Oberviechtach
06.07.2018 - 15:19 Uhr

Bagger knackt die "Mulz" weg

Der Leerstand Soutschka-Haus ist Geschichte und im August beginnen die Bauarbeiten für das Stadtarchiv. Die Pläne von Architekt Peter Brückner lassen ein Kleinod an der Stelle entstehen, wo die Brauereigesellschaft ihr Mulzhaus betrieben.

Hier greift der Bagger nach den letzten Mauerresten des Hauses am Taubenplatz 4. Der Bauplatz für das neue Stadtarchiv steht bereit. Bugl
Hier greift der Bagger nach den letzten Mauerresten des Hauses am Taubenplatz 4. Der Bauplatz für das neue Stadtarchiv steht bereit.

(ptr) Das Soutschka-Haus, auf dem nur 216 Quadratmeter großen Grundstück am Taubenplatz 4 ist aus dem Stadtbild verschwunden. Jetzt klafft dort - wo früher eine Mälzerei in direkter Nachbarschaft zur Marktmühle (jetzt Museum und Kulturzentrum) stand - eine ungewohnte Lücke. Das Abbruchunternehmen Hierold rückte am 12. Juni an und räumte zunächst das "Innenleben" des Wohnhauses aus. Bis Anfang Juli hatten die Bagger ganze Arbeit geleistet: Nur noch ein paar Steine, Balken und Granitsäulen blieben übrig. Wie Sachbearbeiter Wolfgang Ruhland auf NT-Nachfrage mitteilt, geht es zügig weiter. Im August beginnt die örtliche Baufirma Baumer mit den Sicherungsmaßnahmen und Baumeisterarbeiten. Zwischenzeitlich sind die Zimmererarbeiten, die Dachdecker- und Spenglerarbeiten sowie die Aufträge an die Gerüstbauer, die Firmen für Elektro- und Sanitärarbeiten vergeben. Auch der Aufzug ist bestellt.

Das Soutschka-Haus im Taubenplatz 4 wurde nach einem einstimmigen Stadtratsbeschluss im Juli 2014 von der Stadt angekauft. Ein Jahr später, am 14. Juli 2015, fand ein Workshop mit dem Architekten Peter Brückner und den Stadträten statt. Es dauerte noch einmal ein halbes Jahr, bis der Stadtrat dann am 19. Januar 2016 den Beschluss fasste, auf dem ehemaligen Soutschka-Anwesen das Stadtarchiv zu errichten.

Auch für das benachbarte Museum wird ein zusätzlicher Depotraum geschaffen. Die Netto-Grundfläche beträgt rund 448 Quadratmeter, wovon etwa 23 Prozent auf das Museum und 77 Prozent auf das Stadtarchiv entfallen werden. Dem Raumprogramm stimmte der Stadtrat am 11. April 2017 mit fünf Gegenstimmen zu. Die Eingabepläne wurden erarbeitet und der Bauausschuss gab dem Vorhaben am 20. Juni 2017 sein Einvernehmen. Diskussionen und der Wunsch nach einem Verbindungsbau zum Museum (wurde zwischenzeitlich aufgrund hoher Kosten fallengelassen) erforderten Umplanungen und etliche Absprachen mit der Regierung zwecks Fördermitteln. Das Landratsamt Schwandorf erteilte mit Bescheid vom 26. März 2018 schließlich die Baugenehmigung.

Architekt Peter Brückner erklärte den Stadträten in einer der öffentlichen Sitzungen die Neubaupläne anhand eines Holzmodells. Dazu erläuterte er die "spannende Situation zwischen den Gassen" und meinte: "Es ist kein großes Gebäude, aber durch die Enge und etliche Höhensprünge hochknifflig." Die Kubatur sei ähnlich wie das "Soutschka-Haus", jedoch mit zwei Eingängen (Taubenplatz und Museumshof). Die Wasserführung zum Pochwerk in einer Edelstahl-Wanne wird durch eine unterirdische Zuleitung ersetzt. Auch wenn sich die Diskussionen im Stadtrat - bezüglich Für und Wider eines Neubaus für das städtische Archiv - im Kreis drehen, steht fest, dass das Niedrig-Energie-Gebäude nach den Plänen von Peter Brückner zu einem Kleinod in guter Nachbarschaft mit Museum, Pfarrkirche und Rathaus werden wird. Auch die derzeit nicht optimal gelagerten Archivunterlagen und historischen Dokumente sind es wert, dass sie bald eine zweckmäßige neue Heimat finden.


Am 21. Juni knabberten die Abbruchmaschinen am Dach des Soutschka-Hauses. Zwei Wochen später ist der Leerstand aus dem Stadtbild verschwunden. Portner
Am 21. Juni knabberten die Abbruchmaschinen am Dach des Soutschka-Hauses. Zwei Wochen später ist der Leerstand aus dem Stadtbild verschwunden.
Alte Mälzerei:

Alte Mälzerei

Nach Büchern der Brauereigesellschaft hat das Mulzhaus schon vor 1821 bestanden. In einem Protokoll vom 20. Februar 1882 wird das Brauhaus mit der Hausnummer 170 und das Malzrösthaus "Mulz" mit der Hausnummer 171 angegeben. Der große Stadtbrand hatte auch das Malzgebäude zerstört, welches 1882 in der ursprünglichen Baulinie wieder erstellt wurde. Obwohl die Handwerker überall zu tun hatten, war das Vorhaben dringend, denn die Sudzeit nahte und der Bedarf nach Bier war groß.

Die Brauereigesellschaft Oberviechtach beschloss 1951 die Auflösung und den Verkauf der Gebäude. Die Urenkelin eines Gründungsmitglieds erwarb die Mälzerei und baute sie mit ihrem Mann zu einem Wohnhaus am Rande des Marktweihers um. Mittlerweile spricht die Bevölkerung nicht mehr von der "Mulz" sondern vom Soutschka-Haus. Und es wird sicher auch nicht lange dauern, bis sich der neue Name Stadtarchiv einprägt. (ptr)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.