Neustadt an der Waldnaab
04.02.2024 - 12:04 Uhr

Pralles Landleben und schräge Figuren: Helmut A. Binser in Neustadt/WN

Der Oberpfälzer Musikkabarettist Helmut A. Binser hat eine ganz besondere Begabung: Er bringt komplexe Zusammenhänge über die bayerische Lebenswirklichkeit auf den Punkt. Das Publikum in Neustadt kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus.

„Servus“ schreit der Binser, wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, als er die Bühne in der ausverkauften Stadthalle betritt. Das Publikum klatscht begeistert, und schon legt der Rundinger Musikkabarettist in seinen Markenzeichen schwarzer Hut, schwarzes Shirt, schwarze Jeans und rote Sportschuhe auch schon los wie die Feuerwehr.

Er erzählt Geschichten, die das pralle Landleben in seinem Heimatort schildern. Meist völlig überzeichnet natürlich und mit großem Humor. Die feine rhetorische Klinge schlägt er nicht. Das erwartet auch keiner von ihm. Er redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist, natürlich im Oberpfälzer Dialekt. Hier in Neustadt wird er verstanden. Die Zuhörer sind von Beginn an auf seiner Seite und kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Manchmal auch provokant

Helmut A. Binser hat eine ganz besondere Begabung, komplexe Zusammenhänge über die bayerische Lebenswirklichkeit wunderbar ironisch und doch haargenau auf den Punkt zu bringen. Das macht er frech, spitzbübisch, mit einem ganz besonderen Humor und manchmal auch provokant. Dabei nimmt er oft die Rolle des unbedarften, naiven Betrachters ein, der die Dinge aus seiner sehr eigenen Sicht kommentiert.

Bereits als Kind war er Mitglied in einer kriminellen Vereinigung. „In der Schule sagte man dazu 'Bande'.“ Von den Lehrern wurden wir „Malefiztracken“ genannt“. Sie waren nur zu Dritt: Toni (später Drei-Finger-Toni), der Präsident, Engelbert, der Stonehenge, so genannt, weil er schlechte Zähne hatte, und er als Stellvertreter. Hauptsächliches Interesse der Gang: Wasserbomben werfen.

Die teilweise abstrusen Erlebnisse seiner schrägen Bühnenfiguren wie dem Metzger „Bolzen Berti“, dem Autohändler Wawrowetz, dem Gorbatschow, dem Jager Willi, Sepp und Liesl, dem Steidl-Wirt-Ehepaar, oder dem Bürscherl Franz mit seiner gelben BVB-Zipfelmütze, treiben dem Publikum die Lachtränen in die Augen. In ihnen geht es um dörfliche Traditionen wie dem Maibaumaufstellen oder dem Stammtisch, einer unerlässlichen Plattform zum Austausch. „Der eine hat Eternitplatten, der andere eine Wiese, in die man sie eingraben kann.“

Umwerfend komisch

Umwerfend komisch sind auch seine Lieder, die er jeweils mit einem Stimmungswitz einleitet. Spitzbübisch singt er „Wenn ma ned dawischt werd, is mas a ned gwen“ (wenn man nicht erwischt wird, ist man es auch nicht gewesen), singt mit tiefster Country-Stimme und Englisch-Kauderwelsch den Dixi-Driver-Blues über den „Service-Mo fürs Dixi-Klo“ (ein Scheißjob), von der Sechs-Ampere-Makita oder vom alkoholfreien Bier das ist wie ein Cordon Bleu ohne Käse oder ein Dschungelcamp ohne Zuschauer.

Der Binser überzeugt in der Stadthalle sein Publikum auf der ganzen Linie und bekommt am Ende den verdienten langen Applaus. Als Zugabe erzählt er noch seine Erlebnisse auf der Hamburger Reeperbahn und singt den Zungenbrecher-Blues über die Orte in Bayern, in denen er schon einmal war.

 
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