Oberbibrach bei Vorbach
23.06.2022 - 14:54 Uhr

Bürgerversammlung: Oberbibracher diskutieren Verkehrssicherheit, Mobilfunk und PV-Freiflächen

Kurz und bündig ist die erste "Regierungserklärung" von Bürgermeister Alexander Goller. Danach zeigen sich die Vorbacher und Oberbibracher in der ersten Bürgerversammlung der "Nach-Coronazeit" äußerst diskutierfreudig.

"Jetzt-red-i-Stimmung" herrschte im Oberbibracher Schützenhaus unter dem Schirm und Schutz des heiligen Sebastian. Der Schutzpatron der Schützengesellschaft und Schutzherr gegen Krieg und Pest blickte symbolträchtig von der Saaldecke des schmucken Schützenheimes auf die zirka 50 Besucher der Bürgerversammlung, in der Bürgermeister Alexander Goller eine erste Zwischenbilanz nach zwei Jahren Amtszeit zog.

Ein Fazit, das nach schweren Zeiten durchaus imponierte. Goller sprach von einer soliden Finanzentwicklung bei gleichbleibenden Rücklagen trotz hoher Investitionen. Mit erschwerten Bedingungen muss die Gemeinde seit vielen Jahren dennoch leben. „Wir hängen am Tropf einer großen Firma“, erklärte Goller vielsagend. Die Finanzentwicklung orientiere sich deshalb maßgeblich am Wohl und Wehe des größten Gewerbesteuerzahlers.

Glasfasererschließung für vier Millionen Euro

In Stichworten bot der Bürgermeister anschließend Einblicke in die voluminösen Gemeindeprojekte. Der Gemeindechef verwies zunächst auf die laufenden Maßnahmen, wie zum Beispiel auf den Endspurt beim Bau des Feuerwehrgerätehauses in Vorbach und bei verschiedenen Erschließungsmaßnahmen. Thema waren zudem Informationen zur sogenannten Markterkundung als Voraussetzung für die Glasfasererschließung der Ortschaften mit einem Kostenvolumen von geschätzt vier Millionen Euro bei einem Eigenanteil der Gemeinde von zehn Prozent.

Hochwasserschutz ein Gebot der Stunde

Nach Erläuterungen einiger Kleinprojekte hieß die Frage „Was kommt – wohin geht die kommunale Reise“? Der Maßnahmenkatalog der Zukunftsplanungen enthielt den Hochwasserschutz in Oberbibrach, wenn möglich im Zusammenhang mit der Dorferneuerung, den Radwegbau Oberbibrach-Schlammersdorf und Menzlas-Höflas-Funkendorf bei allerdings noch nicht endgültig genehmigter Förderung, wie Goller bedauerte. Beim Blick nach vorne richtete Goller auch sein Augenmerk auf die Sanierung von Siedlungsstraßen und das Hoffen auf staatliche Fördergelder.

Zudem verwies der Bürgermeister auf die gemeinsame Aufgabe der Gemeinden Schlammersdorf und Vorbach, die Kindertagesstätte in Schlammersdorf mit der Erweiterung um zwei weitere Gruppenräume fit für zukünftige Anforderungen zu machen. Zu den weiteren Themenschwerpunkten gehörte auch das Trinkwasser. Nach den vielversprechenden Analysen im Tiefbrunnen II nach dessen Sanierung galten die Überlegungen des Bürgermeisters in seiner Funktion als Vorsitzender des Wasserzweckverbandes einer zweiten Versorgungsleitung zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit.

Gute VG-Verwaltung

Der Bürgermeister beendete seinen Bericht mit einem Lob an die VG-Verwaltung. „Bei einem Spar-Personalschlüssel von 12,6 Ist-Stellen machen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen guten Job“ und „die VG-Umlage liegt deutlich unter den Zahlen vergleichbarer Kommunen“. Bemerkenswert auch das Bekenntnis für die Vereinswelt und die Ehrenamtlichen. „Der Einsatz vieler aktiver Mitglieder in den Vereinen und Organisationen schafft Gemeinschaftsgeist – eine Wohltat für die Gemeinde“.

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In der überaus lebendigen Diskussion konzentrierten sich die Redebeiträge auf die Themen Verkehrssicherheit, Mobilfunk und Photovoltaik-Freiflächen. Mit Blick auf die geplanten Ausweichstellen in der Gemeindeverbindungsstraße Oberbibrach-Moos regte Gerhard Thurn Ähnliches in der Notburgastraße an. Andreas Ruder kritisierte die Raser-Mentalität vieler Kraftfahrer. Festzustellen sei sie besonders an Ortsein- und -durchfahrten.

Als Rezept sah Goller Geschwindigkeitstrichter und Fahrbahnteiler. Da es sich überwiegend um Kreisstraßen handelt, sieht Goller den Landkreis in der Mitverantwortung. „Jedenfalls geht in den Gemeinden im benachbarten Franken bei Verkehrssicherungsmaßnahmen vieles leichter“, so der Bürgermeister. Zweifel an einem vom Landratsamt vorgeschlagenen Verkehrskonzept weckten die Kosten. Goller nannte eine Kostenschätzung von 50.000 Euro. Stattdessen forderte Reinhard Kreutzer: „Es muss sich die Einstellung der Kraftfahrer ändern.“

Für die Bürgerinitiative Oberbibrach plädierte Resi Heinz für den raschen Ausbau des Glasfasernetzes. Im Gegensatz zur Mobilfunktechnik sei die Gefahr von Gesundheitsschäden auszuschließen. Auf den geplanten Sendemast sollte deshalb verzichtet und nach anderen Lösungen gesucht werden. Für Tobias Lautner, Kommandant der Feuerwehr Vorbach, eine Irreführung. „Wir brauchen eine Netzabdeckung“ forderte Lautner, um für den Digitalfunk der Wehren einen sicheren Empfang herzustellen. Weitere Argumente pro und contra Mobilfunkmast folgten. „5G und Funkmasten braucht keine Sau“, hieß es da, „jedes Handy strahlt stärker als der Sendemast“ und „die Menschen wollen, dass die Zukunft an ihnen nicht vorbeigeht“.

Josef Busch wandte sich dem geplanten Soccerfeld zu. Für den Oberbibracher ist ein Kunststoffbelag nicht akzeptabel. „Die Verantwortlichen sollten an die Natur denken, wenn sie schon mit dem Anlegen von Streuobstwiesen mit gutem Beispiel voran gehen“.

Schließlich entflammte eine Debatte zur PV-Freiflächen-Planung. „Die Module gehören sich auf Dächer, um die Verschwendung wertvoller landwirtschaftlicher Flächen zu vermeiden“, forderte Gerhard Thurn. Die Gemeinde sollte einen Kriterienkatalog über geeignete Flächen ausarbeiten, so die weitere Empfehlung. Ein Gedankengang, den Bürgermeister Goller mit der Idee verband, in der Gemeinde nur bis zu drei PV-Großflächen in Verbindung mit einer grünen Wasserstoffnutzung zu genehmigen. Hoffnungen setzt Goller auf ein Forschungsprojekt zur Energiegewinnung. „Jede Initiative zur Energiewende ist zu begrüßen“, befand Anton Schecklmann. Jeder sollte selbstständig für sein Haus Strom erzeugen, hieß es weiter während ein Diskussionsteilnehmer an der Windradnutzung zweifelte: „Ein Teil der Windräder steht laufend still. Warum also die große Forderung nach immer mehr Windrädern?“

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Vorbach19.06.2022
 
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