Es ist eines der Lieblingsthemen von Bürgermeister Sebastian Dippold: Neustadt als Ausrichter einer Landesgartenschau. Fragen dazu gibt es einige, aber grundsätzlich hat der Rathauschef den Stadtrat für eine Bewerbung auf seiner Seite, zeigte die Sitzung am Dienstag in der Stadthalle.
Auch wenn es erst 2030 soweit sein könnte, drängt die Zeit. Denn bis 21. Mai dieses Jahres müssen Landwirtschafts- und Umweltministerium in München sowie der Bayerischen Landesgartenschau GmbH die "Interessensbekundungen" aus den Kommunen zwischen Hof und Garmisch vorliegen. Dagegen stimmte als einziger Armin Aichinger (CSU).
Experten begeistert
Dippold ist nicht zuletzt deshalb von der Idee so angetan, weil ihn vor Kurzem Entscheidungsträger darin bestärkt hätten. Bei einem Spaziergang mit dem Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH und einer Landschaftsarchitektin hätten die beiden die Flächen der alten Glasfabriken entlang des Bockl "prädestiniert" und "herausragend geeignet" genannt.
Der Clou daran: So eine Schau soll keine Ausstellung hübscher Beete und Gewächse sein, sondern nachhaltig wirken. Im Falle Neustadts könnte dies der Hebel sein, die jahrzehntelange Altlastenproblematik endlich bereinigt zu bekommen. Das sei jedoch ein "dickes Brett" bremst Dippold die eigene Euphorie. Aber: "Warum sollen wir das nicht schaffen, wenn es Deggendorf fertig bringt, im Zuge einer Gartenschau eine Brücke über die Donau zu bauen?" Zudem sei das Thema Altlasten längst im Umwelt- und Finanzministerium angekommen, berichtete Dippold von einer Videokonferenz und Schreiben, an denen Regierung der Oberpfalz, Landratsamt, Gesellschaft für Altlasten Bayern (GAB) sowie die Bürgermeister von Neustadt, Altenstadt und Windischeschenbach Ende 2020 beteiligt waren.
Finanzen im Blick behalten
Etwas skeptisch ist noch die CSU. Fraktionssprecher Thomas Hauer warnte davor, etwas einzuleiten, was anschließend kaum zu finanzieren sei. Zudem könne man auch Alternativstandorte zu den Glasbrachen mit in die Waagschale werfen. Welche, ließ er indes offen. Dennoch unterstützen auch die Christsozialen die Interessensbekundung, die später in eine offizielle Bewerbung münden könnte.
Wesentlich euphorischer klingen manche Parteifreunde Dippolds von der SPD: "Das ist für Neustadt eine Chance wie einst die Stadthalle oder der Tunnelbau." Annette Karl formuliert es vorsichtiger. "Ein erster kleiner Schritt", der es verdiene gegangen zu werden, nennt die Landtagsabgeordnete die Initiative. Sie selbst kämpfe seit Jahren darum, dass in Sachen Altlasten etwas vorwärts gehe. "Wir müssen jeden Versuch nutzen, und wenn es darum geht, von hinten durch die Brust ins Auge an Förderung für die Beseitigung zu kommen."
Die Freien Wähler heben ebenfalls den Daumen für das Ziel, eine ähnliche Gartenschau-Erfolgsgeschichte wie einst in Tirschenreuth nach Neustadt zu holen. Ihr Sprecher Gerhard Steiner gibt allerdings auch CSU-Mann Hauer recht: "Bei der Flächenauswahl sollten wir zweigleisig fahren. Es geht um sehr wertvolle Areale in unserer Stadt."
Bayerische Landesgartenschauen
- Ziel: Instrument zur städtebaulichen Entwicklung und Förderung von Grün in der Stadt, zur Verbesserung des Stadtklimas, des Wohnumfeldes und des Freizeit- und Naherholungsangebots.
- Erstmals 1980 in Neu-Ulm
- 2020 Jubiläum zum 40-jährigen Bestehen in Ingolstadt verschoben
- Die Landesgartenschau 2021 soll nach aktuellem Stand am 21. April in Ingolstadt eröffnen. Geplant ist eine virtuelle Feier, unter anderem mit Markus Söder. Die Öffentlichkeit soll per Livestream teilnehmen können.
- Das bayerische Umweltministerium hat seit 40 Jahren Landes- und Regionalschauen mit insgesamt rund 71 Millionen Euro sowie mit 22,8 Millionen Euro aus EU-Mitteln gefördert.
- Gartenschauen in der Region: 2016 Bayreuth, 2013 Tirschenreuth, 2006 Marktredwitz, 2001 Cham, 1998 Neumarkt, 1996 Amberg (Quelle: Bayerische Landesgartenschau GmbH)
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