Oberviechtach
22.05.2025 - 18:47 Uhr

Bedeutender Schritt Richtung Litauen für Oberviechtacher Soldaten

Die offizielle Aufstellung der neuen Panzerbrigade 45 "Litauen" ist auch für die Soldaten in Oberviechtach ein wichtiger Tag: Für sie rückt damit der Umzug an die Nato-Ostflanke näher. Was auch private Trennungen mit sich bringen wird.

Noch sind sie in Oberviechtach, in Zukunft sind sie aber in Litauen stationiert: Soldaten des Panzergrenadierbataillon 122. Archivbild: Daniel Löb/dpa
Noch sind sie in Oberviechtach, in Zukunft sind sie aber in Litauen stationiert: Soldaten des Panzergrenadierbataillon 122.

Von Julian Trager und dpa

Es ist ein wichtiger Termin für den neuen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), für Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) – und auch für etwa 100 Soldaten aus Oberviechtach (Landkreis Schwandorf). Mit einem feierlichen Appell ist am Donnerstag im litauischen Vilnius die neue Panzerbrigade 45 "Litauen" offiziell aufgestellt worden. Mit dabei war laut BR-Informationen auch ein Teil des Oberviechtacher Panzergrenadierbataillons 122. Die Einheit wird künftig einen großen Teil der neuen Brigade stellen.

Die bisher in Oberviechtach stationierten Bundeswehrsoldaten sind damit wieder einen Schritt näher dran, am Umzug nach Osteuropa. Die Brigade soll bis 2027 voll einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von bis zu 5000 Soldaten, deren Hauptstandort eine noch zu bauende Kaserne mit Truppenübungsplatz in Rudninkai – nahe der Grenze zu Belarus – sein soll. Bis zur Fertigstellung wird es Übergangslösungen in litauischen Kasernen nahe Vilnius geben. Leben sollen die Soldaten und ihre Familien in den Großstädten Vilnius und Kaunas, wo jeweils eine Schule und ein Kindergarten aufgebaut werden soll. Derzeit sind dort erst etwa 400 Bundeswehrsoldaten stationiert.

"Will keinen Krieg in Oberviechtach"

Wann genau es für die Oberpfälzer Soldaten nach Litauen geht, ist noch nicht klar. Für viele bedeutet der Wechsel auch eine Trennung von der Familie, weil nicht alle ihre Angehörigen mit ins Ausland nehmen wollen oder können. Für viele ist es dennoch klar, dass sie nach Litauen gehen. "Wir sind Soldaten. Wir sind keine normalen Arbeitnehmer", wird einer der Oberviechtacher Soldaten vom BR zitiert. "Ich weiß, warum wir da rübergehen", sagt ein anderer. "Ich will nicht, dass wir den Krieg hier in Oberviechtach vor der Haustür haben. Lieber halten wir dort etwas auf."

In Litauen ist die Gefahr eines russischen Angriffs schon jetzt Alltag. Bei dem feierlichen Appell in Vilnius sicherte Bundeskanzler Merz deswegen auch entschlossene Schritte Deutschlands zur militärischen Verteidigung im Bündnis zu. Dabei stimme die Bundesregierung auch dem von Nato-Generalsekretär Mark Rutte vorgelegten Ziel zu, Verteidigungsausgaben auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen und weitere 1,5 Prozent zusätzlich für militärisch notwendige Infrastruktur zu geben, sagte der CDU-Politiker in der Hauptstadt Vilnius.

„Das sind zwei Zahlen, denen wir uns aus der Sicht der Bundesregierung nähern könnten. Sie erscheinen uns vernünftig, sie erscheinen uns auch erreichbar, jedenfalls in der vorgegebenen Zeitspanne bis zum Jahr 2032“, sagte Merz. Merz war zur Indienststellung der Litauen-Brigade angereist.

„Wer einen Verbündeten bedroht, muss wissen, dass das gesamte Bündnis gemeinsam jeden Zentimeter des Nato-Territoriums verteidigen wird“, sagte Merz bei der Aufstellung der Panzerbrigade, die den Beinamen „Litauen“ trägt und als erster Verband in der Geschichte der Bundeswehr fest im Ausland stationiert wird.

"Neue Ära" für die Bundeswehr

Merz sprach auch vom Beginn einer „neuen Ära“ für die Bundeswehr. Er bekräftigte, dass er die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee machen will. „Das ist dem bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Land Europas angemessen“, sagte er.

Zu dem feierlichen Appell mit 800 Soldaten auf dem Kathedralenplatz in Vilnius reiste auch Verteidigungsminister Boris Pistorius aus Berlin an. Er bezeichnete Russland als die auf absehbare Zeit größte Bedrohung für den Frieden in Europa. „Abschreckung und Verteidigung sind Deutschlands Top-Prioritäten“, sagte er.

Es gelte, vorbereitet zu sein und dies auch zu demonstrieren. „Die kommenden Monate und Jahre werden Abstimmung, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen erfordern. Aber vor allem werden Vertrauen und Einigkeit nötig sein“, sagte Pistorius. Und: „Es kann und darf keinen Zweifel geben, dass wir unsere Verpflichtungen erfüllen werden.“

Der litauische Präsident Gitanas Nauseda sprach von einem historischen Tag. „Ein Tag des Vertrauens, der Verantwortung und des Handels“, sagte er. Dies zeige allen, dass die Sicherheit Litauens zur Sicherheit Deutschlands geworden sei.

Rochade in der Oberpfalz

Pistorius hatte den Schritt im Juni 2023 bei einem Litauen-Besuch nach langer Diskussion verkündet. Er erinnerte damals daran, dass Deutschland bis zum Ende des Kalten Krieges an der Ostflanke der Nato gelegen habe und sich auf die Rückendeckung der Nato-Partner im Ernstfall verlassen musste.

Als Ersatz für das Panzergrenadierbataillon 122 wird das Panzerartilleriebataillon 131 von Weiden nach Oberviechtach verlegt. In Weiden ist dann nur noch das Panzerartilleriebataillon 375 zu Hause. Dieses ist in den vergangenen Jahren aufgestellt worden.

Litauen grenzt sowohl an das mit Russland eng verbündete Belarus als auch an die russische Exklave Kaliningrad an der Ostsee. Zwischen diesen beiden Ländern verläuft ein schmaler Nato-Korridor von Litauen westlich nach Polen – die sogenannte Suwalki-Lücke, um die es im Falle eines Angriffs zu Kämpfen kommen könnte. Russland könnte das Baltikum durch deren Einnahme vom restlichen Nato-Gebiet abschneiden.

Entsprechend wichtig ist die deutsche Truppenpräsenz für den kleinen Baltenstaat mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern. Der litauischen Armee gehören nur 15 000 Soldaten an, darunter 3500 Wehrpflichtige. Bis 2030 sollen es 17 000 bis 18 000 Soldaten sein.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.