Oberviechtach
13.02.2019 - 12:38 Uhr

Für Monatslohn von 130 Mark unterrichtet

Treue Mitglieder hat der Kreisverband Oberviechtach des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes gewürdigt. So manches was die Altgedienten über ihre Unterrichtslaufbahn berichten, ist für die Kollegen heutzutage schwer vorstellbar.

Treue Mitglieder rückten bei der Jahresversammlung des BLLV-Kreisverbandes in den Mittelpunkt. Kreisvorsitzende Ortrud Sperl (links) und Bezirksvorsitzende Ursula Schroll (rechts) ehrten (vorne, von links) Karl Roßmann und Elisabeth Bücherl sowie (hinten, von links) Rudolf Teplitzky, Petra Scherz, Siegfried Bräuer und Gertrud Steger. Bild: amö
Treue Mitglieder rückten bei der Jahresversammlung des BLLV-Kreisverbandes in den Mittelpunkt. Kreisvorsitzende Ortrud Sperl (links) und Bezirksvorsitzende Ursula Schroll (rechts) ehrten (vorne, von links) Karl Roßmann und Elisabeth Bücherl sowie (hinten, von links) Rudolf Teplitzky, Petra Scherz, Siegfried Bräuer und Gertrud Steger.

Mitglieder aus allen Altersschichten durfte Ortrud Sperl, Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) zur Hauptversammlung willkommen heißen, darunter auch die neu eingetretene Rosina Ederer. In einer Gedenkminute wurde an die im Vorjahr verstorbenen Mitglieder Max Mathes (30 Jahre Mitglied, davon 18 Jahre im Vorstand) und Franz Senft (40 Jahre Mitglied, langjähriger Seminarrektor) erinnert. Als wichtigste Veranstaltung in 2018 nannte die Vorsitzende unter anderem die Fahrt zum Musical „Das Dschungelbuch“ auf der Luisenburg und einen Vortrag von Arthur Schriml zum Thema „Patientenverfügung“.

Die Auszeichnung für verdiente und langjährige Lehrkräfte nahm BLLV-Bezirksvorsitzende Ursula Schroll vor. Siegfried Bräuer erhielt die bronzene Ehrennadel des Bezirkes mit Urkunde für seine Verdienste. Er ist seit 43 Jahren Mitglied, davon ist er 11 Jahre im Kreisvorstand tätig. Mit besonders lobenden Worte überreichte Ursula Schroll an Rudolf Teplitzky die goldene Ehrennadel mit Urkunde. Er ist 45 Jahre BLLV-Mitglied, arbeitete 40 Jahre in der Führung mit und fungierte 24 Jahre Vorsitzender des Kreisverbandes Oberviechtach.

Für ihre langjährige Mitgliedschaft ehrte Ursula Schroll folgende Lehrer mit einer Urkunde: Petra Scherz (35 Jahre), Gertrud Steger (45 Jahre), Karl Roßmann (50 Jahre) und Elisabeth Bücherl (60 Jahre). Jeder der Geehrten durfte seinen Lebensweg und seine Stationen selbst erzählen. Besonders interessant waren die Erinnerungen von Elisabeth Bücherl, die einst mit 130 Markt Monatslohn auskommen und 35 Mark Miete für ein Zimmer ohne Heizung und Wasser zahlen musste. In einer Klasse waren 53 Kinder der Jahrgangsstufen 1 bis 4 zusammengefasst, und die weiten Wege zum Seminar mussten ohne Auto bewältigt werden. Für die jungen Kollegen heutzutage unvorstellbar und unzumutbar.

Der Lehrer ist heute Manager, Psychologe, Erzieher, Streitschlichter, manchmal sogar Elternersatz und noch vieles mehr.

BLLV-Bezirksvorsitzende Ursula Schroll

Die Bezirksvorsitzende hatte vorher einen Überblick über den BLLV gegeben und die schulische Situation heute erläutert. Der Verband wurde 1861 in Regensburg von 200 Männern gegründet, und heute hat der Verband 65 000 Mitglieder, männliche und weibliche. Einst sei der Lehrer Wissensvermittler und Erzieher gewesen. Heute, in einer Zeit in der Werte verloren gingen, solle die Schule ausgleichen, was in Familie und Gesellschaft nicht mehr vorgelebt wird, so die Bezirksvorsitzende. Der Lehrer sei heute Manager, Psychologe, Erzieher, Streitschlichter, manchmal sogar Elternersatz und noch vieles mehr. Trotz allem Medieneinsatz sei aber die Lehrerpersönlichkeit und die Beziehung zu den Kindern nach wie vor das Wichtigste.

Die Schwerpunkte in der heutigen Schule würden oft als „Big five“ bezeichnet: Inklusion, Integration, Ganztag, individuelle Förderung und Digitalisierung. Um diese Aufgaben zu schultern, brauche man finanzielle Mittel und vor allem Lehrer, besonders zur Differenzierung, sowie Mobile Reserven zum Auffangen von Unterrichtsausfällen. Ursula Schroll ermunterte die Lehrer, Courage zu zeigen und mit der Meinung über viele Vertretungsstunden oder Doppelführungen von Klassen nicht hinter dem Berg zu halten. Diese gingen auf Kosten der Kinder und die Gesundheit der Lehrer. Denn "Schweigen ist Zustimmung", führte sie ein Zitat von BLLV-Ehrenpräsident Wilhelm Ebert an.

Namens der Stadt Oberviechtach hatte auch Zweite Bürgermeisterin Christa Zapf den Geehrten gratuliert. Sie sprach den Lehrkräften und Pädagogen ihre Wertschätzung aus. Die Umstrukturierungen seien immer wieder eine Herausforderung und eine Mehrbelastung für den Berufsstand. Ein Dank galt der geleisteten Arbeit zum Wohle der Kinder.

 
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