In der Juni-Stadtratssitzung hatten die Fraktionen beschlossen, ein Meinungsbild an den städtischen Schulen einzuholen. Ist der Badebus überhaupt bekannt? Passen die Fahrzeiten um 14 Uhr hin und um 18 Uhr zurück? Sind die Haltestellen bekannt? Warum nehmen Kinder das Gratis-Angebot nicht an?
Das Ergebnis dieser Erhebung an Grund- und Mittelschule liegt nun vor. Obwohl der Rücklauf bei der Umfrage erfreulich hoch war, sei das Resultat "enttäuschend", formuliert es Bürgermeister Rupert Troppmann in der Sitzung am Dienstag zurückhaltend. Er hätte auch sagen können "erschreckend". Denn obwohl der kostenlose Service durch die Umfrage nun in allen Klassen bekannt ist, lautete die häufigste Antwort auf die Frage "Ich werde den Badebus künftig benutzen", nur 55 Mal Ja und 119 Mal Nein. Der Bus fährt deshalb nur noch auf Bewährung. Sitzen in den kommenden Wochen mehr Kinder drin als bisher, wird er wohl auch im kommenden Jahr in den Sommerferien verkehren. Wenn nicht, kann es sein, dass damit Schluss ist.
Eine weitere Erkenntnis: "Abfahrtszeiten, die allen passen, bekommen wir nicht hin", seufzte Troppmann. Die SPD will beim Badebus trotzdem nicht von einer letzten Chance sprechen, erklärte Fraktionssprecher Achim Neupert: "Warten wir doch noch ein zusätzliches Jahr ab. Martin Filchner war in einer Grundschulklasse drin, wo kein Kind das Angebot kannte. Vielleicht müssen wir das zeitgemäßer publizieren, mit einer App oder etwas ähnlichem." Neupert regte außerdem an, den Service auf Störnstein und Altenstadt auszuweiten.
Gerhard Steiner (Freie Wähler) schlug vor, die Umfrage im Herbst zu wiederholen. Er sieht in den vielen Nachmittagsbetreuungsangeboten der Schulen den Grund, warum immer weniger Kinder den Bus nutzen. Den letzten Punkt teilt auch Troppmann. Er beklagt aber "viele Helikoptereltern, die ihre Kinder lieber einzeln fahren. Das hat mir auch die Rektorin der Grundschule bestätigt".
Eine weitere Umfrage oder eine Werbekampagne für den Badebus lehnt der Bürgermeister ab. "Durch diese Umfrage kennt jetzt jeder das Angebot." Auch vom Vorschlag, Nachbargemeinden mit einzubeziehen, hält das Stadtoberhaupt wenig. "Dann ist der Bus noch länger unterwegs. Die Erfahrung beim ÖPNV zeigt, dass er dann noch weniger angenommen wird." Neupert hielt dagegen: "Aber der Bus kommt doch schon aus Störnstein von der Firma Zitzmann."
Letztlich stimmten alle für den Vorschlag, die Resonanz in den Ferien abzuwarten und das Thema dann im Herbst in die Haushaltsberatungen einzubringen. Gut möglich, dass der Bus dann Geschichte ist.
Die Umfrage an Grund-und Mittelschule stützt sich auf eine hohe Rücklaufquote von 192 Fragebögen. Dabei wurden Kinder und Jugendliche von 2 (Geschwisterkinder) bis 19 Jahren beziehungsweise ihre Eltern um Antworten auf vier Fragen gebeten.
Das Ergebnis im Einzelnen ohne Berücksichtigung von nicht ausgefüllten Kästchen:
n Benutzen Sie bzw. Ihre Kinder den Badebus? Antwort: 16 Ja, 173 Nein.
n Die Abfahrtszeit 14 Uhr in Neustadt ist zu früh? Antwort: 60 Ja, 87 Nein.
n Die Rückfahrt um 18 Uhr ist zu früh? Antwort: 45 Ja, 102 Nein.
n Ich werde künftig den kostenlosen Badebus nutzen? Antwort: 55 Ja, 119 Nein. (phs)
Taxi Mama ist schon unterwegs
Keiner hat es in der Stadtratssitzung ausgesprochen, in der Beschlussvorlage steht es aber genau so drin: Sollte der Badebus weiterhin so gut wie leer durch die Ferien düsen, wird er 2020 eingestellt. Das wäre schade, aber richtig.
Freilich wäre es sinnvoll, den Service mit digitalen Angeboten zu bewerben statt nur über die Zeitung. Ein großer Aufkleber „Badebus“ auf dem Fahrzeug oder eine Anzeige an den Haltestellen könnten ebenfalls nicht schaden. Das alles ist aber keine Ausrede, warum eine jahrzehntealte Institution immer schlechter angenommen wird.
Es gibt nichts dagegen zu sagen, wenn eine Mutter oder ein Vater das Töchterchen plus einige Nachbarskinder mit dem Auto ins Freibad fährt. Eine Kleingruppe ist in jedem Fall flexibler, vor allem zeitlich. Wer den Bus aber aus welchen Gründen auch immer ignoriert, hat kein Recht dieses freiwillige Angebot der Stadt länger einzufordern.
An diese Nase muss sich gleichermaßen die „Fridays for Future“-Generation fassen. Die ist auch an Neustädter Schulen flott dabei, von „denen da oben“ einen schnelleren Kohleausstieg zu fordern. Von lokalen Initiativen, einen einzigen Badebus statt x-mal Mama-Taxis zu nutzen, hat man zumindest öffentlich jedoch noch nichts gehört.
Von Friedrich Peterhans