasten in der Hand. Sie hatte nämlich festgestellt, dass, wenn sie ihren Partner als das „Ding“ abstrahiert, er ihr nicht mehr so leicht auf die Nerven geht. Nervig seien auch die Radlfahrer, die fahren, wie die Wilden und rumklingeln. Das seien übrigens dann "Preißn", "denn ein bayerischer Radlfahrer klinglt ned, fahrt di' zsamm' und sagt dann "Obacht!".

Ein heikles Thema ist laut der Kabarettistin auch Urlaub. Menschen ihrer Generation machten ja nicht Urlaub, sie gingen auf Reisen. So wie ihr zwei Jahre jüngerer Bruder, der mit dem Rad von Miesbach nach Australien fuhr. „Jüngere Geschwister rauben dir mindestens 50 Prozent der Liebe der Eltern.“ Deshalb hätte sie ihren Bruder Robert als Baby mit verschiedensten Strategien gerne ums Eck gebracht und habe in per Postpaket versandt. Doch sie habe auch ihren Urlaubs-Kick gefunden: "Taxifahren in Berlin". Das koste mehr als nur Benzin und fordere mentale Disziplin, erklärte Eixenberger dem Neustädter Publikum musikalisch.

Auf dem Weg in den Urlaub habe sie sich für eine ökologische Anreise zum Münchner Flughafen entschieden, mit der Bayerischen Oberlandbahn, genannt BOB. „Das ist das missratene Kinder der DB.“ Prompt blieb der Zug mitten in der Pampa stehen. Und Eixenberger wurde das Opfer ihres "gschissnen Erziehungsvirus", zumal sich die "Spielvereinigung Sangria" auf dem Weg nach Mallorca betrunken mit im Abteil befand. „Warum immer ich?“

Langeweile kenne sie generell nicht, erklärte sie. Sie könne ja jederzeit zum Edeka-Markt in Miesbach zum Einkaufen gehen. Besonders amüsant sei da, wenn die Kassiererin den nichtbayerischen Kunden ihre Treuepunkt anbietet: "Sammln Sie Papperl?"

Doch zurück zum Wellness-Urlaub, in den Ruheraum der Sauna. Ruheraum, das sei ein Begriff, der in der Regel ad absurdum geführt werde, kritisiert Eixenberger: "So wie Leberkaas, ohne Leber und Kaas. Oder wie die CSU..."

In der Zugabe stellte Eixenberger in der vollbesetzten Neustädter Stadthalle klar fest, was in den Grundschulen tatsächlich fehlt: "Männliche Lehrer als richtige Vorbilder".

 
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