(mte) Der Halter des vor Wochen bei Neustadt aufgetauchten Kamerunschafs hat sich auch nach den Aufrufen von Oberpfalz-Medien nicht gemeldet. Viele Zuschriften gab es trotzdem. Etwa von Fußgängern und Radfahrern, die in der Region frei laufende Kamerunschafe gesehen haben.
Jürgen Adomat etwa berichtet, zwischen Wampenhof bei Waldthurn und Waldkirch gleich eine kleine Herde Kamerunschafe gesehen zu haben. Zwei Alt- und zwei Jungtiere sprangen hier durch das steile Waldgebiet und grasten vor sich hin. Auch Bernhard Rauch begegnete bei einer seiner Mountainbike-Touren einem Kamerunschaf. Auf einem Abschnitt des Kohlbühlweges zwischen dem Naturbad Schnaittenbach und dem Gipfelkreuz auf dem Kohlbühl sah der Weiherhammerer das Tier: "Es lag mitten auf dem Waldweg und lief dann gemächlich circa 100 Meter vor mir her, bevor es auf einen kreuzenden Weg nach rechts auswich und mich beim Vorbeifahren beobachtete." Eine Kamerunschaf-Schwemme in der Oberpfalz? Das erstaunt.
Aus Westafrika
Vor etwa 100 Jahren kam die Rasse aus Westafrika nach Deutschland. Tierhändler und Zoodirektor Carl Hagenbeck, nach ihm ist der Zoo in Hamburg benannt, soll die Kamerunschafe ins Land gebracht haben. Aktuell gibt es Schätzungen, dass es etwa 7000 solcher Tiere deutschlandweit gibt. Die von den Lesern entdeckten Exemplare erfasst diese Zahl wohl eher nicht.
Das verlorene und nun den Landwirten Josef und Maria Lindner zugelaufene Kamerunschaf könnte aber schon offiziell erfasst sein: "Wir wollten es bei der Tierdatenbank melden", sagt Maria Lindner. Aber das sei nicht möglich gewesen. "Im Feld Vorbesitzer konnten wir doch keinen Eintrag machen." Und nun? "Der kleine Bock ist uns sehr ans Herz gewachsen. Der ist besser integriert bei uns als jeder andere." Das Problem: "Er steigt jetzt schon a bisserl den Mädels in der Herde hinterher."
Neues Zuhause
Sprich: Das Kamerunschaf wird geschlechtsreif. Eine Kreuzung mit den Schwarzköpfen "Wolli", "Molli", "Susi", "Sissi" oder "Nelli" würde aber den Landwirten und auch dem Metzger gar nicht gefallen. Auch Rangkämpfe mit dem eigentlichen Boss, Bock Maxl, könnten drohen. Eine Lösung aber ist in Sicht.
Zwei Kamerunschaf-Halter haben sich nämlich gegenüber Oberpfalz-Medien bereiterklärt, den kleinen Bock aufzunehmen, um "frisches Blut" in ihre Herde zu bekommen. Einer kam zum Zug. "Böckchen", wie Bäuerin Lindner das zugelaufene Kamerunschaf nennt, grast künftig bei einem Halter im Landkreis Tirschenreuth unter seinesgleichen. Deshalb verschwindet "Böckchen" an einem Mittwochabend im Auto-Anhänger seines neuen Halters.
Der Sohn der Lindners, Sebastian, trug das Tier auf Händen in den Hänger. Dass den Interimsbesitzern Lindner der Abschied von "Böckchen" so schwer fallen würde, haben sie an dem Tag, an dem das Kamerunschaf vor ihrem Zaun-Tor blökte, so nicht gedacht.
Hier finden Sie die Chronologie in Bildern von "Böckchens" holprigen Weg in ein neues Leben.
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