Oberviechtach
07.02.2020 - 13:42 Uhr

Dankbar für drei Jahrzehnte Einheit

Kurz nach dem Fall der Mauer gibt es erste Kontakte zwischen Raschau und Oberviechtach. Ein Jahr später wird die Urkunde zur Städtepartnerschaft unterzeichnet. Fast genau so lange kennen und lieben sich Doreen und Alexander Landgraf.

Zwei Bürgermeister die sich verstehen: Heinz Weigl (rechts) stößt mit Frank Tröger aus Raschau-Markersbach beim Neujahrsempfang in der Grenzlandkaserne auf das Jubiläum „30 Jahre Städtepartnerschaft“ an. Bild: Portner
Zwei Bürgermeister die sich verstehen: Heinz Weigl (rechts) stößt mit Frank Tröger aus Raschau-Markersbach beim Neujahrsempfang in der Grenzlandkaserne auf das Jubiläum „30 Jahre Städtepartnerschaft“ an.

Die Bürgermeister Wilfried Neuber und Henry Solbrig unterzeichneten am 8. Dezember 1990 die Partnerschaftsurkunde zwischen Oberviechtach und Raschau. Mittlerweile heißt die Gemeinde im sächsischen Erzgebirgskreis Raschau-Markersbach, doch die Verbindung in die Oberpfalz blieb. Wie jedes Jahr besuchte vergangene Woche eine Delegation den Neujahrsempfang in der Oberviechtacher Grenzlandkaserne. Hier schmiedeten die beiden Bürgermeister Heinz Weigl und Frank Tröger schon Pläne für das Jubiläum.

Spezialisten "ausgeliehen"

Ein Blick zurück: 1990 - ein Jahr nach der Wende - soll mit dem Partnerschaftsvertrag der beiden Kommunen ein Beitrag "im jetzt vereinten Deutschland für ein geeintes Europa" geleistet werden. Das war gut und wichtig, denn auf die Rathäuser im Osten strömten mit der Auflösung der DDR die vielfältigsten Probleme und Aufgaben ein. Quasi über Nacht änderten sich Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Baurecht - also praktisch alles, was die ehemaligen DDR-Beamten gelernt hatten. Ehrliche Hilfe kam von der Partnerstadt Oberviechtach: Kämmerer Michael Hösl, Bauamtsleiter Peter Spichtinger und Ehrenbürger Otto Lehner standen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite. "Die Verwaltung musste erst die ganze Programmstruktur in den neu angeschafften PCs aufbauen. Außerdem galt es jetzt, alle Steuerpflichtigen zu erfassen, um Bescheide für die Realsteuern verschicken zu können", erinnert sich EDV-Experte Hösl. Unvergessen ist ein Besuch des 2. Panzergrenadierbataillons 122 in Raschau. Aus Freude über die Wiedervereinigung wurde bereits vor der offiziellen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 3. Oktober 1990 eine Eiche vor dem Oberviechtacher Feuerwehrhaus gepflanzt. Mittlerweile ist das kleine Bäumchen zu einem stattlichen Baum herangewachsen.

Die 1. Oberviechtach-Raschauer Hochzeit am 2. Juni 2000. Bild: exb
Die 1. Oberviechtach-Raschauer Hochzeit am 2. Juni 2000.

Erste Kontaktaufnahme

Der erste Kontakt ging nicht von den Rathäusern, sondern im Dezember 1989 vom Direktor der "Clara-Zeltkin-Oberschule" aus. Am 21. Februar 1990 machte sich eine Delegation der Doktor-Eisenbarth-Schule ins rund 250 Kilometer entferne Raschau auf. Ab Hof war die Autobahn damals nur schlecht ausgebaut, so dass die Fahrt relativ lange dauerte. Aber nicht nur der Straßenbau ging voran. Schulen, Feuerwehren sowie einige Vereine arbeiteten zusammen oder trafen sich zu Wettbewerben, und auch Freundschaften zwischen Ost und West entwickelten sich. Im Sommer 1990 reiste der Handballverein das erste Mal zum Doktor-Eisenbarth-Turnier in die Oberpfalz. Eine Raschauerin und ein Oberviechtacher fieberten sodann jedes Jahr dem Wiedersehen entgegen. Polizist Alexander Landgraf und die Sozialpädagogin Doreen Manik, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin einer Abgeordneten im sächsischen Landtag arbeitete, wurden schließlich 1997 ein Paar. Nach einem Jahr Pendeln wurde 1998 die gemeinsame Wohnung in München bezogen und am 2. Juni 2000 die "1. Oberviechtach-Raschauer Trauung" mit Eintrag ins Goldene Buch gefeiert.

Der Schwibbogen, der in der Adventszeit die Fassade des Oberviechtacher Rathauses ziert, ist ein Geschenk der erzgebirgischen Partnergemeinde. Bild: Portner
Der Schwibbogen, der in der Adventszeit die Fassade des Oberviechtacher Rathauses ziert, ist ein Geschenk der erzgebirgischen Partnergemeinde.

Besuche und Anlässe

2003 klappte die Versetzung zur Polizeiinspektion Oberviechtach. "Damit stand fest, wo wir künftig wohnen", erzählt Doreen Landgraf mit einem Lächeln. Handball spielte weiterhin eine große Rolle, denn jetzt brachten beide ihre Erfahrungen (Abteilungsleitung/Training) ein und führten die Oberviechtacher Jugend zu vielen Erfolgen. Zum Turnier im Sommer reist zwar kein Wettkampfteam mehr aus Raschau an, jedoch etliche "Mädels", welche die Handball-Freundschaften pflegen und das Gästezimmer dem Zelt vorziehen.

Eine freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Orten hatten sich die Unterzeichner der Partnerschaftsurkunde am 8. Dezember 1990 gewünscht. Auch wenn die Kontakte zwischen den Schulen und Vereinen nach 30 Jahren nicht mehr intensiv gelebt werden, so halten die Rathäuser mit ihren Bürgermeistern die Partnerschaft mit Besuchen zu den Neujahrsempfängen oder besonderen Ereignissen aufrecht. So wie im Jahr 2015 zu "775 Jahre Raschau-Markersbach". Aus Oberviechtach machten sich die drei Bürgermeister, Stadträte, Festspielverein und Stadtkapelle auf den Weg und feierten im Erzgebirge gleichzeitig auch das Jubiläum "25 Jahre Städtepartnerschaft". Zum 30-jährigen Bestehen ist am 12. September 2020 eine Tagesfahrt (Bus) zum Gemeindefest nach Raschau-Markersbach geplant. Bürgermeister Heinz Weigl hat bereits eine Einladung für das Oberviechtacher Heimatfest 2021 ausgesprochen.

An den Ortseingangstafeln weist ein Schild auf die Städte-Partnerschaften von Oberviechtach hin. Bild: Portner
An den Ortseingangstafeln weist ein Schild auf die Städte-Partnerschaften von Oberviechtach hin.
Fakten der StädtePartnerschaft Oberviechtach-Raschau:

Überblick

Der Start

Die erste Initiative ging im Dezember 1989 - einen Monat nach dem Mauerfall - vom damaligen Direktor der Clara-Zetkin-Oberschule Raschau aus. Die Partnerschaftsurkunde wurde am 8. Dezember 1990 von den beiden Bürgermeistern Henry Solbrig (Raschau) und Wilfried Neuber (Oberviechtach) unterzeichnet. Beide stellten viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Erzgebirge und der Oberpfalz fest und erfüllten die junge kommunale Partnerschaft rasch mit Leben. Gute Zusammenarbeit

"Wir haben damals eine Tür aufgemacht, eine Tür aufgestoßen, und diese Tür wurde in beide Richtungen benutzt", stellte Wilfried Neuber zehn Jahre später fest. Die Bitte aus Raschau - um Mithilfe beim Aufbau der Gemeinde und der Neustrukturierung der Verwaltung - wurde gerne erfüllt. Eine Hochzeit

Durch die freundschaftliche Beziehung beider Kommunen und die gemeinsamen Handballturniere kam eine besondere Partnerschaft zustande: Die "1. Oberviechtach-Raschauer Trauung" von Doreen Manik und Alexander Landgraf am 2. Juni 2000. Überraschung für das bisher einzige "Partnerschafts-Brautpaar": Im Standesamt Oberviechtach fanden sich auch Bürgermeister Henry Solbrig und eine Delegation des Raschauer Handballvereins ein. Ein Eintrag ins Goldene Buch verewigte das Ereignis. Jubiläum "30 Jahre"

Das Jubiläum "30 Jahre Städtepartnerschaft" wird am 12. September 2020 beim Gemeindefest in Raschau gefeiert sowie in Oberviechtach beim Heimatfest im Sommer 2021. "Näheres überlasse ich dem neuen Bürgermeister", ergänzt Heinz Weigl auf Nachfrage.

 
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