Beim Wettbewerb „Quantensprung 2020“ ging der Handballverein (HV) mit dem Projekt „Handball rockt Schule“, zusammen mit dem Ortenburg-Gymnasium, als einer der fünf Gewinner hervor. Prämiert werden die Zusammenarbeit sowie verschiedene Aktivitäten wie die daraus entstandenen Grundschulturniere. Die Preisverleihung findet am Freitag, 8. Februar, im Spielcasino in Bad Kötzting statt. Den Gewinn von 4000 Euro werden sich Schule und Verein teilen.
Um das Geheimnis dieses Erfolgs zu erläutern, muss etwas ausgeholt werden. Über drei Jahrzehnte sind seit der Einführung des Handballsports in Oberviechtach ins Land gegangen. Wie das Gründungsmitglied Günter Uschold in diesem Beitrag beschreibt, ist in diesen drei Dekaden stets die Jugendarbeit im Fokus gestanden. Kernthema war und ist es, den Buben und Mädchen den Handballsport mit viel Spaß näherzubringen. Dazu gehören aber nicht nur Training oder Punktspiele – "wichtige Bausteine des Erfolgs sind auch gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Spielfelds", so Uschold.
Nachwuchs bestimmt mit
Und von solchen Angeboten gab es in 2018 wieder eine enorme Anzahl. Einer der Höhepunkte ist dabei alle zwei Jahre das große Zeltlager mit rund 100 Teilnehmern. Genauso wie die Kinder- und Jugendweihnachtsfeier auf dem Johannisberg mit Winterwanderung. Oder der Jugendtag, ein Sport- und Spielefest mit anschließender Jahreshauptversammlung, bei dem die jungen Handballer ihre Wünsche an die Vereinsführung vortragen und mitbestimmen können.
Beim Handballfest, bei dem viele kleine und fleißige Hände kräftig mit anpacken, sind die Akteure der Jugendmannschaften unverzichtbarer Bestandteil. In der dortigen Zusammenarbeit zwischen Groß und Klein sieht Uschold, langjähriger Jugendleiter beim HV, das "Herzstück der Vereinsarbeit". Den Bezug zur Natur könnten die Kinder und Jugendlichen beim „Ramadama“ am Ostersamstag erfahren, wenn zusammen mit dem Eigelsberger Stoßtrupp die Straßen und Plätze in und um Oberviechtach vom Müll befreit werden.
Sportlich sammeln die Heranwachsenden wertvolle Erinnerungen beim Beachhandballturnier mit den Freunden aus Oberflockenbach sowie beim Jugendausflug bzw. Gegenbesuch. Oder auch bei Fahrten zu Bundesligaspielen oder Turnierteilnahmen in der Partnerstadt Raschau. Die Patenschaften zwischen Senioren- und Jugendteams wird durch Mithilfe bei Spieltagen oder gemeinsamen Trainingstagen gefestigt. Dort zeigen die Seniorenspieler dem Nachwuchs nicht nur Tipps und Tricks aus der Handballschule, sondern stehen mit ihnen auch gemeinsam auf dem Spielfeld. Die erfolgreiche Jugendarbeit spiegelt sich auch darin wieder, dass über die Jahrzehnte hinweg immer wieder HV-Aktive den Sprung in Auswahlmannschaften schafften. Seit dem Vorjahr hat Oberviechtach mit Paula Landgraf wieder ein hoffnungsvolles Talent im Kader der Bayernauswahl.
Das Jahr 2018 bot aber noch einiges mehr: Bei der Handball-Mini-WM durfte die D-Jugend männlich des HV die Farben des Landes Saudi-Arabien vertreten. Beim Turnier in Coburg fehlten auch die Rituale der kürzlich stattgefundenen Handball-WM – Einlauf, Hymne, Trikots der jeweiligen Nationalteams – nicht. Ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis für die Teilnehmer. Seit Dezember läuft mit der Aktion "Stickerstars" ein weiterer Meilenstein der Vereinsgeschichte. Sämtliche Spieler, Trainer und Vereinsfunktionäre können nach dem Vorbild der bekannten Panini-Stickeralben gesammelt und getauscht werden.
Außerdem war im Mai 2018 der TV-Sender SAT1 Bayern beim HV und dem Gymnasium als Stützpunktschule zu Gast, um die vorbildliche Kooperation in einem Fernsehbeitrag zu porträtieren. In dieser Kooperation zwischen Schule und Verein finden seit dem Schuljahr 2015/2016 jährlich zwei Grundschulturniere für die dritten und vierten Klassen mit neun teilnehmenden Schulen statt. Beim bayernweiten Trikottag des BLSV kamen viele Spieler mit ihrem Vereinstrikot in die Schule und machten durch tolle Schnappschüsse auf sich und ihren Verein aufmerksam. Die Initiativen, die zur Förderung der Gemeinschaft beitragen, umfassen aber noch weitere Aktionen wie eine Fahrradorientierungsfahrt, Trainingslager und Teambuilding-Maßnahmen.
Konzept mit Vorbildfunktion
"Es kommt also nicht von ungefähr, dass das Oberviechtacher Jugendkonzept als Leuchtturmprojekt für andere Vereine angesehen wird", so Günter Uschold. Der Bayerische Handballverband hat es aus diesem Grund sogar jahrelang auf seinen Seiten zum Download angeboten. "Dieses Kompliment mussten sich die Verantwortlichen mit harter Arbeit und Einsatz verdienen." Und selbstverständlich noch immer verdienen müssen. Denn "Stillstand bedeutet Rückschritt", formuliert es Uschold.
Der unermüdliche Einsatz vieler ehrenamtlicher Idealisten sowie die Vielfalt und Abwechslung im regen Vereinsleben seien die Basis für die Jugendarbeit des HV, der sich inzwischen zu einem der größten Vereine im Stadtgebiet entwickelten hat. Wenn man also nach dem Erfolgsgeheimnis der Handballer fragt, müsse man sich eigentlich nur die ellenlange Aktivitäten-Liste betrachten. Zum Abschluss nennt Uschold noch den Begriff "Handballfamilie", der in dem Zusammenhang immer zu hören sei. Dieser sei beim HV nicht nur ein Wort, "sondern wird aktiv gelebt", sagt Günter Uschold.
Mit der Einführung von Schulturnieren an neun Grundschulen hat der Handballverein zusammen mit dem Ortenburg-Gymnasium als „Stützpunktschule Handball“ dafür gesorgt, dass in der Region jetzt viele Kinder engagierte Handballspieler sind. Der Verein erstellt die Übungspläne und die Abiturienten sind für die Organisation und den Turnierablauf verantwortlich. Außerdem arbeiten sie als Co-Trainer bei vorbereitenden Trainingseinheiten der HV-Übungsleiter in den Grundschulen mit.
Diese Zusammenarbeit spielt allen Beteiligten in die Karten: der Verein profitiert vom Engagement der jungen Trainer und später durch den Mitgliederzuwachs. Das Gymnasium bietet seinen Abiturienten, die bei der Umsetzung des Turniers helfen, ein interessantes, benotetes Praxisschulfach. Zuletzt haben auch die Grundschulen einen großen Mehrwert, weil auf den Stundenplänen ein zusätzliches Sportangebot steht. (gud)
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