Neustadt an der Waldnaab
10.09.2023 - 09:10 Uhr

Milchbauern fordern bei Nordoberpfälzer Bauerntag mehr Planungssicherheit

Milchbauern liefern hochwertige Milchprodukte. Dieser reichhaltig gedeckte Tisch wird nicht allseits geschätzt. Berlin arbeitet nicht immer für uns. So lauten drei der vielen Aussagen beim Nordoberpfälzer Bauerntag in Neustadt/WN.

Milchshakes der Jungbauern und Häppchen der Landfrauen an den Stehtischen im Foyer der Stadthalle Neustadt/WN. Dies lenkte den Fokus des Nordoberpfälzer Bauerntag der Kreisverbände Neustadt/WN und Tirschenreuth im Bayerischen Bauernverband (BBV) gleich auf das Abendthema „Milchviehhaltung, Jungunternehmer, Zukunft“. Die Kreisobmänner Josef Fütterer (NEW) und Ely Eibisch (TIR und zugleich stellvertretender BBV-Präsident) setzten eingangs gleich Eckpunkte. Es gilt, den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Diese wird aber immer fordernder. Die jungen Landwirte brauchen Planungssicherheit und eine Politik, die nicht Verbote, sondern Anreize bietet.

Klare Worte sprach auch die Bayerische Milchprinzessin Philomena Mögele aus Bobingen, die harte Arbeit und Leidenschaft der Bauern durch ausufernde Bürokratie gebremst sah. Die Frage, ob Milchviehhaltung unter den derzeitigen Rahmenbedingungen noch erstrebenswert ist, ging einer, der es wissen musste, an. Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes und Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), ein praktizierender Milchbauern mit 220 Milchkühen. "Die Tierhaltung steht in der Kritik, und ich habe das Gefühl, dass Berlin diese gar nicht umbauen, sondern abschaffen will, wenn ich die Verbote, Anordnungen und Gesetzte so alles sehe", hob Schmal heraus.

Immer höhere Haltungsformen

"Man scheint sich in Berlin mehr um den Wolf, als um das Weidevieh zu kümmern. Der Wolf ist für Weidetierhalter zu einem Riesenproblem geworden. Wir haben eine Wolfsdichte in Deutschland höher als Schweden oder Kanada", sagte Schmal. Tierhalter müssten aber mit ihren Tieren Geld verdienen, denn nur ein Betrieb auf gesundem Fundament könne auf nächste Generationen übergehen. Der Umbau der Nutzviehhaltung stünde im Koalitionsvertrag. Dabei steht die Anbindehaltung im Fokus. "Es sind fünf Haltungsformen geplant. Die Handelsketten steigen auf immer höhere Haltungsformen ein. Aber schon ich als Insider tue mich schwer mit all den Labels, die auf der Milch sind."

Beim Milchpreis sah Schmal den Boden erreicht, es bestehe auch kein Mengenproblem. Auf die Frage, was die Milchbauern wollen, gab Schmal fünf Antworten. Eine Diskussion um die Zukunft der Milchviehhaltung, eine Erzeugerstärkung in der Wertschöpfungskette, Grünlandbewirtschaftung, Tiergesundheit und Tierschutz, sowie eine regionale Wertschöpfung. Größe alleine sei dabei nicht alles.

Interessante Aussagen, Ansichten und Klagen kamen in einer einstündigen Diskussion nach dem Vortrag des Deutschen Milchbauernpräsidenten zur Sprache. Wolfgang Scholz sprach die Milchmengensteuerung an, die Schmal verurteilte, weil der Eingriff des Staates "das Schlimmste" sei. Gabriele Birkner kam auf das Antibiotikamonotoring zu sprechen. "Ein Wahnsinn" mit fünf verschiedenen Listen, so die Kreisbäuerin. Die Kuh sei besser kontrolliert und überwacht als der Mensch, pflichtete Schmal bei.

Fehlende Perspektiven

Die zentrale Aussage von Tobias Vogel von der Jungbauernschaft: fehlende Perspektiven für die jungen Milchbauern. "Es kann nicht sein, dass ich einen Stall nach derzeit geltenden Verordnungen baue und nach drei Jahren ist dieser auf einmal nicht mehr tiergerecht", prangerte der Jungbauer an. "Egal wie der Stall der Zukunft aussehen soll, wir brauchen verlässliche Vorgaben", fordert Schmal von der Politik.

Martin Härtl brachte zu verschiedenen Haltungsformen eine Form, die scheinbar auch die Runde macht, in die Diskussion: Die „Jogging-Weide“. Dies scheinen Ställe zu sein, die Tieren in die angrenzende Wiese Auslaufmöglichkeiten bieten. Haltungsformen werden in Berlin diskutiert, aber nicht solche Auswüchse, beruhigte Schmal. Auch die Qualitätskennzeichnung wurde angesprochen. Das beste Label sei „Made in Germany“. "Da tun wir uns wohl schwer, weil gerade in den Grenzregionen auch Milch von angrenzenden Nachbarn eingeführt werde und diese Milchmengen steigen", so der deutsche Milchbauernpräsident.

 
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