Genschers berühmter Halbsatz vom Balkon der Deutschen Botschaft in Prag an die DDR-Flüchtlinge ("Ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu sagen, dass heute Ihre Ausreise...", Anm. d. Red.) erfolgte vor 30 Jahren. Genau so lang dauern auch die Verbindungen des Ortenburg-Gymnasiums zu seiner Partnerschule in Prag. Zur Zeit hält sich dort wieder eine Schülerdelegation mit den Lehrkräften Christine Paschen und Jan Patocka auf, die zusammen mit weiteren Gästen das 30-jährige Jubiläum der Schulpartnerschaft an der Obchodní Akademie feiern. Zum Festprogramm gehört auch ein Empfang der Schüler und Lehrer in der Repräsentanz Bayerns in Prag.
Das runde Jubiläum dieser Verbindung wird aber in noch größerem Rahmen begangen: Am Samstag, 12. Oktober, fahren von Neunburg und Oberviechtach aus zwei Busse in die Goldene Stadt, wo vor allem Eltern und andere interessierte Teilnehmer die Partnerschule im Herzen der Altstadt kennenlernen. Daneben dürfen sich die Teilnehmer auf ein vielseitiges Programm freuen. Nach der Ankunft am Hradschin werden bei traditionellen Stadtführungen die markanten Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Wer diese schon kennt, kann auf zwei spezielle Führungen gespannt sein. Alternativ zum herkömmlichen Rundgang geht Christine Paschen den reichlich vorhandenen „Spuren des Dreißigjährigen Krieges“ nach, während Ulrich Wohlgemuth zu „Kuriosem im Stadtosten“ einlädt.
Der Nachmittag steht den Teilnehmern zur freien Verfügung, bevor man sich am frühen Abend beim Schwarzen Theater „Image“ (Narodni 25) trifft, wo die Oberviechtacher Besucher bei einer Sondervorstellung des Programms „Afrikania“ unterhalten werden. Anschließend findet ein gemeinsames Abendessen statt, bevor man die Rückreise antritt.
Bei der Verbindung zwischen der Obchodní Akademie und dem Ortenburg-Gymnasium handelt es sich um eine der ältesten Schulpartnerschaften zwischen Bayern und Tschechien. Zu den Gründungsvätern zählte der frühere Landrat von Neustadt/WN, Simon Wittmann. Dieser unterrichtete 1989 am Oberviechtacher Gymnasium Französisch, Geschichte und Sozialkunde. Er ergriff zusammen mit Schulleiter Hans Sporer und weiteren Lehrkräften die Initiative, als von Seiten einer Wirtschaftsoberschule in Prag Interesse an einer Schulpartnerschaft signalisiert wurde. Zdenek Kühn und seine Gattin Tanja Kühnová von der „Stredni Ekonomicka Skola“ waren zusammen mit Schulleiterin Irena Lacinová Vorreiter für diese Verbindung mit Oberviechtach.
Keiner konnte damals erahnen, dass sich daraus eine Jahrzehnte währende Verbindung entwickeln würde, die mit jährlichem Besuch und Gegenbesuch von Jugendlichen mit einem lebendigen Programm erfüllt ist. Bei den unmittelbaren Begegnungen in den Familien lernen die Schüler die jeweilige Mentalität und Lebensgewohnheiten im Nachbarland kennen. Natürlich gehören auch Stadterkundungen und Ausflugsfahrten zum Besuchsprogramm. So stehen für die Prager Jugendlichen im Wechsel Exkursionen nach Regensburg sowie München und Nürnberg auf dem Programm. Beim Eintauchen in die gemeinsame Geschichte werden auch heikle historische Themen nicht ausgeklammert. Gerade in den letzten Jahren wurden auf diesem Gebiet im Rahmen einer von Studiendirektor Ulrich Wohlgemuth entwickelten Gedenkstättenpädagogik auf einfühlsame Weise geschichtliche Projekte bearbeitet.















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