Vom "Rauschpudel" auf der Neustädter Waldnaabbrücke

Neustadt an der Waldnaab
10.10.2022 - 11:57 Uhr

Einen amüsanten Abend mit interessanten Fakten, humorvollen Anekdoten und originellen Wirtshausliedern beschert der Neustädter Oberpfalzverein den Gästen im ASV-Sportheim. Im Mittelpunkt stand die Neustädter Wirtshaus- und Bierkultur.

Vorsitzender Ernst Umann hatte seit Ende letzten Jahres viel zu den verschiedenen geschichtlichen Epochen recherchiert. Seine Texte und zusammengetragenen Anekdoten wurden von Roswitha Jobst und Peter Märkl im ASV-Sportheim als Erinnerungen an die Neustädter Wirtshauskultur gelesen. Zum Thema hatte Umann ein Bild mit den verschiedenen Rauschabstufungen frei nach Aloysia Rebl gemalt. Auf Antiktafeln und in einer PowerPoint-Präsentation wurde der Wandel in der Neustädter Gastronomie durch längst verschwundene Gasthäuser dokumentiert.

Nach einer Rekonstruktion von Roland Gröger hat es bereits im ersten Jahrhundert nach Christus auf dem heutigen Stadtplatz, der an der Bernsteinstraße lag, einen Rastplatz gegeben, auf dem vermutlich auch Bier ausgeschenkt wurde. Als Kaiser Ludwig von Bayern den Neustädter Bürgern am 23.10.1339 das allgemeine Braurecht verlieh, wurde das Bier zu einer Existenzgrundlage für Ökonomen und Hausbesitzer und zum fünften Element für die Stadtbewohner. Die Vorleser ließen den Bierkrieg mit den Altenstädtern ebenso wie die "gute alte Zeit", die bayerische Gemütlichkeit oder den Aufschwung durch die Glasmacher Revue passieren.

Eine nicht bestätigte Überlieferung ist die Tatsache, dass Friedrich von Schiller, im Gasthof "Zur Goldenen Sonne" übernachtet haben soll. In den Wirtshäusern wurde natürlich Bier getrunken, das vor dem Erlass des Reinheitsgebots 1516 teils ungenießbar gewesen sein muss, betrachtet man die Zutaten wie Ochsengalle, Froschschenkel und Fischblasen. Hatte man zu viel von dem Gerstensaft genossen, sprang dem einen oder anderen auf dem Nachhauseweg der "Rauschpudel" auf der Waldnaabbrücke auf den Rücken. Für Heiterkeit sorgten die Gedichte in Mundart von Georg Kraus über eine Rauferei im Wirtshaus oder die späte Heimkehr von Ehemann und Sohn als Bierleichen. Ebenso amüsierten sich die Zuhörer über die Erzählung von Gregor Menzl über ein Neustädter Original und Schlitzohr, dem "Gower". Der ließ keine Gelegenheit aus, seine Mitbürger und die Obrigkeit zu narren.

"Heute ist das Wirtshaus tot", stellte Roswitha Jobst fest. Der Meinungsaustausch werde im weltweiten Netz über die Medien, Whats App und SMS verbreitet, dass Essen bei Amazon bestellen und unterhalten lässt man sich von Alexa. "Die Seele im Menschen verkümmert und trocknet aus, es kommt zu einer Vereinsamung und Wesensänderung". Gott sei Dank gibt es in Neustadt noch zwei Zoiglstuben: Oasen, die das Leben entschleunigen und die Menschen einander näher bringen.

Vom Bier, dem Rausch und vielen humorvollen Begebenheiten rund um die Wirtshäuser handelten die Lieder der "Zupfer Moidla". Waltraud Neubauer-Zupfer und Renate Zupfer-Vilas erheiterten mit ihren originellen Liedern und vor allem Witzen das Publikum und leisteten damit einen großen Beitrag zum Gelingen des Abends. Begleitet wurden sie von Gerhard Reber an der Diatonischen. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgten ASV-Vorsitzender Juan Vilas und sein Team hervorragend. Dritter Bürgermeister Heribert Schubert dankte dem Oberpfalzverein für die Initiative für diesen gelungenen Abend.

 
 

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