Oberbibrach bei Vorbach
20.11.2019 - 15:19 Uhr

"Ritterschlag" für Werner Roder

Glückliches Vorbach: In der Bürgerversammlung zieht Werner Roder Bilanz für eine blühende Kommune. Doch auch Wehmut klingt mit: Es ist die letzte Bürgerversammlung des Gemeindechefs. Ein großes Lob freut ihn besonders.

Für Vorbacher Verhältnisse gut besucht ist die Bürgerversammlung im Schützenhaus in Oberbibrach. Bild: do
Für Vorbacher Verhältnisse gut besucht ist die Bürgerversammlung im Schützenhaus in Oberbibrach.
"Meine Zielvorgabe ist erreicht, die Gemeinde am Ende der eigenen Amtszeit in einem guten Zustand an den Nachfolger zu übergeben", erklärt Werner Roder. Bild: do
"Meine Zielvorgabe ist erreicht, die Gemeinde am Ende der eigenen Amtszeit in einem guten Zustand an den Nachfolger zu übergeben", erklärt Werner Roder.
"Zu den großen Leistungen des Bürgermeisters und mit ihm des Gemeinderats kann man nur gratulieren", sagt Ehrenbürger Adolf Meier. Bild: do
"Zu den großen Leistungen des Bürgermeisters und mit ihm des Gemeinderats kann man nur gratulieren", sagt Ehrenbürger Adolf Meier.

Die vielen Schützenscheiben an den Wänden künden von vielen Siegen und Volltreffern, von Meistern und Königen. Diese Bilder haben am Dienstagabend bei der Bürgerversammlung der Gemeinde Vorbach im Saal des Schützenhauses in Oberbibrach Symbolkraft: Im Mittelpunkt steht Werner Roder als langjähriger "Meister der Bürger".

Aber nein – ihr "König" will er nicht sein: eher schon der erste Diener seiner Gemeinde. Fast 24 Jahre engagiert sich Roder nun schon für sein Dorf und dessen Menschen. Bei der Kommunalwahl 1996 war er der jüngste Gemeindechef der Oberpfalz. Auch heute gehört er längst nicht zum alten Eisen. Mit 56 Lenzen ist er noch voller Dynamik, wie sich bei der Versammlung zeigte.

Den Rechenschaftsbericht, den der Bürgermeister vor circa 60 Besuchern präsentierte - unter ihnen Ehrenbürger Adolf Meier, Ehrenmedaillenträger Christoph Seemann und Gerhard Thurn, der Vorsitzende des gastgebenden Schützenvereins -, offenbarte aufs Neue die Entwicklung der Gemeinde: von der Krisenbewältigung zu Beginn der Amtszeit Roders bis hin zum blühenden Gemeinwesen. Den schrittweisen Schuldenabbau in den vergangenen 24 Jahren ordnete er nicht einer gewaltigen Steuereinnahme zu. Vielmehr seien Schuldentilgungen ein steter, geplanter und nachhaltiger Prozess gewesen.

Den Schwerpunkt der Ausführungen bildete zunächst ein buchhalterischer Blick in den Gemeindehaushalt. Der Bürgermeister beleuchtete die wichtigsten Einnahmequellen und Ausgabepositionen, verwies auf eine zu erwartende sensationelle Gewerbesteuereinnahme und erläuterte die damit verbundenen Verpflichtungen im Zuge von Umlagen. Aus langer Erfahrung wusste Roder auch: „Diese Summen sind nicht als gesichert anzusehen.“

Deshalb erstaunt auch nicht die hohe Rücklagenbildung von 7,2 Millionen Euro. „Wir brauchen den Puffer, um bei wirtschaftlichen Einbrüchen zu reagieren“, begründete er das „Vorsorgesparen“. „Nicht übermütig werden und besonnen bleiben“, gehört zu seinen weiteren Prinzipien. Auch die künftigen Projekte bedürfen zuallererst der Finanzierung. Deshalb sei ein starkes Rücklagenpolster ein gutes Argument, erklärte der Bürgermeister.

Bevor er den Blick in die Zukunft richtete, galt sein Augenmerk den aktuellen Projekten. Die Aufzählung der Maßnahmen wollte nicht enden: einfache Dorferneuerung in Vorbach und Höflas mit hoher staatlicher Förderung, Radwegbau, Erschließung der Baugebiete "Eisweiher" in Oberbibrach und "Dornäcker" in Vorbach, Ausbau der Unterbibracher Straße, Breitbandoffensive, Sanierung des Tiefbrunnens II, Bau eines Mietwohngebäudes mit neun Wohneinheiten als fördermäßig einmaliges Projekt im Freistaat, Innenentwicklung in den Dörfern, Ausbau des Höflaser Weges und Ortssanierung in Höflas, Radweg-Lückenschluss, Ersatzbeschaffungen für den Bauhof, Grunderwerb, neues Löschfahrzeug für die Vorbacher Wehr und vieles mehr.

Werner Roder sparte bei dieser Betrachtung nicht mit Lob für die staatlichen Förderstellen. Besonders die Unterstützung des Amtes für Ländliche Entwicklung hob der Gemeindechef immer wieder hervor. Als besonderen Förder-Höhepunkt verwies er auf die bayernweit einmalige Förderquote von 90 Prozent für den kommunalen Mietwohnungsbau. Die Investitionen nur für das Haushaltsjahr 2019 summierten sich auf 2 Millionen Euro: für die Dorfgemeinde eine gewaltige Anstrengung.

Roder betonte zudem die gute Zusammenarbeit auf regionaler Ebene und verwies beispielhaft auf die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft "Integrierte Ländliche Entwicklung" (ILE) und auf die Erstellung eines landwirtschaftlichen Kernwegenetzes für deren Bereich mit einer Förderung von 80 Prozent. Diese Zusammenarbeit sei wichtig, auch wenn sich die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Kirchenthumbach im Bereich des Standesamtswesens immer noch einer Kooperation mit der VG Eschenbach verweigere. Durch vernünftige Zusammenarbeit sei ohne Nachteile für die Bevölkerung viel Geld zu sparen.

Keine Bilanz ohne Ausblick: Der Bürgermeister plant schon für die nächsten Jahre. Besonders die Einleitung des „großen“ Dorferneuerungsverfahrens für Oberbibrach liegt ihm am Herzen. In der Bürgerversammlung informierte er über erste Gespräche mit den Planern und dem Wasserwirtschaftsamt.

Auf der Agenda stehen auch der Bau eines Radweges von Oberbibrach nach Schlammersdorf, die Vermarktung gemeindeeigener Bauplätze und der Bau eines Gerätehauses in Vorbach, weil man sich bei der Entscheidung für ein neues Löschfahrzeug faktisch auch für ein neues Feuerwehr-Gebäude entschieden habe, sagte Roder.

„Es wird auch für den neuen Bürgermeister und die neuen Gemeinderäte nicht langweilig werden“: Mit dieser Prophezeiung leitete er auf das Ende seiner Amtszeit über. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Genau das werde ich Ende April 2020 tun“, merkte er an und bilanzierte sachlich und präzise: „Meine Zielvorgabe ist erreicht. Ich übergebe die Gemeinde in einem guten und geordneten Zustand.“ Zu dieser Feststellung gehörte auch der Dank an Gemeinderat, Vereine, Verbände und Kirchengemeinden, die ehrenamtlichen Funktionsträger und alle Bürger, die sich für das Gemeinwesen in der Gemeinde einsetzten.

Schließlich gab es noch ein „Vergelt's Gott“ für einen „ganz besonderen Menschen“, für den "wichtigsten Menschen auf dieser Welt", wie Werner Roder seine Ehefrau Irene bezeichnete. Das Lob für das Jahrzehnte währende Verständnis und die Unterstützung glich einer berührenden Liebeserklärung.

Stürmischer Beifall der Zuhörer begleitete auch die Schlussfeststellung von Ehrenbürger Adolf Meier: „Wir verneigen uns vor den großen Leistungen des Bürgermeisters und seines Gemeinderats. Zu dieser hervorragenden Arbeit kann man nur noch gratulieren.“

In der kurzen Diskussion ging es eher um Verständnisfragen: zur künftigen Fassadenfarbe des kommunalen Mietwohngebäudes, zu den Vergaberichtlinien der Gemeinde für kommunale Bauplätze und zur Förderfähigkeit von Privatmaßnahmen im Zuge der Dorferneuerung.

 
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