Oberviechtach
08.04.2024 - 17:01 Uhr

Abschreckung an der Ostflanke: Deutsches Vorkommando in Litauen

Die Bundeswehr hat die ersten Soldaten der künftigen Brigade Litauen in das östliche Nato-Land verlegt. Bis Ende 2027 sollen bis zu 5000 deutsche Soldaten dauerhaft gefechtsbereit in dem Land sein - auch aus der Oberpfalz.

Boris Pistorius (M, SPD), Bundesminister der Verteidigung, verabschiedet das Vorkommando der Brigade Litauen. Bild: Kay Nietfeld/dpa
Boris Pistorius (M, SPD), Bundesminister der Verteidigung, verabschiedet das Vorkommando der Brigade Litauen.

Von Julian Trager, mit dpa

Die Bundeswehr hat mit der Verlegung erster Soldaten für die Brigade Litauen eine dauerhafte Stationierung an der Ostflanke der Nato begonnen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach am Montag bei der Verabschiedung des 21 Männer und Frauen zählenden Vorkommandos von einem bedeutenden Schritt für die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses und einem wichtigen Tag für die Bundeswehr. Erstmals werde ein solcher Kampfverband außerhalb Deutschlands stationiert. Das Vorkommando wurde in Vilnius vom Ende März neu ernannten litauischen Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas begrüßt.

Kasciunas sagte, die Stationierung sei "sehr wichtig" für Litauen. "Das ist Beweis der deutschen Zuverlässigkeit", sagte er und versicherte, die litauische Regierung wolle alles unternehmen, um nötige Infrastruktur in den Zeitvorgaben zu errichten.

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa und aggressives Auftreten Russlands hatte die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband nach Litauen zu verlegen. Die Brigade soll laut Fahrplan bis 2027 einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehrangehörigen, die ihre Familien mitbringen können.

Noch keine Oberpfälzer dabei

Die neue Brigade wird unter anderem aus dem Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach (Landkreis Schwandorf) bestehen. Die 600-köpfige Einheit soll "nahezu zu hundert Prozent" mit dem heutigen Personal nach Litauen gehen, hieß es Ende Februar bei einem Besuch von Pistorius in der Oberpfalz. Weil das Bataillon 122 nach Litauen muss, wird das Weidener Artilleriebataillon 131 nach Oberviechtach verlegt. In der Weidener Major-Radloff-Kaserne wird derweil das Panzerartilleriebataillon 375 etabliert.

Das Vorkommando in Litauen besteht aus Spezialisten aus verschiedenen Bereichen wie etwa Logistik, IT oder Infrastruktur. Darunter sind auch drei zivile Mitarbeiter vom Bundeswehrsozialdienst und der Bundeswehrverwaltung. Geführt wird die Truppe von Oberst André Hastenrath. "Wir sind klasse empfangen worden", sagte er. "Wir freuen uns auf die Aufgabe."

Aus der Oberpfalz ist bei dem Vorkommando keiner dabei. Erste Kräfte aus der Region sollen im Jahr 2025 nach Litauen kommen, der größere Teil wohl erst 2026, hieß es bei dem Pistorius-Besuch in Oberviechtach.

Untergebracht sind die Soldaten in Litauen zunächst im Hotel. Probleme bei der Suche einer Unterkunft erwartet Hastenrath nicht: "Derzeit wird es für uns keine Herausforderung sein, uns auf dem litauischen Wohnungsmarkt oder Häusermarkt entsprechend was zu suchen."

"Reißt gewaltige Löcher"

Das Vorkommando soll zum vierten Quartal 2024 auf einen Aufstellungsstab von rund 150 Männern und Frauen anwachsen. Die Brigade des Heeres wird in Litauen mit dem Namen Panzerbrigade 45 neu aufgestellt. Nach offizieller Indienststellung 2025 sollen die weiteren Kräfte in dem Jahr mit der Verlegung beginnen, sofern die benötigte Infrastruktur in Litauen vorhanden ist.

Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), forderte unterdessen, die Ausstattung der Bundeswehr insgesamt nicht zu vernachlässigen. "Natürlich reißt das erst mal ganz gewaltige Löcher, denn die Ausrüstung unserer Soldatinnen und Soldaten, aber auch das große Gerät ist noch nicht vorhanden", sagte Högl im ARD-"Morgenmagazin". Die Brigade müsse mit allem ausgestattet werden, was sie benötige, damit es attraktiv sei.

 
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