„Diese Top-Bewertung für unseren Landkreis unterstreicht sehr eindrucksvoll die Botschaft, die wir ja auch mit unserer ‚Denk mal NEW-Kampagne‘ konsequent vertreten und verbreiten“ freut sich Landrat Andreas Meier. Und er weist darauf hin, dass das „NEW-Landleben“ mindestens genauso gute und vielfältige Karriere- und Erfolgschancen wie die Großstadt bietet „garniert mit einer Portion an Zufriedenheit, persönlichem Glück und unschlagbarer Lebensqualität“.
Hohe Entwicklungsdynamik
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hatte in seiner neuesten Studie „Ländliche Regionen in Deutschland – Ergebnisse des IW-Regionalrankings 2020“ dem Landkreis Neustadt/WN bestätigt, dass er unter bundesweit 146 ländlichen Regionen in Deutschland die zweitbeste Entwicklungsdynamik aufweist. Insgesamt waren in die Untersuchung 401 Regionen verschiedenster Struktur einschließlich aller Ballungsräume einbezogen worden. Und selbst im Dynamik-Ranking unter allen diesen Regionen setzten die Wissenschaftler den Landkreis Neustadt/WN noch immer auf Platz 8.
Gemessen wurde in der Untersuchung auch das Entwicklungsniveau einer Region. Und auch hier gehört Neustadt/WN mit seinem Platz 100 unter den 401 Regionen Deutschlands noch immer zum ersten Viertel. Ausführlich beschreiben die Wissenschaftler die Methodik, mit der sie zu diesen Ergebnissen gekommen sind: Unter 55 in eine Voruntersuchung einbezogenen Einzelindikatoren wurden 14 Indikatoren ausgewählt, die den größten Einfluss auf die Entwicklung einer Region aufweisen. Diese gemessenen Indikatoren wurden den Überschriften „Wirtschaftsstruktur“, „Arbeitsmarkt“ und „Lebensqualität“ zugeordnet. Mit einer Gewichtung von knapp 50 Prozent wurde die Faktorengruppe Lebensqualität in den Untersuchungsergebnissen bewertet. Unter anderem gehören dazu das Vorkommen naturnaher Flächen, die Wanderungssalden, die Quote der Straftaten und der Baugenehmigungen.
Manko Ärztedichte
Dass der Landkreis Neustadt/WN im Ranking so weit vorne liegt, verdankt er vor allem der Tatsache, dass fast alle Messwerte im oberen positiven Bereich liegen, ohne Extremwerte nach oben oder unten. Handlungsbedarf sehen die Wissenschaftler im Bereich Lebensqualität bei der Ärztedichte, wenngleich sie auch hier schon eine positive Dynamik gemessen haben. In der Obergruppe „Arbeitsmarkt“ belastet das Gesamtergebnis ein schlechter Wert (Platz 384) für den Anteil hochqualifizierter Beschäftigter. Ähnliches gilt für den Faktor „Wissensintensive Dienstleistungen“ (Platz 387) in der Obergruppe „Wirtschaftsstruktur“. Insgesamt schneidet der Landkreis Neustadt in der Untersuchung in fast allen Einzelergebnissen deutlich besser als seine Nachbarn ab (siehe Grafik). Nur der Nachbar im Norden, der Landkreis Tirschenreuth hat ähnlich gute Ergebnisse.
Trotzdem ist festzustellen, dass alle Regionen der mittleren und nördlichen Oberpfalz im Ranking für das Entwicklungsniveau bundesweit in der vorderen Hälfte aller Regionen zugeordnet sind. Dies gilt mit Ausnahme der Stadt Weiden (Platz 346) auch für das Ranking in der Entwicklungsdynamik. Zusammenfassend stellen die Untersuchungsführer auf ihrer Internetseite fest „Ländliche Regionen nehmen in Deutschland historisch eine wichtige Rolle für die Sicherung von Wohlstand und Wachstum ein. Etliche Hidden Champions des Verarbeitenden Gewerbes sind dort beheimatet, die mit ihrer Innovationskraft und Produktionsexzellenz das Geschäftsmodell Deutschland ausmachen“. Auch Experten äußern sich sehr positiv über die Untersuchung. Zum Beispiel der Professor Wolfgang Weber von der OTH Amberg-Weiden, der sich seit Jahrzehnten mit Regionalentwicklung befasst. Er sieht bestätigt, dass „regionaler Erfolg individuell gestaltbar ist“ und dass „Entwicklungsdynamik zur Hälfte von Faktoren der Lebensqualität bestimmt wird“. Somit sei es gelungen, „auch durch Strategiekonzepte und Innovationsnetzwerke, gemeinsam und selbstbewusst optimale Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für diese Erfolgsgeschichte zu schaffen“. Für Anton Braun, Präsident des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz, zeigt die Studie „dass nordoberpfälzer Unternehmen sehr flexibel sind und auf strukturelle Veränderungen rasch reagiert haben“. Die jeweiligen regionalen Einzelergebnisse für alle Untersuchungsindikatoren können vom Institut IW bezogen werden. Für den Pressebericht durfte unsere Redaktion Einblick nehmen.
Teltow-Fläming 53,7
Neustadt/WN 53,1
Tirschenreuth 53,0
Steinburg 52,9
Dahme-Spreewald 52,7















Von wegen: strukturschwach
Was die meisten Menschen in der nördlichen Oberpfalz schon seit Längerem fühlen, wird jetzt endlich wissenschaftlich vom Institut der Deutschen Wirtschaft bestätigt. Die Zeiten des strukturschwachen Grenzraums sind nun wirklich vorbei. Lebensqualität und Heimatverbundenheit der Bevölkerung wurden Schritt für Schritt auch durch Vollbeschäftigung und wirtschaftlichem Wohlstand ergänzt. Hervorzuheben ist, dass die Kölner Wissenschaftler, anders als viele ihrer Kollegen, einmal nicht entscheidend auf Pro-Kopf-Einkommen und Pro-Kopf-Wirtschaftskraft setzen, sondern Faktoren wie zum Beispiel Naturnähe, Baugenehmigungen, Wanderungsbewegungen und Straftatenquote hohes Gewicht beimessen. Die vorliegende Studie sollte jedoch nicht nur als Erfolgsbeweis gesehen werden, sondern auch dazu dienen, weitere Ansatzpunkte für die Regionalpolitik zu erkennen. Schließlich haben sich die Wissenschaftler sehr vertieft mit zahlreichen Entwicklungsfaktoren befasst und für jeden einzelnen Bereich auch ein bundesweites Ranking ausgewiesen. Es sollte sich lohnen, vom Institut sich die Detailergebnisse zu besorgen.
Siegfried Bühner