Mehrere Bäume, alle um die 35 Jahre alt, waren im vergangenen Jahr dem Neubau des Radwegs in Richtung Münchsreuth zum Opfer gefallen. Durch das Anlegen der Entwässerungsgräben wurde ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgegraben. Viele Oberbibracher Bürger wünschten sich deshalb eine Ersatzpflanzung.
Nach einem Antrag im Gemeinderat trafen sich im Frühjahr dessen Vertreter mit Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und weiteren Fachstellen zur Ortsbegehung. Das Ergebnis: Der Randstreifen entlang des Radwegs auf Gemeindegebiet soll in ein Landschaftsschutzprogramm aufgenommen werden.
Das heißt, es wird dort nicht mehr gemulcht. Stattdessen wird künftig nur noch einmal im Jahr gemäht, damit sich Blühpflanzen voll entwickeln und Insekten als Nahrung dienen können. Zudem wird das Schnittgut im Gegensatz zum Mulchen abtransportiert.
So soll verhindert werden, dass der Boden zu viele Nährstoffe enthält. Denn auf einem „fetten Boden“ wachsen vor allem Gräser – was bei landwirtschaftlich genutzten Flächen erwünscht ist. Für einen artenreichen Blühstreifen ist hingegen ein magerer Boden wichtig.
Ein weiterer Vorteil der manuellen Mahd: Wertvolle Pflanzen, die zum Beispiel als Winterquartiere für Insekten dienen, werden stehen gelassen. Das Mähen übernehmen dabei örtliche Vereine, die dafür auch entlohnt werden.
Mittlerweile summt, brummt und zirpt es entlang des Radwegs. Seit dort seit ein paar Monaten „wachsen darf, was will“, hat sich eine erstaunliche Vielfalt an Blühpflanzen und Kräutern etabliert. Ilona Lottes, gelernte Gärtnerin, und Sabine Schönmann, die beide dort jeden Tag spazieren gehen, haben auf Anhieb bereits an die 20 verschiedenen Arten ausgemacht.
Entdeckt haben sie Mädesüß, wilden Fenchel und Kümmel, Johannis- und Labkraut, Wildrosen, Kamille und Königskerzen zum Beispiel. An den Pflanzen tummeln sich unter anderem Grillen, diverse Tag- und Nachfalter, Heupferde, Bienen und Hummeln. Die Zurückhaltung in der Pflege habe sich gelohnt, meinen Spaziergänger. Ein von ihnen sagt: „Die Natur ist doch der beste Gärtner.“
Und was ist mit der Baum-Ersatzpflanzung? Auch der Ursprungsgedanke wurde nicht vergessen. Wer genau hinsieht, entdeckt zwischen Blumen, Gräsern und Stauden auch aufkommende Bäume: Kirschen, Ahorn, Vogelbeere und andere hat Förster Alwin Rupprecht dort im Frühjahr gepflanzt.
Bis diese wieder eine markante Größe erreichen, wird es jedoch dauern, wie schon Eugen Roth wusste: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht es eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein halbes Jahrhundert.“
„Die Natur ist doch der beste Gärtner.“
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