Prognosen zufolge, dass die Bevölkerung in manchen Kreisen in der Oberpfalz in den nächsten zehn Jahren schrumpfen wird, stemmt sich der Landkreis Neustadt/WN kräftig entgegen. Zumindest sagen das die Zahlen, die das Statistische Landesamt Bayern erhebt. Die aktuellsten datieren vom 30. Juni 2022. Zum Stichtag lebten 95 544 Einwohner in den 38 Gemeinden des Landkreises. Das sind 706 Personen mehr, als noch ein halbes Jahr zuvor. Von Werten über 97 000, wie sie zuletzt im Jahr 2010 erreicht wurden, ist es trotzdem ein Stück entfernt.
Erfreulich ist die Entwicklung dennoch. Doch der Weg zu mehr Wachstum ist nicht leichter geworden. Städte und Gemeinden buhlen um jeden Einwohner. In 29 Gemeinden haben sich die Einwohnerzahlen nach oben entwickelt. Die Spitzengruppe führt die Stadt Neustadt/WN mit einem Plus von 78 Einwohnern an, gefolgt von Grafenwöhr (+67), Floß (+62) und Vohenstrauß (+58).
Geflüchtete sorgen für Plus
Die Kreisstadt hat aber noch einen weiteren Grund zur Freude, wie sich im Telefonat mit Sebastian Dippold am Donnerstag herausstellt. Der Bürgermeister wartet mit den neuesten Zahlen des Neustädter Meldeamtes auf. "Wir haben Stand heute die 6000er-Marke geknackt. Im Moment haben wir 6023 Einwohner. Grund seien unter anderem die Geflüchteten aus der Ukraine, die vor allem Ende letzten Jahres aufgenommen wurden. Aktuell lebten 169 Geflüchtete in der Stadt. Aber auch andere Zuzüge verhelfen der kleinsten Kreisstadt Bayern zu der positiven Entwicklung. So hat sich das Baugebiet „Am Rumpler III“ mit über 20 Wohngebäuden und fünf größeren Wohnblöcken in den vergangenen Jahren zügig gefüllt. Gerne würde Dippold mit „Am Breiten II“ das nächste auf den Weg bringen. Doch die Grundstückverhandlungen gestalteten sich schwierig.
Bleiben noch die Baulücken. „Davon haben wir einige in der Stadt. Die befinden sich überwiegend in privater Hand. Da kommen wir nicht ran.“ Auch würde er gerne Menschen, die mittlerweile allein ein Einfamilienhaus bewohnen, eine Alternative in anderen Wohnformen bieten. „Wir schauen schon, dass wir uns als Kommune auch anders ausrichten. Barrierefreies Wohnen oder Angebote für Azubis gibt es noch zu wenig.“
Baugebiete füllen sich
Viele neue Häuser stehen in Vorbach. Dort sind die vorhandenen Baugebiete gut ausgelastet, wie Bürgermeister Alexander Goller auf Anfrage bestätigt. „Wir haben gut verkauft“, und verweist auf die Flächen „Eisweiher“ in Oberbibrach und „Dornäcker“ (Vorbach), die sich prächtig entwickelt hätten und „jetzt Wirkung zeigten“. „Wir haben vor allem viel Zuzüge von Familien mit Kindern.“ Vor zwei Jahren sei die Einwohnerzahl wieder über die 1000 gesprungen. Seitdem gehe es aufwärts. Im Juni 2022 wies die Statistik 1050 Einwohner aus. Ein Plus von 24 Personen. Davon profitiere auch das Vereinsleben im Ort. „Wir haben Mitgliederzuwächse“, freut sich der Rathauschef.
In 9 der Landkreisgemeinden gab es zum Halbjahr 2022 ein Minus. So verlor Luhe-Wildenau 29 Einwohner, gefolgt von Waidhaus (-27), Moosbach (-15) und Altenstadt/WN (-8). Den Rückgang in Waidhaus macht Bürgermeister Markus Bauriedl in erster Linie an den geringen Geburten fest, wie er auf Nachfrage mitteilt. „Wir lagen 2022 unter 10. Das merkt man dann schon. In den vergangenen Jahren waren es immer 15 bis 20 Geburten.“ Auch der Bauboom sei seiner Meinung vorbei. Es gebe noch vereinzelt Baustellen, aber eben weniger. Im Fokus läge jetzt die Nachverdichtung innerorts. „Da sind wir dran.“ Sorge bereite ihm das Minus nicht. Im Gegenteil: „Wir haben keine Leerstände im Markt. Wird ein Haus frei, dann ist es innerhalb kürzester Zeit weg“, sagt Bauriedl. Der Bürgermeister macht dafür unter anderem die Lage an der Autobahn und den vorhandenen Glaserfaseranschluss im Markt verantwortlich. „Wir haben gut geplant, die Zahlen steigen auch wieder“, ist er sich sicher.
Boom in Schirmitz
Zuwächse verzeichnet Schirmitz. Hier gab’s ein Plus von 40 Einwohnern. Das macht 1945 Bürger zum Halbjahr 2022. „Und wir wachsen weiter“, sagt Bürgermeister Ernst Lenk. In den vergangenen Monaten legte die Gemeinde nochmal zu und übersprang zum Jahreswechsel die 2000er-Marke auf 2001 Einwohner. „Das haben wir zuletzt 2014 erreicht.“ Lenk macht den Sprung vor allem an den Baugebieten fest. Im „Gladiolenweg“ wurde 2022 kräftig gebaut, aktuell befänden sich 27 Häuser im Bau. Auch in den Mehrfamilienhäusern in der „Bauerngasse“ seien die ersten Wohnungen bezogen. Mit „Im Gwend“ warte das nächste Bauland auf seine Erschließung.
Und die kleinsten Gemeinden? Hier zählt Kirchendemenreuth 879 Einwohner, ein Minus von 5. Während Schlammersdorf sich über 2 Bürger mehr freuen darf und somit auf insgesamt 851 kommt.
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