(phs) Das Ehepaar Troppmann verlässt das charakteristische graue Haus am Raiffeisenplatz und zieht in die Gramau. In der Siebenbürgerstraße 40 bauen die Troppmanns ein "Mehrgenerationenhaus mit Garagen", wie es im Antrag heißt. Es entsteht in Bungalowbauweise mit einem nur 6 Grad geneigten Dach. Dadurch ist der Wohnbereich ebenerdig, was vor allem Rupert Troppmanns 90-jähriger Mutter zugute kommen soll, die mit einzieht.
Das Einvernehmen war nur Formsache, der Kontext, der dahinter steckt, sorgte jedoch für eine Diskussion. Die entzündete sich am nächsten Bauantrag. Den hatte die Edeka Nordbayern eingereicht. Sie will den Einkaufsmarkt Legat in Richtung Raiffeisenplatz um 100 Quadratmeter erweitern. Dafür fallen Parkplätze weg. Die will sich Edeka nun holen, indem der Lebensmittel-Riese das bisherige Troppmann-Haus kauft und abreißt.
Auf dem Gelände samt der unterhalb liegenden Grünfläche sollen weitere Stellplätze entstehen, die bis zur Tirschenreuther Straße reichen. Damit haben etliche Stadträte Bauchschmerzen. Zum Beispiel Bernhard Knauer (CSU): "Ich will nicht falsch verstanden werden, ich bin für die Vergrößerung von Edeka, aber für das Ortsbild ist das ganz schlecht, wenn man von Norden in die Stadt fährt und nur noch Parkplätze sieht."
Grün sticht
Knauer schlug vor, den Antrag so abzuändern, dass auf dem Gelände weiterhin ein Grünzug bleibt, damit der Blick nicht nur auf Supermarkt und Autos fällt. Bei Heribert Schubert (SPD) rannte er offene Türen ein: "Jawoll, Bernhard." Auch die übrigen Räte konnten mit dem Einwand leben, einschließlich Bürgermeister Troppmann. Der hörte allerdings etwas verwundert zu: "Es freut mich, dass mein Anwesen auf einmal ortsbildprägend sein soll. Als vor zehn Jahren daneben die Brauerei weggerissen wurde, hieß es: Jetzt ist dein Haus eine Zahnlücke." Um diese Lücke mit einer Füllung zu versehen hätten sowohl er als auch Edeka Bäume gepflanzt.
Schließlich winkten die Fraktionen den Kompromiss mehrheitlich durch, dass Edeka bauen darf, wenn ein Grünordnungsplan eingereicht wird. Ein großes Hurra für die Erweiterung war jedoch nicht zu hören. CSU-Sprecher Josef Arnold sagte, dass er dagegen stimmen werde. "Ein Großteil der Erweiterungsflächen ist für Backstuben bestimmt." Arnold betreibt eine kleine Familienbäckerei in der Unteren Vorstadt.
Er gab zu, dass es gute Gründe gebe, die Edeka-Pläne gutzuheißen, "aber wir haben vor vier Jahren den Beschluss gefasst, keine weiteren Lebensmittelmärkte zuzulassen, um das Gleichgewicht mit den kleinen Läden nicht zu stören. Wenn jetzt Edeka und Aldi ausbauen, wird es jedoch gestört."
Auch bei der SPD gebe es kritische Stimmen, räumte Fraktionssprecher Achim Neupert ein. Das Pro wiege indes stärker: "Wir wissen, dass die Parkplatzsituation rund um den Markt bereits jetzt prekär ist und Edeka für die Bevölkerung zu einer Art Mittelpunkt geworden ist, deshalb gehen wir den Weg mit." Ein anderer Punkt allerdings stört die Sozialdemokraten: "Beim Ortsentwicklungskonzept ISEK war an der Stelle mal ein Kreisverkehr angedacht, das ist dann unmöglich." Die Freien Wähler plädierten ebenfalls mit "Ja, aber". Das Aber bezieht sich auf die Begrünung.
Stolz auf Knorrstraße
Bedingungsloser Beifall war dagegen den Anwohnern der Knorrstraße einschließlich des Landratsamts sicher. "Sie haben ihre Häuser zum Stadtjubiläum toll hergerichtet", dankte Troppmann.
Zum Thema Knorrstraße lag auch eine Nachfrage von Künstler Max Fischer vor, wie es denn mit der Gestaltung des Fahrbahnteilers weitergehe. Das habe noch Zeit lautete der Tenor. Zuerst müsse der Anbau des Landratsamts fertig werden, zudem wolle die Stadt einen Wettbewerb veranstalten, was mit dem "Kommando" genannten Gebäude auf der andere Straßenseite geschehen soll. Erst wenn das alles abgeschlossen sei, könne man über die künstlerische Gestaltung des Fahrbahnteilers nachdenken. Arnold: "Es soll ja alles zusammenpassen."
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