Traurige Bilanz aus dem Tourismusbüro: Die geführten Wanderungen mit Goldwaschen, die von Mai bis Oktober 2019 knapp 800 Teilnehmer begeisterten, fielen heuer komplett der Corona-Pandemie zum Opfer. "Wir haben zwar ein Hygienekonzept aufgestellt und uns echt bemüht, aber es geht einfach nicht", erklärte Sigrid Breitschafter im Gespräch mit Oberpfalz-Medien bereits vor Wochen. Die beliebte Aktion sei mit einer Gruppe ausprobiert worden: "Wir mussten aber feststellen und einsehen, dass die Vorschriften nicht eingehalten werden können. Die Goldwanderung lebt vom Abenteuer und vom Goldfieber, Abstand halten funktioniert nicht."
Nicht alle haben Verständnis
Breitschafter ergänzt: "Ich musste mich immer wieder dafür entschuldigen. Manche haben einfach kein Verständnis." Aber schließlich liege die Gefahr auf beiden Seiten, und die Exkursionsleiter seien alle ausnahmslos im Risikoalter. Wer schon einmal dabei war, der weiß, dass die "Animateure im Wald" bei jedem Glitzern in der Schüssel dicht umringt und die Köpfe zusammensteckt werden. Besonders dann, wenn ein möglicher Fund mit der Lupe überprüft wird. Die kleinen Goldkörner, die sich in den Bächen im Oberviechtacher Land absetzen, sind eben nur Flinserl und keine Nuggets!
Außer der Testgruppe waren heuer nur zwei "Promis" mit Begleitung im Forellenbach: Der Gold-Papst Gerhard Lehrberger von der TU München, der im Juli mit seinen Studenten eine Exkursion entlang des Lehrpfades unternahm (wir berichteten), und die als "Schiederin" bekannte Radiomoderatorin Marion Schieder. Diese machte sich am 30. September zusammen mit Goldwäscher Günter Zithier und Bürgermeister Rudolf J. Teplitzky in die Langau auf. "Hier ist es ja wie im Märchenwald, das muss ich unbedingt mal meiner Tochter zeigen", rief sie überrascht und zückte das Antenne-Bayern-Mikrofon. Emsig hantierte sie mit Sieb und Schüssel und fand sogar ein kleines Goldkorn. Der "Schieder-Juchzer" ging noch am gleichen Tag bayernweit über den Äther und der Bürgermeister freute sich über die super Werbung. "Oberviechtach ist Goldstück Bayerns", meinte Teplitzky, der diesen Slogan noch mehr in den Mittelpunkt rücken möchte. Schließlich könne die Region auf 700 Jahre Goldbergbau zurückblicken.
"Die Stoapfalz bekommt jetzt auch noch Gold", frotzelte die gebürtige Oberpfälzerin. "Bei uns enthält eine Tonne Erde sieben Gramm Gold, in Mitteleuropa liegt das Goldvorkommen durchschnittlich bei 0,005 Gramm", rückte Zithier zurecht und stellte mit einem Augenzwinkern klar: "Die Plätze sind aber geheim, wir wollen ja kein Eldorado in der Oberpfalz." Und etwas ernster: "Gold kann man nicht nachbauen, es ist eine Laune der Natur. Und außerdem ist es das fünftschwerste, nicht radioaktive Metall." Übrigens: Der Oberviechtacher Goldwäscher war dem ARD nach seinem Vorjahres-Auftritt bei "Immer wieder sonntags" (Stefan Mross) noch gut im Gedächtnis und wurde für heuer wieder angefragt. Die kurzfristig geforderte Zusage war für ihn jedoch nicht machbar.
"Ein Goldgräber benötigt Glück, Geduld und Vertrauen in sich selber", so sein Motto. Die Gerätschaften stellt die Stadt: Schüssel, Sieb, Schaufel und Vergrößerungsglas liegen in einem "Schneewittchensarg" im Wald bereit. Nachdem die "Schiederin" die groben Steine weggewaschen hatte, glitzerte es schnell zwischen den Rillen. "Das ist nur Katzengold", erklärte der Experte, "Gold ist schwer, es treibt nach unten und setzt sich in der Pfanne ab". Also wieder schwenken und das Sediment mit neuem Wasser auswaschen. "Vor dem Gold kommt der Schweiß", sprach die Moderatorin ins Mikro. Doch schon bald hatte sie einen Blick für echte Goldkörner und Günter Zithier bestätigte: "Man erkennt es am goldgelben Glanz. Es ist ein besonderer Farbton, welchen nur Gold hat." Außerdem zerspringe der Glimmer nach einem Druck vom Fingernagel, echtes Gold aber nicht.
Marion Schieder freute sich über das Souvenir aus der Goldstadt Oberviechtach, samt Goldwäscher-Diplom. Übrigens: Sie hospitierte während ihrer Studienzeit auch beim "Neuen Tag" und ist als Schauspielerin/Sängerin von den "BR Brettl-Spitzen" und als langjährige Wiesn-Moderatorin bekannt. Günter Zithier stand ihr am Mikrofon nicht nach. Er agierte schlagfertig und brachte die Infos punktgenau. Der Beitrag war schnell "im Kasten", so dass noch ein Abstecher zum wildromantischen Greiner-Weiher drin war. Auch die Schürfgruben und Abraumhalden, als Zeugnisse längst vergangener Goldgräberzeiten, lagen am Weg.
Oberviechtach ist Goldstück Bayerns.
Vortrag und Exkursion 2021
"Gold hat schon immer fasziniert. Aber nur bei uns kann man an Original-Schauplätzen danach suchen und nicht in der Wanne", betont Sigrid Breitschafter, wenn sie Anrufer aus ganz Deutschland am Telefon hat: "Wir liefern das, was der Name Goldsteig verspricht." Sie bedauert es, dass sie für die historische Führung "Vom Gold zum Glas" auf nächstes Jahr vertrösten musste. Und 2020 wäre auch das Jubiläum "10 Jahre Goldlehrpfad" angestanden, mit Vortrag und Exkursion von Dr. Gerhard Lehrberger. "Am Lehrpfad waren aber sehr, sehr viele Wanderer unterwegs", freut sich die Leiterin der Tourist-Information.
Goldstück Bayerns
- Gold-Jubiläumsjahr 2018
Oberviechtach kann auf 700 Jahre Goldbergbau zurückblicken, nachdem im Jahr 1318 das erste Goldbergwerk in Langau urkundlich erwähnt wird. - 10 Jahre Gold-Lehrpfad 2020
Am 16. Mai 2020 hätte die Stadt das Jubiläum "10 Jahre Gold-Lehrpfad" feiern können (coronabedingt auf 2021 verschoben). Mit dem historischen Lehrpfad, der an der Informationsstation bei Unterlangau startet, bietet Oberviechtach in Sachen Gold das "Original". Der Lehrpfad hat ein Alleinstellungsmerkmal und zählt zu den "20 goldenen Geotopen Bayerns". - Goldwaschen
Die geführte Wanderung mit Goldwaschen ist ein Publikumsmagnet. 2019 gab es 42 Goldwanderungen mit über 760 Teilnehmern. Egal ob Kindergeburtstag oder ein Event zum 70., die Aktion am plätschernden Bach im Fichtenwald ist für viele etwas Besonderes. Zum Abschluss erhält jeder Teilnehmer ein "Goldwäscher-Diplom".
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