Vor kurzem hat er seine Biografie samt Werkverzeichnis veröffentlicht. Damit möchte es der frühere Musiklehrer des Gymnasiums aber nicht bewenden lassen.
ONETZ: Herr Malzer, ein großes Gleißner-Requiem 2018 zum Stadtjubiläum, gleich zu Jahresanfang 2019 eine Biografie. Sie widmen Franz Gleißner viel Lebenszeit. Was dürfen wir als nächstes erwarten?
Das ist wirklich fast schon eine Lebensaufgabe. Zum ersten Mal hab ich als Student was über Gleißner geschrieben. Vor zehn Jahren hab ich dann ganz sporadisch wieder angefangen und die letzten drei Jahre dann intensiv. Nach dem Frühstück war ich bis neun, halbzehn abends am Schreibtisch. Meine Frau hat schon gesagt, dass sie mich kaum noch kennt. Und jetzt mach ich schon wieder was Neues.
ONETZ: Wir hören.
Es geht um Wolfgang-Kaspar-Printz, einen gebürtigen Waldthurner. Dort forscht Georg Schmidbauer über ihn. Wir stehen in Kontakt.
ONETZ: Wer ist dieser Printz?
Ein hochinteressanter Mann, der Mitte des 17. Jahrhunderts gelebt hat: Musikwissenschaftler, Schriftsteller, Komponist - eigentlich ein zweiter Grimmelshausen. Wir waren in der Nordoberpfalz ja eine unheimlich fruchtbare Gegend für Musiker, die „böhmisches Blut“ in den Adern hatten. Es ist sehr ärgerlich, das viele davon in Vergessenheit geraten sind.
ONETZ: Wie könnte man das ändern?
Nun, in Waldthurn gibt es erste Gedankenspiele für ein kleines Printz-Festival alle zwei oder drei Jahre, Aber das ist alles noch im Anfangsstadium. In Waldeck bemüht man sich um Hans Koessler, den genialen Vetter von Max Reger. Dieser Koessler hat die gesamte ungarische Komponisten-Elite unterrichtet. Dann gäbe es da noch einen Holler aus Sperlhammer, einen Vogt aus Kulmain, einen Wolfgang Schmeltzl aus Kemnath und andere.
ONETZ: Und in Neustadt? Es gibt Anton-Beer-Walbrunn-Tage in Kohlberg, Max-Reger-Tage in Weiden, aber warum keine Franz-Gleißner-Tage?
Die Stadt hat schon Interesse, angefangen beim Bürgermeister. Ich glaube, im Rathaus denkt man über weitere Möglichkeiten nach. Der Kirchenchor unter Harald Bäumler hat 2018 ebenfalls eine Gleißner-Messe aufgeführt. Aber es ist nicht so einfach. Gleißner hat instrumentale Besetzungen und technische Anforderungen, die teilweise nicht so leicht zu lösen sind. Denken Sie an das Requiem mit vier Hörnern und drei Posaunen.
Die Stadt hat schon Interesse. Der Bürgermeister zeigt bei den Konzerten Interesse. Ich glaube, im Rathaus denkt man darüber nach, auch der Kirchenchor hat etwas mit Gleißner gemacht. Aber es ist nicht so einfach. Gleißner hat Besetzungen mit vier Hörnern und zwei Posaunen, die sind nicht so leicht auf die Beine zu stellen.
ONETZ: Gibt es Orchester, Dirigenten, Hochschulen, die Gleißner wiederentdecken oder fördern?
Es beginnt sich etwas zu regen. Viele Orchester haben schon die Gleißner-Bearbeitung der „Gran Partita“ von Mozart aufgeführt, lokale Ensembles, etwa das von Sixtus Lampl in Oberbayern beschäftigen sich mit seiner Musik. Peter Donhauser aus Amberg hat mit seinem Quartett Gleißner in Waidhaus in der Autobahnkirche aufgeführt. Man reißt sich noch nicht darum, aber ich bin froh, wenn ich helfen kann, das Interesse an Gleißner zu intensivieren.
ONETZ: Wie würden Sie den Unterbewerteten einordnen? Mit wem würden Sie ihn vergleichen?
So etwas ist schwer zu sagen, aber es ist nicht übertrieben, manches so fantastisch zu finden, wie sonst nur bei Haydn. Manchmal hatte er auch dieselben Ideen wie Mozart, aber er macht andere Harmoniefolgen daraus. In seiner Zeit (1761 bis 1818) war er absolut auf der Höhe der musikalischen Entwicklungen und dachte auch schon weiter, etwa mit seinem Flötenquartett, in Richtung Frühromantik.
ONETZ: Vor einigen Jahren scheiterte aus undurchsichtigen Gründen die Umbenennung Ihrer Schule in Franz-Gleißner-Gymnasium. Ärgert Sie das?
Ich fand es schade, dass hier nicht weitergedacht wurde. Das wäre wirklich ein passender Name gewesen, nur war Gleißner damals weniger bekannt als heute. In Waldthurn gibt es ja auch die Wolfgang-Kaspar-Printz-Grundschule, die sind schon etwas weiter.
ONETZ: Sie erscheinen wie ein Einzelkämpfer. Warum gibt es eigentlich noch keinen Förderverein oder eine Gleißner-Gesellschaft?
Das wäre wirklich eine tolle Idee, es gäbe auch noch viele Möglichkeiten, man müsste nur einmal darüber nachdenken. Ich habe daheim noch über 15 Ordner mit Material und komme nicht dazu, die abzuarbeiten. Das Buch soll ja erst die Grundlage für weitere Forschungen sein. Das würde ich mir sehr wünschen.















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