Die warmen Temperaturen über Monate hinweg haben dafür gesorgt, dass sich der Buchdrucker und Kupferstecher in diesem Jahr im ganzen Landkreis optimal vermehren konnte. Jetzt ist die Schwärmzeit zwar vorbei, doch unter der Rinde wachsen neue Larven heran. Der Goldene Oktober trägt nun dazu bei, dass der jüngste Nachwuchs unter den Schädlingen mit besten Voraussetzungen für die Überwinterung rechnen kann.
Infos durch Lockfallen
"Borkenkäfer vermehren sich relativ rasch, und in diesem Frühjahr begann der Schwärmflug auch noch etwas früher", erklärt der Oberviechtacher Revierleiter Markus Lobinger, der im Landkreis ein Monitoring mit Lockfallen betreut und so die Käferdichte im Blick hat. An einem Rechenbeispiel verdeutlicht er das Vermehrungspotenzial des Buchdruckers: Ein Käferpaar hat durchschnittlich 60 Nachkommen, dazu kommt noch die Geschwisterbrut. Letztlich krabbeln dann rein rechnerisch pro Jahr und Paar 100 000 Nachkommen unter die Rinde der Bäume. Natürliche Feinde können da wenig ausrichten. Die gefräßigen Käfer brauchen bei günstigen Bedingungen nur fünf bis sechs Wochen, um erwachsen zu werden.
"Da hilft nur kontrollieren und dann rasch aufarbeiten", weiß Revierleiter Lobinger. "Das Wetter haben wir nicht in der Hand, aber die Populationsdichte des Borkenkäfers können wir beeinflussen." Und nur weil die Population im Frühjahr relativ klein war, haben sich seiner Einschätzung nach die Schäden im Landkreis in Grenzen gehalten. "Der Schadholzanfall war erstaunlicherweise im Landkreis ganz moderat, nicht so katastrophal wie erwartet. Das Ganze konnte sich hier nicht so aufschaukeln wie beispielsweise in Niederbayern." Vor allem der nördliche Landkreis kam glimpflich davon, der etwas wärmere Süden ab einer Linie von Neunburg bis Schwarzenfeld hatte mehr Schäden zu beklagen.
"Ansteckung" droht
Generell reicht ein befallener Baum, und die umliegenden 20 Bäume sind ganz schnell auch nicht mehr zu retten. "Oft ist der Wipfel noch ganz grün", sagt der Fachmann und zeigt auf einen Baum in seinem Oberviechtacher Revier, der äußerlich ganz gesund aussieht. Er deutet auf winzige Löcher im Stamm und setzt dort das Messer an. Erst wenn die Rinde ab ist, offenbart sicher der Befall in deutlichen Spuren, die dem Buchdrucker auch seinen Namen verliehen haben. "Solche Löcher und Bohrmehl, das ist das Todesurteil für einen Baum." Fließt dagegen Harz, so deutet das auf eine Abwehrreaktion hin, die auch mal erfolgreich sein kann. Doch gerade die Trockenheit hat in diesem Jahr die Abwehrkräfte der "Opfer" stark herabgesetzt. "Regionale Gewitter haben das nur wenig abgemildert", meint Lobinger.
In diesem Jahr war der Revierleiter im Umkreis von früheren Käfernestern besonders wachsam - mit Erfolg. Doch auch das nutzt nur, wenn dann zügig gehandelt wird. "Solange der Käfer in den Bäumen ist, können wir ihn aus dem Wald rausfahren", erklärt der 51-Jährige. Fällt bereits die Rinde ab, ist es eigentlich zu spät, der Käfer könnte dann im Boden überwintern. "Mit jedem warmen Tag wird das schlimmer", warnt der Forstmann und rät den Waldbesitzern, in solchen Fällen möglichst rasch zu handeln und sich auch mal Hilfe zu holen - für Mitglieder beispielsweise über die Waldbesitzervereinigung. www.lwf.bayern.de/waldschutz/monitoring
Die Forstverwaltung empfiehlt den Waldbesitzern im Landkreis dringend, Käferholz rasch aufzuarbeiten und zügig abzutransportieren, Rinde mit fertig entwickelten Käfern sollte möglichst nicht als Abfall liegen bleiben. Bei Kupferstecher-Befall wird dazu geraten, auch befallene Äste und Gipfel zu beseitigen. Sinnvoll ist eine Nachkontrolle von aufgearbeiteten Käfernestern. Auch umgestürzte oder geknickte Bäume sollten als potenzielle Brutstätten bis Anfang April 2019 eliminiert werden. Nicht zuletzt bietet auch die Holzabfuhr nach dem Wintereinschlag einen gewissen Schutz, wenn sie vor Beginn der Schwärmzeit erfolgt. Waldbesitzer können außerdem über ein Borkenkäferportal im Internet die Gefährdungslage einsehen. Im Landkreis gibt es Hinweise durch Fallen in Burglengenfeld und Teunz. (bl)
Das Wetter haben wir nicht in der Hand, aber die Populationsdichte des Borkenkäfers können wir beeinflussen.
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