Tochter Barbara hat Anton Binner bis zuletzt daheim in seinem Haus am Felixberg drei Jahre lang gepflegt. Was ihr nach seinem Tod bei aller Trauer Zuversicht gibt, ist eine Aussage, die er im hohen Alter mehrmals wiederholt hat: "Ich hatte ein gutes Leben." Aus diesem Satz spricht der gläubige Katholik, der Familienmensch mit vier Kindern und der Sohn eines Glasmachers, der es zum Abitur und später bis an die Spitze des Landkreises Neustadt/WN geschafft hat.
Dort bleibt er in guter Erinnerung, sagt sein Nach-Nachfolger Andreas Meier: "Durch Erfahrung, Sachkenntnis, Durchsetzungsvermögen und gesunden Menschenverstand hat er den Landkreis wesentlich vorangebracht. Er hat sich immer als ein Anwalt der kleinen Leute verstanden und so hat er sein Amt auch geführt."
Streiter für Benachteiligte
In der Tat war die Sozial- und Rentenpolitik ein Steckenpferd des CSU-Mannes. Als Stellvertreter von Horst Seehofer an der Spitze des VdK-Landesverbands Bayern machte Binner sich für Menschen stark, die wegen Krankheit oder Behinderung nicht auf einen unbeschwerten Ruhestand hoffen konnten. Stephan Oetzinger betont, wie sehr Binner den Posten geprägt hat, den Oetzinger nun selbst als CSU Kreisvorsitzender innehat: "Mit einer tiefen christlichen Überzeugung engagierte er sich insbesondere für die kleinen Leute. Er war über Jahrzehnte einer der bestimmenden Politiker unserer Partei in der Region."
Dieser Region klebte in den 1980er Jahren noch fest das Etikett "strukturschwach" auf der Stirn. Leidenschaftlich kämpfte Binner für den Erhalt der Glasindustrie, deren Niedergang er letztlich auch nicht aufhalten konnte. Der gelernte Rechtspfleger hatte jedoch schon lange bevor er vom Bürgermeistersessel ins Landratsamt wechselte, erkannt, dass Bildung ein Schlüssel zum Aufschwung ist. In seiner Ägide entstanden etliche Schulen. Ferner investierte der Landkreis fast 70 Millionen Mark in den Straßenbau.
Unter Binner legte der Kreis ein Wohnungsbau-Programm für kinderreiche Familien auf und unterstützte die damals noch existierenden Krankenhäuser in Neustadt, Eschenbach und Vohenstrauß. Das alles vor dem Hintergrund des schmerzhaften Strukturwandels und schwerer zu verteilenden Geldes aufgrund der Wiedervereinigung.
Tatkräftiger Bürgermeister
Bei all dem war Anton Binner ein guter Zuhörer und unkomplizierter Gesprächspartner, der weder nach oben noch nach unten Berührungsängste kannte. Als Bürgermeister von Neustadt tragen das Feuerwehrhaus, der Bauhof, die Brücke über die Eisenbahnlinie Regensburg-Hof und einige neue Baugebiete seine Handschrift.
Mit zunehmendem Alter machte dem Tatmenschen aber die nachlassende Gesundheit zu schaffen. Einige Jahre lebte er im Altenheim St. Martin, wo auch seine Frau Radegunde wohnt, die am 1. Juli 90 Jahre alt wird. Nach einem Großbrand im Heim beschlossen die Kinder, dass es besser ist, den dementen Senior in seine vertraute Umgebung nach Hause zu holen. Dort verbrachte er die letzten Lebensjahre ab 2018, bis ihn weiter die Kräfte verließen. Beim kurzfristigen Umzug kurz vor Weihnachten ins Caritas-Heim fing er sich eine Corona-Infektion ein. Davon erholte er sich zwar, aber die Lunge versagte am 11. Januar ihren Dienst. Er schlief im Kreis seiner Familie ein. Am Mittwoch wird er nach dem Trauergottesdienst in St. Georg auf dem Neustädter Friedhof beigesetzt.
Zur Person: Anton Binner
- Geboren am 7. Dezember 1930
- 1952 Erste Stelle als Rechtspflegeanwärter in Wunsiedel
- 1959 Kreisvorsitzender der Jungen Union
- 1964 Kreisvorsitzender der CSU Neustadt/WN
- Von 1966 bis 1996 ununterbrochen im Kreistag
- 1972 bis 1984 Bürgermeister von Neustadt/WN
- 1984 bis 1996 Landrat von Neustadt/WN und Nachfolger von Christian Kreuzer
- 1990 Ehrenbürger der Stadt Neustadt/WN
- 1994 Verdienstorden der Bundesrepublik
- 1995 Stellvertretender Landesvorsitzender des VdK Bayern
- 2000 Ernennung zum Altlandrat
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