So ist die „echte Kirchweih“ eigentlich erst Ende Oktober, denn die Expositur-Kirche St. Johannes wurde am 23. Oktober 1771 nach langjährigen Bauarbeiten eingeweiht. Die spätsommerliche Kirwa, die alljährlich fünf Tage gefeiert wird, ist hingegen wahrscheinlich dem „Bärenwirt“ zu verdanken. Diese Gaststätte ist den älteren Oberbibrachern auch heute noch ein Begriff, war sie doch bis in die 1970er Jahre eine beliebte Anlaufstelle für den „Danz“- eine Veranstaltung, die unter anderem der Belustigung und nicht zuletzt der Brautschau diente.
Vermutlich, so die Theorie einiger Einheimischen, stehe der August-Termin in Zusammenhang mit dem Ausklang der jährlichen Getreideernte, da hier das Arbeitspensum der vor allem in der Landwirtschaft beschäftigten Bevölkerung sank und der Lohn ausgezahlt wurde, der dann in die ein oder andere Mass beim "Bärenbräu" investiert werden konnte.
Die 1904 errichtete Brauerei „Bärenbräu“ prägt heute noch das Ortsbild und wie es dort circa ein dreiviertel Jahrhundert lang zugegangen sei, ist nach wie vor Inhalt zahlreicher Erzählungen. Heimatforscher Sigurd Burucker verfasste vor zwanzig Jahren zum „Bärenbräu“ der Familie Wiesend einen Bericht, der im Jahresbericht des Eschenbacher Heimatvereins im Jahr 1999 veröffentlicht wurde.
Demnach waren die Vorfahren der Wiesends bereits seit 1680 nachweislich im Brauwesen tätig. Bis Anfang der 1900er Jahre stellten in „Biwara“ sogar noch fünf Kommunbräuer Bier für die Bevölkerung her. Dies geschah im heute noch existierenden ehemaligen Kommunbrauhaus – der späteren Riedl-Schreinerei. „Das Wasser (…)“, so erläutert Burucker, „wurde völlig umstandslos nur grob oder ganz ungefiltert aus dem Biberbach direkt in den Sudkessel geschöpft.“ An freiwilligen Helfern habe es nicht gemangelt, da Freibier für die Mühen entschädigte. Neben den Wiesends gingen damals unter anderem auch die beiden Familien Henfling (Hausnamen „Hösch“
und „Gernickes“) diesem Gewerbe nach. Letztere beendete das Brauen im Jahre 1913. Der aus Unterbibrach stammende Georg Wiesend jedoch baute sich im großen Stil an der Vorbacher Straße eine eigene Brauerei inklusive Gaststätte und Metzgerei auf. 1914 wurde der erste Sud des „Bärenbräu Oberbibrach“ - so der offizielle Name - zubereitet.
Nachdem beim Einmarsch der Alliierten im Mai 1945 das Anwesen der Familie Wiesend zerstört worden war, überbrückte man die Zeit bis zum Wiederaufbau mit Bier von der Brauerei Dobmann aus Kirchenthumbach. Erst als Albert Wiesend 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, gab es wieder „Bärenbräu-Bier“. Etwa im Frühjahr 1964 wurde dann die Brautätigkeit eingestellt, am 17. März beantragte man die Genehmigung, Fremdbier auszuschenken. Die Wahl fiel auf das heute noch vielen Oberbibrachern geläufige Grüner- Bier aus Fürth. In den frühen 1970ern wurde schließlich auch die Gaststätte geschlossen. „Bleibt noch anzumerken“, schrieb Burucker: „dass die Brauerei bis heute nicht endgültig abgemeldet ist, sondern nur stillgelegt ist. Wird sie eines Tages wieder auferstehen?“ Geblieben ist den Oberbibrachern auf jeden Fall aber die August-Kirwa, die jedes Mal ein Spektakel ist.
Kirwa-Programm in Oberbibrach
„Kirwa, lou net nou! Oin Doch vorher und 359 danou!“, so lautet ein in diesen Tagen häufig bemühtes Zitat im Bibertal. Nach dem Auftakt steuert die diesjährige Kirchweih nun auf ihren Höhepunkt zu. Kulinarisch und kulturell ist viel geboten: Im und ums Schützenhaus lädt am Samstag, 24. August, ab 19 Uhr die KLJB zum „Kirwa-Tanz. Die im saisonalen Nebenberuf als „Kirwa-Boum und -Moidla“ tätige Jugend hat das „Gipfel-Trio“ aus Speicherdorf engagiert. Neben Schlagern und Volksmusik hat das Trio auch Pop und Rock im Repertoire. Beim "Werner" in der Weinbergstraße gibt es dazu griechische Spezialitäten.
Mit einem Frühschoppen und Live-Musik vom „Geigenmüller Luk“ aus Münchsreuth beginnt der Kirwa-Sonntag im Schützenhaus, anschließend wartet dort und bei der Zeltkirwa in der Weinbergstraße ein reichhaltiger Mittagstisch mit verschiedenen Braten und anderen Köstlichkeiten auf die Gäste. Gegen 14 Uhr beginnt der Kirwa-Zug. Mit Themenwägen und Fußgruppen werden die wichtigsten Ereignisse dargestellt, die sich seit der Kirwa im Vorjahr abgespielt haben. Klare Worte gibt es beim Derblecken auf dem "Stachus". Die jungen Dichter und Denker des Dorfes, die bereits seit mehreren Monaten zusammensitzen und sich G´stanzla überlegt haben, liefern Sprüche zu den Ereignissen aus der Gemeinde. Im Anschluss gibt es in allen Gaststätten Kaffee und Kuchen sowie Live-Musik beim 20-jährigen Jubiläum des Musikanten- Treffens im Schützenhaus. Für ein Abendessen ist in allen Gaststätten gesorgt.
Zum Kirwa-Kehraus am Montagabend wird im Schützenhaus nochmals der Tanzboden strapaziert. Ab 18 Uhr gibt es „Sau vom Spieß“. Live-Musik mit dem „Horrido-Express“ und die Preisverleihung des „Sie-Er-Schießens“ stehen auf dem Programm. Kirwa-Schmankerl gibt es zudem bei der Zeltkirwa in der Weinbergstraße. Eine Anmeldung fürs Essen ist im Schützenhaus unter Telefon 09205/555 und bei der Zeltkirwa unter Telefon 09205/1441 möglich.
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