Neustädter Gymnasiasten holen Games-Preis 2021

Neustadt an der Waldnaab
16.12.2021 - 10:44 Uhr
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Anfangs war es ein Informatikprojekt in der zehnten Klasse, schließlich wurde ein erfolgreiches Videospiel daraus: Mit ihrer Erfindung "JJ-Run" gewinnen die Neustädter Schüler Jakob Reichel und Jonas Uschold den Games-Preis 2021.

Rückblick: Mehrere Monate lang lernen die Zehntklässler des Gymnasiums Neustadt im Informatikunterricht von Sebastian Karl das Programmieren. Dabei arbeiten sie in der Entwicklungsumgebung "BlueJ" und lernen die Programmiersprache Java kennen. Anschließend starten die Neustädter Gymnasiasten in eine Projektphase. Ziel: Das Gelernte in die Praxis umsetzen und ein Computerspiel erstellen. Damals noch nichtsahnend machen sich auch Jonas Uschold und Jakob Reichel an die Arbeit - und gewinnen ein gutes halbes Jahr später den Games-Preis 2021 für ihr 2D-Jump-'n'-Run-Spiel "JJ-Run".

Mehr als nur ein Schulprojekt

Wie kam es dazu? Im Unterricht beginnen die Schüler damit, verschiedene Spielflächen zu erstellen. In diese fügen sie geometrische Formen ein. Anschließend werden Eigenschaften gesetzt wie Farbe oder Größe, die die Formen näher bestimmen. Diese können dann mit den Pfeiltasten des Computers über den Bildschirm bewegt werden - ein kleines Spiel ist entstanden. Doch Jonas und Jakob denken weiter und stellen sich anderen Schwierigkeiten. Für ihr Computerspiel erstellen sie einen Springer, also eine Figur, die von Plattform zu Plattform springen soll, während sie die Schwerkraft immer wieder nach unten zieht. "Am Anfang war es schwer, sich in das Projekt einzufinden", erinnert sich Jonas. Schnell haben er und sein Projektpartner Jakob jedoch immer mehr Spaß daran gefunden, bis sie sich dazu entscheiden, ein größeres Projekt daraus zu machen. "Wir wollten noch mehr Level und Schwierigkeiten in das Spiel einbauen", erklärt Jonas.

Die Entstehung von "JJ-Run"

Die Grundidee hinter ihrem Computerspiel ist einfach: Eine Figur springt von Plattform zu Plattform, bis sie die Zielfahne erreicht, das Level abgeschlossen hat und ins nächste aufsteigen kann. Dabei muss sie jedoch mehrere Hindernisse überwinden. "Im ersten Level sind es noch feste Plattformen", erklärt Jakob. "Dadurch kann man üben, mit der Tastatur umzugehen und schauen, wie weit die Figur springen kann." Je höher das Level, desto schwieriger wird es jedoch, die Zielfahne zu erreichen. Ob bewegliche Plattformen, Monster oder andere Hindernisse - die beiden Entwickler haben sich einige Schwierigkeiten ausgedacht, die die Spielfigur ein Leben kosten können. Davon hat der Spieler anfangs drei. Der aktuelle Stand der Leben ist auf einem Zwischenbildschirm zu sehen, der nach jedem Level automatisch erscheint. Sind die drei Herzen rot, hat der Spieler noch alle Leben. Doch wenn nicht? " dann kann man während des Spiels Münzen auf den Plattformen einsammeln", erklären die jungen Progammierer. Für drei Münzen kann man sich schließlich ein Leben dazukaufen.

Mondlandschaften, fallende Eiszapfen und Münzen

Damit nicht genug, denken sich die Schüler verschiedene Hintergrundbilder und Grafiken aus, die sie in Pixelprogrammen selbst erstellen. Ob vor einem brennenden Vulkan, in einer finsteren Mondlandschaft oder in den Bergen - das Spiel bietet einiges an Abwechslung. Eine Besonderheit sind fallende Eiszapfen, die dem Springer ein Leben kosten, wenn er von einem getroffen wird. Spätestens als er dieses Element gesehen hat, war Lehrer Sebastian Karl klar, dass die Jungs programmiertechnisch einiges draufhaben. "Als ich die Eiszapfen runterfallen sehen habe, war ich begeistert", schwärmt er. Für einen Außenstehenden klingt das wohl eher unspektakulär. Doch Karl weiß, was für Arbeit und Schwierigkeiten hinter solch einer Choreographie stecken.

Teilnahme am GamesPreis 2021

Kurzum schlägt er ihnen im Sommer vor, am Wettbewerb um den GamesPreis 2021 teilzunehmen. "Macht das, ihr habt eh schon die ganze Arbeit reingesteckt", ermutigte er seine Schüler. Die war nicht gerade wenig. Neben dem Infounterricht haben Jakob und Jonas einige Freistunden und Nachmittage in ihr Projekt investiert. "Mehr als 100 Stunden Arbeit waren es auf jeden Fall", sind sich die Jungs einig und nehmen schließlich eigenständig am Wettbewerb in der Kategorie "Prototyp" für 10- bis 18-Jährige teil. Mit Prototyp ist dabei eine Vorversion des endgültigen Spiels gemeint. "Da unser Spiel zwar spielbar, aber noch nicht ganz fertig war, haben wir uns für diese Kategorie entschieden", erklärt Jonas.

Große Konkurrenz, umso größerer Erfolg

Da der GamesPreis nicht nur an Schulen gerichtet ist, sondern jeder Teilnehmen kann, hatten die Neustädter Schüler starke Konkurrenz und daher eher geringe Erwartungen. Umso überraschender daher die Mail an Jakob mit der Nachricht, dass sie Gewinner des GamesPreises 2021 sind. "Wir haben uns riesig gefreut", erzählen Jonas und Jakob. Doch nicht nur die beiden Erfinder, auch Lehrer Karl ist stolz auf die zeitaufwändige und selbstständige Arbeit seiner Schüler. Die haben sich neben dem Gewinnertitel auch ein Preisgeld von 555 Euro verdient.

Auch die Klassenkameraden haben sich "JJ-Run" installiert und sind begeistert. Sobald sie ein paar freie Minuten haben, stellen sie sich den Herausforderungen in den einzelnen Levels. "Es ist schon witzig, wenn es auf einmal im ganzen Klassenzimmer bimmelt, weil die Schüler Münzen im Spiel sammeln", sagt Karl. Auch einen Kampf um den Highscore, also die Höchstpunktzahl in der Klasse, gebe es. "Da ist immer gut zu sehen, wer besser im Spiel oder im Programmieren ist", erzählt Karl lachend und zählt sich selbst eher zu den Programmierern.

Fortsetzung von "JJ-Run"

Mit dem Programmieren müssen die beiden Preisgewinner, die mittlerweile in der elften Klasse sind, aus Zeitgründen erstmal pausieren. Eine Fortsetzung von "JJ-Run" ist dennoch nicht ausgeschlossen. "Wenn wir nach dem Abi Zeit haben, wollen wir das Spiel weiter ausbauen", gibt Jonas einen kleinen Ausblick. Für beide ist das Programmieren zu einem Hobby geworden. "Ich habe schon vorher gerne Jump 'n' Run Spiele auf dem Handy gespielt", sagt Jakob. Auf das Programmieren sei er aber erst durch den Infounterricht gekommen. Das macht auch Lehrer Karl stolz. "An so einem Projekt sieht man, dass da mehr dahintersteckt als nur der Infounterricht und Hausaufgaben".

Neustadt an der Waldnaab06.12.2021
Hintergrund:

Über den GamesPreis

  • Der GamesPreis ist ein Computerspielpreis, der von der ComputerSpielAkademie (CSA) ausgeht und im Herbst 2021 in die zweite Runde gestartet ist
  • In den Kategorien Prototyp, fertiges Spiel und Game-Video können Jugendliche in der Altersklasse zehn bis 18 sowie junge Erwachsene zwischen 19 und 26 Jahren ihr Produkt einreichen und einen Preis von 555€ gewinnen
  • Über die Sieger entscheidet eine Jury, die aus Medienpädagogen, Spielentwicklern und jugendlichen Gamern besteht
  • Dieses Jahr wurde der GamesPreis beim GamesFestival in einer feierlichen Onlineveranstaltung verliehen. (Quelle: https://www.gamesfestival.de/gamespreis-2021/)
 
 

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