(prh) Lange Arbeitstage in der eigenen Praxis, dazu eine Führungsposition beim Roten Kreuz, steter Einsatz für die Patienten und obendrein ein weit überdurchschnittliches ehrenamtliches und karitatives Engagement - da kann selbst bei der leidenschaftlichsten Medizinerin der Körper Grenzen setzen. Graf, die vor noch nicht allzu langer Zeit 60. Geburtstag feierte, zwickte es hier und dort, der Rücken war verspannt und die selbstempfundene Fitness nicht mehr so, wie sie sein sollte.
"Ich will meinen Job noch einige Jahre machen und auch zukünftig aus dem Sanka rausspringen und den jungen Sanitätern davonlaufen können", formuliert die Neustädter Internistin mit einem Augenzwinkern ihre Ziele. Wegen der vielen Verpflichtungen geriet sportliche Betätigung lange Zeit in den Hintergrund.
Aus ihrem Praxisteam kam dann der entscheidende Tipp: Eine Arzthelferin empfahl der Chefin den Personal Trainer Markus Meier aus Weiden. "Ich habe ein Vierteljahr gebraucht, bis ich mich getraut habe", erinnert sich Graf. In den USA sei Sport unter Anleitung eines eigenen Trainers etabliert - hierzulande ist es noch die Ausnahme. Gruppentraining liege ihr weniger. "Sicher sind Trainingsstunden mit einem Personal Trainer nicht kostenlos, aber bezahlbar. Gesundheit ist unser höchstes Gut", sagt die Notärztin.
Seit rund einem Jahr dreht sie jetzt in einem Weidener Fitnessstudio auf dem Laufband ihre Runden oder stemmt Gewichte und fühlt sich wie ein anderer Mensch - eine Erfahrung, die sie gerne möglichst vielen anderen Menschen näherbringen möchte.
Ausschlaggebend für ihr neue "Mission" waren auch Erfahrungen aus ihrer Praxis: Die Tragkraft der Untersuchungsliegen reicht bei manchen Patienten nicht mehr aus. Eines ihrer teuren Untersuchungsgeräte nahm wegen des Übergewichts eines Patienten sogar Schaden. Mit den gängigen, im Rettungsdienst eingesetzten Tragen können Patienten bis 172 Kilo transportiert werden. In der gesamten Nordoberpfalz gibt es eine Schwerlasttrage, die Personen bis zu 261 Kilo packt. Noch weniger schaffen die Tragen, die an die Drehleiter der Feuerwehr angebracht werden können. Hier ist bei 150 Kilogramm Schluss.
"Was ist von Patienten zu halten, die vormittags mit Rückenschmerzen und dem Wunsch nach einem Massage-Rezept und einer Bestätigung der Arbeitsunfähigkeit in die Praxis kommen? Die gleichen Patienten haben abends aber keine Mühe, stundenlang im Biergarten auf Holzbänken zu sitzen", berichtet Graf aus eigener Erfahrung.
Dabei müsse man nicht gleich sportliche Höchstleistungen vollbringen, um den Lebensstil günstig zu beeinflussen. "Regelmäßige sportliche Betätigung senkt das Gewicht und den Blutdruck, verbessert die Diabetes-Einstellung, reduziert die Luftnot bei Herzinsuffizienz, wirkt stimmungsaufhellend, stimuliert das Immunsystem und kann sogar bestimmte Krebserkrankungen verhindern", listet die Ärztliche Leiterin im Rettungsdienst viele Vorteile auf.
Allgemein werde ein dynamisches Ausdauertraining wie Gehen, Joggen, Radfahren oder Schwimmen mit moderater Intensität über 30 bis 60 Minuten empfohlen. Dieses Pensum sollte man vier bis sieben Mal pro Woche absolvieren. Ergänzend wird auch Krafttraining mit nicht zu hoher Belastung empfohlen. "Spät-Einsteiger beim Sport sollten vor dem ersten Gang ins Sportstudio einen Basis-Check beim Hausarzt machen", rät die Neustädterin. Nach Ruhe-EKG, Blutdruckmessung, körperlicher Untersuchung und einem Labor-Check verschiedener Blutwerte, kann der Hausarzt über geeignete Sportarten beraten.
Mit ihrem Personal Trainer hat Graf ihre ideale Fitness-Lösung gefunden. Maier ist seit zweieinhalb Jahren selbstständig und betreut neben Kunden, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, auch geübte Sportler, die etwa gezielt Muskulatur aufbauen möchten. Auch er kennt die Klassiker unter den Volksleiden wie Rückenschmerzen nur zu gut. "Meist sind es Personen, die nie Sport gemacht haben."
Einmal trainierte er mit einer erst 32-Jährigen Kundin, die wegen hoher Stressbelastung massive Probleme mit nächtlichem Zähneknirschen hatte. "Der Arzt hat ihr eine Zahnschiene verschrieben. Die war nach kürzester Zeit kaputt", erinnert sich der Coach und Ernährungsberater. Als die leidgeplagte Frau unter seiner Anleitung Übungen zum Stressabbau absolvierte, war sie nach drei Wochen beschwerdefrei. "Es ist immer schön zu sehen, wenn man helfen kann", freut sich Maier.
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